Unser Zukunftsbild Soziales & Gesundheit

Unser gesamtes Bankgeschäft beruht auf sozialen und ökologischen Kriterien, die unser Investitions-, Anlage- und Finanzierungsgeschäft prägen. Für unsere Firmenkund*innen gelten unsere Ausschluss- und Positivkriterien.

Für unsere sechs Branchen haben wir jeweils ein Zukunftsbild entwickelt. In diesen formulieren wir unseren gesellschaftlichen Gestaltungsanspruch. Jedes Zukunftsbild wird durch Kernmerkmale - Qualitäten - beschrieben. Diese Kernmerkmale sind mit Wirkindikatoren unterlegt, damit sie messbar sind.

Das Zukunftsbild für die Branche Soziales & Gesundheit lautet:

Vielfalt bereichert, ob beim Wohnen, Arbeiten, Lernen, in der Medizin oder in der Begegnung. Jeder Mensch kann etwas geben, jeder Mensch etwas empfangen, jenseits jeglicher Norm, sei es Zuneigung, Kreativität, Lebensfreude, Wissen, Ideen und vieles mehr. Jeder Mensch hat das Recht, an allem, was die Gesellschaft bietet, uneingeschränkt teilzunehmen, egal, ob er oder sie eine vermeintliche Einschränkung hat. Eine zugewandte Betreuung und eine gute medizinische Behandlung ermöglichen Menschen, die Unterstützung benötigen, ihr Leben so gut wie möglich (wieder) selbstbestimmt führen zu können. Dazu gehört Pflege und Fürsorge für den ganzen Menschen und nicht nur des Körpers. Eine entsprechende Ausstattung und nachhaltige Gestaltung von Sozial- und Gesundheitseinrichtungen tragen dazu bei. Eine Vielfalt an Methoden ermöglicht es, verschiedensten Menschen gerecht zu werden.

Mit unseren Zukunftsbildern arbeiten wir seit einigen Jahren. Wir haben viele Daten zur sozial-ökologischen Wirkung unserer Kund*innen erfasst. Durch regelmäßige Auswertung und Feedback haben wir dazugelernt. Deshalb ist es an der Zeit, die Zukunftsbilder kritisch zu prüfen und – wo notwendig – zu aktualisieren. Unsere generalüberholten Zukunftsbilder werden wir bald veröffentlichen.

Hintergründe zur Branche

Herausforderungen und Schwerpunkte 2023

Unser Schwerpunkt für die Branche Soziales und Gesundheit liegt auf der Finanzierung nachhaltiger Sozialprojekte und -einrichtungen. Dafür schöpfen wir all unsere Angebote und Möglichkeiten aus und binden öffentliche Förderprogramme ein.

In der Sozial- und Gesundheitsbranche stehen wir vor bedeutenden Herausforderungen:

Der Fachkräftemangel und allgemeine Kostensteigerungen setzen Einrichtungen operativ und wirtschaftlich unter Druck, da Leistungsentgelte vielfach nur einmal pro Jahr verhandelt werden und die Refinanzierung in Zeiten steigender Kosten entsprechend nachlaufend geschieht.

Insbesondere die Baukostensteigerungen und das Zinsniveau haben viele Träger dazu veranlasst, Projekte zu stoppen oder zu verschieben. Das Risiko eines Investitionsstaus nimmt zu. Mittlerweile sind die Baukostensteigerungen erfreulicherweise wieder rückläufig.

Nicht nur bei unseren Kund*innen, sondern auch auf Seiten der Kostenträger wird der Personalmangel spürbar und sorgt dafür, dass sich z.B. aufgrund verzögerter Bearbeitung von Abrechnungen Liquiditätsschwierigkeiten ergeben.

Probleme und Herausforderungen der Branche werden kommuniziert.  Wir sind zuversichtlich durch die Tatsache, dass die Politik angesichts dieser Herausforderungen einen klaren Schwerpunkt gesetzt hat und im Jahr 2023 die "Nationale Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen" verabschiedet hat.

Die Wirkung in der Praxis wird sich zeigen. Wir leisten unseren Beitrag in Form eines Sonderkontingents für Gemeinnützige, einer Initiative für die soziale Wende und weiteren bestehenden Angeboten.

