Unser Zukunftsbild Erneuerbare Energien

Als GLS Bank nutzen wir Geld als soziales Gestaltungsmittel. Gemeinsam mit unseren Kund*innen wollen wir durch den bewussten, verwendungsorientierten Umgang mit Geld die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft sichern und fördern. Die Grundlage für unsere Arbeit und unser Verständnis einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft bilden unser Leitbild und die Anlage- und Finanzierungsgrundsätze. Darin halten wir fest, welche Geschäftsfelder und -aktivitäten wir grundsätzlich von einer Finanzierung ausschließen und welche Geschäftsfelder wir im Rahmen unserer Finanzierungsentscheidungen positiv bewerten, weil sie aus unserer Sicht zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft beitragen.

Daraus abgeleitet ergeben sich unsere sechs Branchen. Für diese haben wir jeweils in einem Zukunftsbild unsere Vision für die Branche festgehalten – sprich: Was ist für uns der Zielzustand einer nachhaltigen Gesellschaft in dieser Branche?

Für die Branche „Erneuerbare Energien“ halten wir fest:

Die Versorgung mit Strom und Wärme ist ein menschliches Grundbedürfnis. Der Energiemarkt sollte an dieses Bedürfnis ausgerichtet und entsprechend gestaltet werden. Wir wollen die Energiewende und den schnellstmöglichen Ausstieg aus fossilen Energien und Atomenergie. Dafür brauchen wir in erster Linie den Ausbau erneuerbarer Energien.

Gleichzeitig wollen wir den Energiemarkt solidarisch, partizipativ und dezentral gestalten. Dafür braucht es zum einen partizipative Wirtschaftsmodelle und innovative Technologien, zum anderen aber auch politische Weichenstellungen und die entsprechende Infrastruktur. Nur so schaffen wir es als Gesellschaft, gemeinsam die Energiewende voranzutreiben.

Eine Strom- und Wärmewende für Industrie, Verkehr und Wohnen erfordert ein grundlegend neues Energiesystem, das den Herausforderungen schwankend zur Verfügung stehender Energie gewachsen ist. Effizientere Erzeugungs- und Nutzungsanlagen sowie Forschung und Entwicklung an neuen Technologien und Systemlösungen sind unabdingbar.

Hintergründe zur Branche

Herausforderungen und Schwerpunkte 2024

Im Jahr 2024 stieg die installierte Leistung erneuerbarer Energien um knapp 20 Gigawatt auf insgesamt etwa 190 Gigawatt, was einer Steigerung von 12 % gegenüber dem Vorjahr entspricht [1].  Diese Entwicklung wurde maßgeblich durch den Ausbau von Solar- und Windenergie vorangetrieben. 
Ob und inwieweit sich diese Entwicklung auch in Zukunft fortsetzen wird, ist mit Blick auf die neu gewählte Regierung noch offen. Das betrifft zudem das Solarpaket I, das 2024 zwar von der Bundesregierung verabschiedet, aber von der EU-Kommission noch nicht genehmigt wurde. Dies ist aus unserer Sicht wichtig: Eine bessere Förderung von Dach- und Agri-PV-Anlagen entlastet landwirtschaftliche Flächen.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen bleibt die Energiewende somit trotz der Fortschritte ein kontrovers diskutiertes Thema. Während ein Großteil der Bevölkerung den Ausbau erneuerbarer Energien unterstützt, formieren sich gleichzeitig weiterhin Initiativen gegen den Bau von Windenergieanlagen und neuen Stromtrassen in Wohngebieten. Die Herausforderung besteht darin, den Ausbau erneuerbarer Energien mit Umwelt- und Naturschutz sowie sozialen Aspekten in Einklang zu bringen und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu fördern.

Im politischen Diskurs standen 2024 insbesondere die Kosten der Energiewende im Fokus. Schätzungen zufolge belaufen sich die bisherigen Ausgaben auf 500 Milliarden bis 1 Billion Euro, mit prognostizierten weiteren Steigerungen in den kommenden Jahren. Dieser Investitionsbedarf war auch ein zentrales Thema im Wahlkampf, wobei unterschiedliche Ansätze zur Finanzierung und Umsetzung der Energiewende diskutiert wurden.