Finanzielle Branchenkennzahlen 2023

⦁    In 2023 wurden in der Branche Soziales und Gesundheit neue Kredite in Höhe von 81,6 Mio. EUR vergeben.
⦁    Das Neukreditvolumen der Branche Soziales und Gesundheit ist im Vergleich zum Vorjahr um 33,7 Prozent gesunken.
⦁    Die Branche Soziales und Gesundheit macht einen Anteil von 7 Prozent am gesamten Neukreditvolumen im Jahr 2023 aus.

Uwe Knauer, Branchenkoordinator Soziales & Gesundheit
Uwe Knauer, Branchenleiter Soziales & Gesundheit

Interview mit Uwe Knauer

Ergebnisse der Wirkungstransparenz

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen aus den Kompetenzcentern gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten zu relevanten Finanzierungen. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen.

Im Jahr 2023 konnten wir für branchenübergreifend 71,6 Prozent der relevanten Neufinanzierungen eine Wirkdaten-Erhebung durchführen. Die Auswertung auf dieser Seite basiert auf den Daten zur Branche Soziales und Gesundheit.

 

Inklusion & Diversität

Damit Menschen gesundheitlich gut versorgt sind und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, ist die Finanzierung von Betreuungsplätzen elementar. Im Jahr 2023 konnten dank GLS Finanzierung insgesamt 3.535 Betreuungsplätze gesichert oder neu geschaffen werden. Unsere finanziellen Ressourcen wurden dabei in verschiedene Branchensegmente investiert, darunter Leben im Alter, Unterstützung für Menschen mit Behinderungen sowohl im Erwachsenen- als auch im Kinder- und Jugendbereich, Kinder- und Jugendhilfe, Krankenhäuser, ärztliche Versorgung sowie ambulante Pflege. Von den insgesamt 3.535 finanzierten Betreuungsplätzen wurden 187 neu geschaffen, während es sich bei den Übrigen um bereits bestehende Plätze handelt, die durch die Finanzierung gesichert wurden. Zur Förderung der selbständigen Lebensführung in einem sicheren Umfeld entfallen ca. 3 Prozent der 3.535 Betreuungsplätze auf Außenwohngruppenplätze.

Menschen, die aufgrund verschiedener Umstände in Pflege- oder Betreuungseinrichtungen leben, sollen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
•    Uneingeschränkte Teilnahme von Menschen an allen gesellschaftlichen Aktivitäten von Bildung und Wissenschaft über Wirtschaft und Arbeit bis Gesellschaft und Kultur.
•    In einer inklusiven Welt sind alle Menschen offen für andere Ideen und Vielfalt wird als positives Gut einer pluralistischen Gesellschaft verstanden.

 

 

In den von uns finanzierten Betreuungsplätzen sollen unsere oben aufgelisteten Wertvorstellungen zu Inklusion & Diversität durch Angebote und Maßnahmen vertreten bzw. umgesetzt werden. Alle relevanten Einrichtungen, die 2023 eine Finanzierung erhalten haben, setzen Maßnahmen um, die darauf abzielen, die soziale und kulturelle Teilhabe der Nutzer*innen zu stärken. Als Beispiel dafür, was die von uns finanzierten Einrichtungen konkret umsetzen, dient die Kaspar Hauser Stiftung Berlin. Sie bietet Menschen mit Assistenzbedarf vielfältige Möglichkeiten, am Berufsleben teilzuhaben, die passende Unterstützung in Tagesstätte und Wohnbereich zu bekommen und kulturell teilhaben zu können. Dafür haben wir 2023 den Umbau verschiedener Werkstattbereiche finanziert.

In Bezug auf relevante Einrichtungen wurden die Kundensegmente Leben im Alter, Leben mit Behinderungen sowie Kinder- & Jugendhilfen befragt. In anderen finanzierten Einrichtungen wie Krankenhäusern ist die Frage nach sozialer und kultureller Teilhabe aufgrund temporärer Aufenthalte nicht von Bedeutung.