Die Akzeptanz der Bevölkerung wird zudem stark davon beeinflusst, ob und inwieweit die Vorteile der Energiewende tatsächlich spürbar und sichtbar werden. Das ist besonders da der Fall, wo Bürger*innen an erneuerbaren Energieprojekten beteiligt werden. So wollen wir als Bank verstärkt Bürgerenergieprojekte unterstützen und mit der GLS Crowd neue Bürgerbeteiligungen anstoßen.

Wichtig für die Energiewende sind zudem die Schaffung lokaler Energie-Speichersysteme und der Ausbau von Wärmenetzen. Der Ausbau von Speicherkapazitäten ermöglicht eine effiziente Nutzung von erneuerbaren Energien und hilft, die schwankende Produktion von Wind- und Solarstrom auszugleichen. Lokale Wärmenetze spielen eine zentrale Rolle, um Gebäude effizient mit nachhaltiger Wärme zu versorgen und gleichzeitig den CO2-Ausstoß erheblich zu senken. Beide Maßnahmen sind essenziell, um die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien sicherzustellen und eine stabile, zukunftsfähige Energieversorgung zu gewährleisten.

Finanzielle Branchenkennzahlen 2024

  • 2024 wurden in der Branche Erneuerbare Energien neue Kredite in Höhe von 469,5 Mio. Euro vergeben.
  • Die Branche Erneuerbare Energien macht einen Anteil von 43 % am gesamten Neukreditvolumen im Jahr 2024 aus.
  • Die Kennzahlen und Kundenbeispiele, die im Folgenden vorgestellt werden, beziehen sich auf Finanzierungen des Kompetenzcenters Erneuerbare Energien.
Christian Marcks, Branchenkoordinator Erneuerbare Energien
Christian Marcks, Branchenkoordinator Erneuerbare Energien

Interview mit Christian Marcks

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[1] Bundesnetzagentur (2025): Ausbau Erneuerbarer Energien 2024.

Ein weiterer Aspekt in der politischen Debatte 2024 war die Standort-Frage von PV-Anlagen, insbesondere im Hinblick auf die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen. Vor dem Hintergrund der daraus resultierenden Flächenkonkurrenz zwischen der Errichtung von PV-Anlagen und der landwirtschaftlichen Produktion rückte Agri-PV als Lösungsansatz stärker in den Fokus.

In diesem Kontext haben wir uns erneut kritisch mit der optimalen Nutzung von Flächen auseinandergesetzt, um die Energiewende nachhaltig voranzutreiben. Vorrangig wurden von uns finanzierte Photovoltaikanlagen auf bereits versiegelten Flächen wie Dächern, Fassaden, Parkplätzen und Konversionsflächen installiert. Gleichzeitig haben wir einen Kriterienkatalog für Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen entwickelt, um   Nachteile für die Nahrungsmittelproduktion zu minimieren und einen positiven Beitrag zu Umweltschutz und Biodiversität zu gewährleisten.

Mehr zu diesen Themen und unseren Finanzierungen in den folgenden Abschnitten.

Ergebnisse der Wirkungstransparenz

100 % erneuerbar

Wir setzen zu 100 % auf erneuerbare Energien: Unser Ziel ist die komplette Energieversorgung aus regenerativen Quellen. Dies ist umsetzbar und zukunftsfähig.

Wir haben im Jahr 2024 78 PV-Projekte mit einer insgesamt installierten Nennleistung von 269,15 MWp finanziert.

Weiterhin haben wir Kredite für 12 Windprojekte mit einer installierten Nennleistung von insgesamt 184,43 MW vergeben.

Die prognostizierte jährliche Stromproduktion der 2024 finanzierten PV- und Windenergieprojekte beträgt 564.187 MWh.

Damit könnten 268.022 1-Personen-Haushalte für ein Jahr mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgt werden [2]. Weiterhin können dadurch 373.244 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr “eingespart” werden, d.h. diese werden im Vergleich zu konventionellen Energieträgern weniger emittiert. Zur Einordnung: Die weniger emittierten Treibhausgase entsprechen den jährlichen Emissionen von 35.547 deutschen Bundesbürger*innen [3].

  • Die Aussagen beziehen sich explizit auf die 2024 finanzierten Projekte, d.h. die Anlagen müssen nicht zwangsläufig auch 2024 in Betrieb genommen worden sein. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Genehmigung im Jahr 2024 erteilt wurde (ggf. auch schon 2023), die Inbetriebnahme teilweise aber erst 2025 oder 2026 erfolgt.
  • Wir gehen bei einem 1-Personen-Haushalt von einem Stromverbrauch von 2.105 kWh pro Jahr aus.
  • Wir nehmen an, dass durchschnittlich bei Solarenergie-Projekten 627,43 g CO2e/kWh und bei Windenergieprojekten 692,76 g CO2e/kWh weniger Treibhausgase emittiert werden (im Vergleich zu konventionellem Strom).

Damit entsprechen unsere Finanzierungen im Jahr 2024 rechnerisch einem Anteil von 2,3 % der hinzugewonnenen Nennleistung durch Solar & Windkraft in Deutschland 2024 [4]. Der Zubau betrug 2024 ca. 20 GW.

Daran hatte die Solarenergie einen Anteil von ca. 16.200 MWp. Der Netto-Zubau Windkraft an Land betrug 2024 etwa 2.545 MW. [5] Der Netto-Zubau bezieht sich auf den Zuwachs der installierten Leistung nach Berücksichtigung von Abschaltungen oder Stilllegungen alter Anlagen (Brutto-Zubau minus Abschaltungen und Stilllegungen). Der Brutto-Zubau lag 2024 bei 3.251 MW.

Die komplette Energieversorgung soll aus regenerativen Quellen erfolgen. Eine 100-prozentige Versorgung aus Erneuerbaren Energien ist umsetzbar und zukunftsfähig.

Somit entsprechen die von uns 2024 finanzierten 184 MW aus Windprojekten rechnerisch einem Anteil am Netto-Zubau von 7,2 % bzw. einem Anteil von 5,7 % am Brutto-Zubau.

Wir haben uns im vergangenen Jahr strategisch bewusst auf den Bereich PV und Wind fokussiert und uns selbst ein sehr ambitioniertes Ziel gesetzt. Dieses Ziel haben wir sogar übertroffen. Das kann man für das Zubau-Ziel der Bundesregierung für 2024 nicht sagen: Das tatsächliche erreichte Ausbauvolumen lag deutlich darunter. Entsprechend war unser Anteil am deutschen Ausbau bemerkenswert hoch.

[2] Destatis (2023): Stromverbrauch der privaten Haushalte nach Haushaltsgrößenklassen.
[3] BMUV (2023): Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck pro Kopf in Deutschland.
[4] Bundesnetzagentur (2025): Ausbau Erneuerbarer Energien 2024.
[5] Fachagentur Windenergie (2025)

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Jährl. PV-Zubau-Ziel der Bundesregierung bis 2030

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PV-Zubau in Deutschland 2024

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GLS Bank finanzierte, installierte Nennleistung

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Jährl. Zubau-Ziel Windkraft an Land der Bundesregierung bis 2030

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Zubau Windkraft an Land in Deutschland 2024

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GLS Bank finanzierte, installierte Nennleistung

Die Energiewende kann nur erfolgreich sein, wenn alle Flächen optimal genutzt werden. Da gerade Photovoltaik einen großen Flächenbedarf hat, bevorzugen wir die Installation auf bereits versiegelten Flächen wie Dächern, Fassaden, Parkplätzen oder Konversionsflächen. 79 % der 2024 finanzierten Photovoltaik-Projekte werden auf Dächern und weitere 8 % der Anlagen auf nicht-landwirtschaftlich genutzten Flächen installiert. Diese Projekte machen zwar nur jeweils 14 % und 12 % der installierten Nennleistung durch PV aus. Sie zeigen aber auch, dass wir in der Finanzierung von PV-Projekten nicht nur auf den Ausbau erneuerbarer Energien, sondern auch den Aufbau eines dezentralen Energienetzes und eine effektive Nutzung vorhandener Flächen Wert legen. Mehr dazu unter „Sozial & ökologisch gerecht“. Dabei sehen wir es auch positiv, dass es sich bei bereits 4 % der finanzierten PV-Projekte um Agri-Photovoltaik handelt.

Darüber hinaus bieten wir über unseren Solarrechner eine digitale Energieberatung an. Wer eine Photovoltaikanlage installieren oder eine Wärmepumpe einbauen will, erhält darüber ein individuelles Solar- und Wärmepumpenkonzept. Das integrierte Förderradar zeigt zudem Fördermöglichkeiten auf und informiert auf Basis der Postleitzahl zu den verfügbaren Förderungen sowie der Förderhöhe in der jeweiligen Region.

Bürgernah

Unter partizipativer, demokratischer und monetärer Einbindung der Bürger*innen vor Ort kann die Energiewende als gemeinschaftliches Projekt gelingen und die regionale Wertschöpfung begünstigen.