Unsere Kundenberater*innen bewerteten 98 Prozent der von uns finanzierten Einrichtungen in Bezug auf Inklusion & Diversität als gut (59 Prozent) oder hervorragend (39 Prozent). In diese Einschätzung sind Fragestellungen wie „Wird soziale und kulturelle Teilhabe uneingeschränkt an allen gesellschaftlichen Aktivitäten gefördert?“ oder „Welche weiteren Angebote gibt es?“ eingeflossen.

Dieses Diagramm zeigt die durch die GLS Finanzierung im Jahr 2023 im estand gesicherten und neu finanzierten Betreuungsplätze

Die Ergebnisse der Wirkungstransparenz zeigen, dass wir durch unsere Finanzierungen positiv auf die Qualität "Inklusion & Diversität" einwirken. Als GLS Gemeinschaft sichern und schaffen wir neue Betreuungsplätze. Alle relevanten Einrichtungen setzen Maßnahmen zur Stärkung der sozialen und kulturellen Teilhabe der Nutzer*innen um. Obendrein konnten unsere Kundenberater*innen den Einrichtungen zu 98 Prozent eine gute oder gar hervorragende Arbeit in Bezug auf Inklusion und Diversität bestätigen.

Die gemeinnützige Kaspar Hauser Stiftung Berlin bietet für Menschen mit Assistenzbedarf vielfältige Optionen, wie
•    Arbeitsmöglichkeiten, spannende berufliche Perspektiven und interessante Bildungschancen in der anerkannten Werkstatt für Menschen mit Behinderungen,
•    sozial-psychiatrische Angebote in der Tagesstätte und bedarfsgerechte Wohnmöglichkeiten im Wohnbereich,
•    tägliche Angebote zu Kunst, Therapie und Bewegung.

Die Stiftung betreut mehr als 370 Menschen mit Assistenzbedarf mit rund 180 professionell ausgebildeten Mitarbeiter*innen. Eine wertschätzende Begleitung jeder und jedes Einzelnen und vertrauensvolle Beziehungen in allen Bereichen machen dabei den Geist der Kaspar Hauser Stiftung aus.
Herausforderung: Die seit Jahren angespannte Situation am Immobilienmarkt in Berlin machte den Erwerb einer Immobilie für die Zwecke der Stiftung unmöglich. So blieb nur die langfristige Anmietung einer Immobilie als Lösung. Das stellt die Stiftung vor besondere Herausforderungen. Da keine grundbuchliche Absicherung möglich ist, sind so hohe Investitionen in gemietete Räume schwierig zu finanzieren.

Finanziertes Projekt: Um- und Ausbau der angemieteten Räumlichkeiten
•    Barrierefreie Produktionsküche & barrierefreie Cafeteria: Diese beiden Werkstattbereiche waren bislang im Haupthaus der Einrichtung untergebracht, genügten aber weder den technischen noch den hygienischen Standards und waren nicht barrierefrei.
•    Plätze im Beschäftigungs- und Förderbereich bzw. Werkstattbereich im 1. OG

Methodenvielfalt

Einrichtungen, die eine ganzheitliche Betreuung und Unterstützung bieten, können dadurch den individuellen Bedürfnissen und Wünschen der Nutzer*innen gerecht werden. Unter Nutzer*innen verstehen wir z.B. die Bewohner, Menschen in der Tagesbetreuung, Klienten und Patientinnen.  Deshalb adressieren wir in unserem Kundengespräch, wie die Einrichtungen die individuellen Wahlmöglichkeiten und die Freiheit in der Therapie stärken. Wir freuen uns, dass alle Rückmeldungen hierzu positiv waren. Das bedeutet, dass alle relevanten Einrichtungen, die 2023 eine GLS Finanzierung erhalten haben, Maßnahmen zur Stärkung der individuellen Wahlmöglichkeiten und Therapiefreiheit der Nutzer*innen anbieten oder planen.

Angebot verschiedener Konzepte, Methoden und Perspektiven zur Behandlung, Pflege und Betreuung mit dem Ziel
•    des Erhalts, der Förderung oder Wiedergewinnung
•    der menschlichen Würde, der individuellen Persönlichkeit und einer möglichst selbständigen Lebensführung

 

 

Sowohl der betroffenen Person als auch ihren Angehörigen steht das Recht auf Pflegeberatung zu. Deshalb fragen wir ab, ob in den Einrichtungen auch Beratungsangebote für die Angehörigen vorhanden sind, welche die individuellen Wahlmöglichkeiten und die Therapiefreiheit fördern. 69 Prozent der finanzierten Einrichtungen bieten bereits Beratungsangebote für Angehörige zur Stärkung individueller Wahlmöglichkeiten und Therapiefreiheit an. 12 Prozent planen die Implementierung solcher Angebote. Hierbei ist anzumerken, dass wir bei ca. jeder vierten relevanten Einrichtung keine Auskunft bezüglich dieser Fragestellung erhalten haben.

Zudem haben wir in unseren Positivkriterien der Anlage- und Finanzierungsgrundsätze definiert, dass ein selbstbestimmtes Leben gefördert werden soll sowie eine professionelle, individuelle und liebevolle Begleitung der Menschen erfolgen soll. Weitere Details zur Betreuungsqualität finden Sie im folgenden Abschnitt.

 

Angebot von Beratungsangeboten für Angehörige zur Stärkung der individuellen Wahlmöglichkeiten & Therapiefreiheit bei 2023 finanzierten Einrichtungen (in Prozent)

Alle von uns finanzierten Einrichtungen leisten im Bereich dieser Qualität nach Einschätzung der Kundenbetreuer*innen gute (71 Prozent) oder hervorragende (29 Prozent) Arbeit, sodass wir die durchschnittliche Note „gut“ an dieser Stelle vergeben können. Beispiele für Angebote und Maßnahmen, die für die Bewertung herangezogen werden, sind: Komplementärmedizin; Bewegungs- und Klangtherapie; Kunsttherapie; psychologische Begleitung oder auch Ayurveda.

Zwei Personen striegeln ein Lama.

Unsere Auswertung hat ergeben, dass unsere Finanzierungen im Jahr 2023 positiv auf die Qualität Methodenvielfalt einzahlen. Leider können wir anhand der Daten nicht ermitteln, welche Angebote und Maßnahmen unsere Kund*innen konkret anbieten. Hinzu kommt, dass die Datenqualität bezüglich Beratungsangebote für Angehörige verbesserungswürdig ist.

Betreuungsqualität

Nicht nur aufgrund des Fachkräftemangels ist es wichtig, die vorhandenen Mitarbeitenden durch gute Arbeitsbedingungen zu halten. Es entspricht unserer Wertekultur, einen respektvollen Umgang mit Mitarbeitenden zu leben. Das überprüfen wir durch unsere Positivkriterien zur Unternehmensführung. Lebt eine Einrichtung einen wertschätzenden Umgang mit ihren Mitarbeitenden, können diese sich besser auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren und langfristige zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen. Ein wichtiger Aspekt in Bezug auf die Betreuungsqualität.

Um die Arbeitsbedingungen in den von uns finanzierten Einrichtungen zu verstehen, hilft ein Blick auf die Mitarbeitendenfluktuation. Eine positive Unternehmensführung hat indirekte Auswirkungen auf die Fluktuation. Unsere Auswertung hat ergeben, dass die Mitarbeitendenfluktuation der Einrichtungen, die 2023 eine Finanzierung erhalten haben, bei 7,4 Prozent liegt. Damit ist sie nur etwa ein Drittel so hoch wie der Fluktuationskoeffizient im Gesundheitswesen in Deutschland (21,9 Prozent) [1]. Allerdings liegen uns nur von einem Drittel der Einrichtungen Daten vor. Außerdem kann nicht festgestellt werden, wie viele der Mitarbeitenden tatsächlich Festangestellte sind, da Mitarbeitende z.B. auch ehrenamtlich tätig sein können oder Studierende in Teilzeit. Dies könnte die Fluktuation beeinflussen.