Mit dem Solarpaket I sollen die bürokratischen Hürden für Mieterstromprojekte auf den Dächern von Mehrfamilienhäusern sowie Balkonkraftwerke deutlich reduziert werden. [6] Dadurch können sich Bürger*innen vermehrt und vor allem vereinfacht aktiv an der Energiewende beteiligen und selbst in die Produktion erneuerbarer Energien einsteigen. Das fördert die dezentrale Energieversorgung, die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung und die lokale Vermarktung.

Neben technischen und infrastrukturellen Gegebenheiten und rechtlichen Rahmenbedingungen spielen weitere Faktoren in der Umsetzbarkeit und Ausgestaltung der Beteiligung von Bürger*innen und Kommunen vor Ort an der Energiewende eine Rolle.

Die Bereitschaft der Bevölkerung, sich an Energieprojekten zu beteiligen, hängt z.B. auch von dem Vertrauen in die Projektbetreiber und die langfristige Rentabilität ab. Gute Kommunikation, Transparenz und die Berücksichtigung lokaler Interessen sind daher entscheidend.

Bei den im Jahr 2024 von uns finanzierten Projekten lag eine regionale Verankerung des Betreibers bei 9,8 % der Projekte vor.

Im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wurde festgelegt, dass Bürger*innen und lokale Gemeinschaften finanziell an erneuerbaren Energieprojekten beteiligt werden können, etwa durch Beteiligungsmodelle wie Mieterstrom oder durch direkte Investitionen in Wind- und Solaranlagen, für die dann garantierte Vergütungen oder günstige Stromtarife festgelegt werden. Beispielsweise ist in §6 des EEG geregelt, dass für Windenergieanlagen an Land mit einer installierten Leistung von mehr als 1.000 Kilowatt den betroffenen Gemeinden 0,2 Cent pro Kilowattstunde der tatsächlich eingespeisten Strommenge angeboten werden (können).

Bei unseren 2024 finanzierten Windkraft-Projekten wurde dies für 83,3 % der Projekte umgesetzt. Diese machen 81 % der jährlich prognostizierten Stromproduktion durch Windräder aus (nämlich 239.037 MWh von insgesamt 295.047 MWh).

Als Gegenentwurf zum alten Energiesystem mit wenigen großen Akteuren, die ihre Interessen durchsetzen, steht die Energiewende in Bürgerhand. Unter partizipativer, demokratischer und monetärer Einbindung der Bürger*innen vor Ort kann die Energiewende als gemeinschaftliches Projekt gelingen und regionale Wertschöpfung begünstigen.

Bei einem unserer Projekte wurden Bürger*innen darüber hinaus über eine Tochtergesellschaft einer örtlichen Bürgerenergiegenossenschaft zu 14 % an der Projektgesellschaft beteiligt. Bei weiteren drei Projekten wurden die Bürger*innen über ein Nachrangdarlehen beteiligt, in einem Fall wurde noch ein Stromtarif vor Ort festgesetzt.

Bei 8,6 % der 2024 finanzierten Projekte sind lokale Bürger*innen an den Eigenmitteln der Projektgesellschaft beteiligt. Im Schnitt liegt der Beteiligungsanteil in diesen Projekten bei 56,4 %. In 7,5 % der Projekte haben lokale Bürger*innen Stimmrechte – im Durchschnitt bei 57,3 %. 
Wie die Zahlen verdeutlichen, stößt die Vision einer Energiewende als Gemeinschaftsprojekt oftmals noch auf Hürden. Das liegt einerseits an den noch teils komplexen bürokratischen Anforderungen und den damit verbundenen Aufwänden. Andererseits liegt es aber auch an der teils fehlenden Bereitschaft der Investor*innen, über §6 EEG oder landesspezifische Regelungen hinauszugehen, manchmal zusätzlich an fehlenden finanziellen Mitteln der lokalen Bevölkerung. Anwohnende äußern oft noch Widerstände: Sie nehmen die Errichtung von Windenergieanlagen oder Solaranlagen als Eingriff in ihre gewohnte Landschaft und Lebensweise wahr.

Wir wollen mit unseren Mitteln und Möglichkeiten die Bürgerbeteiligung bei von uns finanzierten Projekten aktiv fördern und vor allem durch positive Beispiele zeigen, was möglich ist und welche Vorteile damit einhergehen. Dazu haben wir eine Initiative mit der GLS Crowd gestartet: für Projekte, die neben der Fremdfinanzierung auch eine Bürgerbeteiligung über die Crowd durchführen.

So zum Beispiel beim Projekt Bürgerwind Hofoldinger Forst: Hier sind sowohl die Gemeinden vor Ort – Aying, Otterfing und Sauerlach – als Gesellschafter*innen der Projekte beteiligt als auch die Anwohner*innen über die digitale Plattform der GLS Crowd. In den drei Gemeinden wurde jeweils eine Windenergieanlage finanziert. Mehr dazu hier.

Wir halten fest: Die Rahmenbedingungen für Bürgerenergie sind in Deutschland nicht ideal. Unser vorrangiges Ziel ist der Ausbau der erneuerbaren Energien auf 100 %. Nur so können wir die Treibhausgasemissionen im Energiesektor drastisch reduzieren und die Ziele des Pariser Klimaabkommens einhalten. Bürgerenergie kann bei der Dekarbonisierung eine bedeutende Rolle spielen und sollte vom Staat stärker unterstützt werden.

Dezentral

Hier spielt die Art der Vermarktung eine entscheidende Rolle, da sie den direkten Zugang der lokalen Akteur*innen zu den Erträgen ermöglicht, sei es durch lokale Energiegenossenschaften, Bürgerstrommodelle oder innovative Plattformen, durch die die Gewinne aus erneuerbarer Energieerzeugung direkt in den betroffenen Gemeinden bleiben und so die regionale Wertschöpfung gestärkt wird.

96,7 % des jährlich erzeugten Stroms aus den von uns im Jahr 2024 finanzierten Photovoltaik- und Windkraft-Projekten werden über das Marktprämienmodell vermarktet. Der Anteil der Eigenversorgung beträgt 0,6 %.

Beim Marktprämienmodell verkaufen die Betreiber der Anlage die erzeugte Energie nicht zu festen Einspeisevergütungen, sondern über den Strommarkt. Sie erhalten eine Marktprämie, die die Differenz zwischen dem Marktpreis und einem festgelegten Mindestpreis (Referenzpreis) ausgleicht. Für Bürgerenergieprojekte oder lokale Akteur*innen bedeutet dies, dass sie ihre Energie flexibel und marktgerecht verkaufen können, während sie durch die Prämie finanzielle Planungssicherheit erhalten. Dieses Modell fördert eine Marktanpassung und ermöglicht eine stärkere Integration von erneuerbaren Energien in den Wettbewerb, während gleichzeitig die beteiligten Akteur*innen von den Marktgewinnen profitieren können. Im Vergleich dazu fördert Mieterstrom die direkte Stromnutzung in Mehrfamilienhäusern und Quartieren.

Vier Rinder stehen auf einer Weide mit Bäumen vor Windrädern.

Eine dezentrale und kleinteiligere Energiewirtschaft, in der die Energie dort erzeugt wird, wo sie gebraucht wird, und finanzielle Gewinne dort bleiben, wo sie entstehen, ist sinnvoll und erstrebenswert.

Mit Blick auf die räumliche Verteilung der Erzeugung zeichnet sich folgendes Bild:
Im Bereich Photovoltaik haben wir 2024 in 12 von 16 Bundesländern Anlagen finanziert. Schwerpunktmäßig fand der Zubau in den westlichen Bundesländern statt (92,7 % der installierten Nennleistung), verteilt vorrangig auf Norddeutschland (40,1 % der installierten Nennleistung) und Süddeutschland (32,6 % der installierten Nennleistung).

Im Bereich Windenergie wurden 12 Projekte in 7 Bundesländern finanziert, woran Schleswig-Holstein mit 45,7 % der installierten Nennleistung den größten Anteil hat. Die Konzentration der Windenergie-Projekte auf wenige(r) Bundesländer spiegelt die nach wie vor schwierigen Rahmenbedingungen in zahlreichen Bundesländern wider. Jedoch beobachten wir auch positive Entwicklungen in einigen Bundesländern durch die Vorgaben des WindBG (Windenergieflächenbedarfsgesetz) und bspw. die Lockerung der sogenannten 10 H Regelung in Bayern (Mindestabstandregelung für Windkraftanlagen zu Siedlungen). So haben wir 2024 beispielsweise auch eine Windenergieanlage in Bayern (9,4 % der installierten Nennleistung aller finanzierten Windprojekte) finanziert.

Innovativ

Forschung und Entwicklung an neuen Technologien, Systemlösungen und effizientere Erzeugungs- und Nutzungsanlagen sind unabdingbar.

Dazu gehören auch (lokale) Energie-Speichersysteme. Im vergangenen Jahr haben wir neben der Energieerzeugung 5 Speicher-Projekte mit einer Nennleistung von insgesamt 109 MW finanziert.

Noch sind Speichersysteme nicht in solchen Größenordnungen realisierbar, dass sie nennenswert zur Überbrückung sogenannter Dunkelflauten beitragen würden. Aktuell mindern sie vor allem das Ausmaß der Preisschwankungen auf den Strommärkten. Zudem schaffen sie zeitliche Flexibilität bei der Abnahme von Strom. Langfristig werden jedoch weitergehende Lösungen benötigt, damit ohne fossile Energieträger ausreichend Energie zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter zur Verfügung steht.

Ein Meilenstein und wegweisend für Netzstabilität und Versorgungssicherheit ist der von uns finanzierte Batteriespeicher in Bollingstedt der Eco Stor GmbH – das bisher größte Speicherprojekt Deutschlands mit einer installierten Speicherleistung von 103,5 MW und einer Speicherkapazität von 238 MWh. Das Projekt leistet einen erheblichen Beitrag für die Energieinfrastruktur in Schleswig-Holstein.

Eine Strom- und Wärmewende für Industrie, Verkehr und Wohnen erfordert ein grundlegend neues Energiesystem. Es muss den Herausforderungen schwankend zur Verfügung stehender Energie gewachsen sein. Effizientere Erzeugungs- und Nutzungsanlagen sowie Forschung und Entwicklung an neuen Technologien und Systemlösungen sind unabdingbar.

Sozial & ökologisch gerecht

Die Energiewende soll sozial und ökologisch gerecht gestaltet werden. Hierfür sind eine kritische Bewertung eingesetzter Materialien und Standorte sowie innovative Lösungsansätze erforderlich.

Der Steigerung der PV-Kapazität der vergangenen Jahre ist massiv auf den Ausbau von Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen zurückzuführen, die erheblich günstigere gesetzliche Rahmenbedingungen erhalten haben. Das Erreichen der Ausbauziele der Bundesregierung bis 2030 ist dadurch deutlich realistischer geworden. Zugleich geht die Entwicklung einher mit steigenden Pachtpreisen für Landwirt*innen und Debatten über ästhetische und naturschutzrechtliche Bedenken von Megawattanlagen auf Acker- und Grünlandflächen.

Deshalb wenden wir als GLS Bank für die Finanzierung solcher Anlagen einen eigens entwickelten Kriterienkatalog an, der folgende Aspekte umfasst:

Zwei Männer unterhalten sich vor PV-Modulen auf einer Agrarfläche.

Die Energiewende soll sozial und ökologisch gerecht gestaltet werden – von der Rohstoffherkunft über die Herstellung der Anlagen bis zu Umsetzung und Betrieb. Dazu gehören transparente Lieferketten, Umweltschutzmaßnahmen bei den verschiedenen Wertschöpfungsstufen oder Rohstoffrückgewinnung.

So können wir PV-Freiflächenprojekte identifizieren, die zu unserer Haltung passen und den Zielkonflikt zwischen Energiegewinnung und Landwirtschaft möglichst stark abschwächen.

Besonders positiv sind für uns PV-Anlagen an Randstreifen der Autobahn oder Bahnstrecken, da eine Zersiedelung der Fläche bereits besteht und die Bodenqualität oft durch Verschmutzung und Pestizideinsatz der Bahn verschlechtert ist.

Ob die Pachtfläche im Besitz von Landwirt*innen oder Privatpersonen ist, spielt eine Rolle. Entscheidet ein Landwirt eigenständig, die Fläche aus der Bewirtschaftung herauszunehmen, ist das etwas anderes, als wenn er diese verliert, weil sein Verpächter eine lukrativere Einnahmequelle zur Verpachtung gefunden hat.

Wie hoch die Bodenqualität ist und ob ein ökologisches Konzept (z.B. mit Beweidung) umgesetzt wird, ist essenziell im Hinblick auf die Aufwertung einer ehemals intensiv bewirtschafteten Fläche.

Die ideale Anlage ist für uns jedoch Agri-PV. Dieses Modell ermöglicht eine weitere Bewirtschaftung und reduziert den Flächenkonflikt.