Zur Betreuungsqualität zählt die Zielgruppen- und bedarfsgerechte Umsetzung von strukturellen, fachlichen und zwischenmenschlichen Maßnahmen zum Erhalt, der Förderung oder Wiedergewinnung:
•    der menschlichen Würde,
•    der individuellen Persönlichkeit,
•    einer möglichst selbständigen Lebensführung,
•    der Teilnahme am sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben
•    sowie der geistigen und seelischen Fähigkeiten

 

Mit Blick auf die fachliche Qualität der Betreuung haben wir diverse Indikatoren zur Qualifizierung der Mitarbeitenden erhoben. In den letzten Jahren mussten wir aber feststellen, dass die Frage nach der Anzahl der beschäftigten Fachkräfte und ihrer weiteren Kompetenzen für viele Einrichtungen schwierig zu beantworten war. Aufgrund von zu wenigen Datenpunkten können wir hierzu für das Jahr 2023 keine quantitativen Aussagen treffen.

Wir als GLS Bank stehen für sozial-ökologischen Wandel seit 1974. Deswegen legen wir Wert darauf, dass die von uns finanzierten Einrichtungen soziale, ethische und ökologische Aspekte in ihrer Arbeit berücksichtigen, die über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehen. So freut es uns, dass 100 Prozent der in 2023 finanzierten Einrichtungen soziale und ethische Aspekte in ihrer Satzung verankert haben. 55 Prozent haben zusätzlich ökologische Aspekte in der Satzung verankert. Des Weiteren verzichten 73 Prozent der von uns finanzierten Pflegeeinrichtungen explizit auf eine Gewinnorientierung in ihrer Satzung. Dies lenkt den Fokus weg von einer Profitorientierung auf das Wohlergehen der Nutzenden solcher Einrichtungen und deren Mitarbeitenden. Ausgenommen aus dieser Befragung sind Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser, Ärzte und die ambulante Pflege.

Auch für diese Qualität haben unsere Kundenberater*innen eine Bewertung vorgenommen. Die Betreuungs- und Pflegequalität der relevanten Einrichtungen wurde durchschnittlich als "hervorragend" und damit der Bestnote bewertet. Für diese Bewertung wird hauptsächlich das Konzept herangezogen. Es gibt jedoch auch einen Abgleich durch den Eindruck vor Ort.

Zusammenfassend bestätigt die Analyse auch für die Betreuungsqualität eine positive Wirkung durch die Finanzierungen in der Branche Soziales & Gesundheit im Jahr 2023. Insbesondere die Verankerung von sozialen und ethischen Aspekten bei 100 Prozent der relevanten Einrichtungen, der explizite Verzicht auf eine Gewinnorientierung bei 73 Prozent sowie das Gesamtergebnis „hervorragend“ in der Bewertung der Betreuungs- und Pflegequalität zeigen, dass auch für unsere Kund*innen der Mensch im Mittelpunkt steht. Zeitgleich erkennen wir, dass ökologische Themen in der Breite auch bei unseren Kund*innen noch nicht dieselbe Aufmerksamkeit genießen.

[1] Bundesagentur für Arbeit (2022): Der Arbeitsmarkt in Deutschland 2021, Tabelle IV.E.2 Fluktuation der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse nach Wirtschaftszweigen, statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/202112/ama/heft-arbeitsmarkt/arbeitsmarkt-d-0-202112-pdf, S. 111.

Umgebungsqualität

Durch die von uns im Jahr 2023 vergebenen Kredite in der Branche Soziales & Gesundheit wurden insgesamt ca. 110.000 m² finanziert. Der überwiegende Teil hiervon floss in die Modernisierung/Sanierung von bestehenden Plätzen. Nur bei ca. 10 Prozent der finanzierten Fläche handelt es sich um neu geschaffene Plätze.

Wie ist dieser Raum gestaltet?

Alle von uns finanzierten Einrichtungen für Menschen mit Behinderung stellen räumliche Rückzugsmöglichkeiten für die Teilnehmenden der Tagesstruktur zur Verfügung. Unter Teilnehmenden der Tagesstruktur sind Menschen gemeint, die Programme in den sozialen Einrichtungen während des Tages in Anspruch annehmen, jedoch nicht dort wohnen und folglich kein eigenes Zimmer als Rückzugsort haben. Diese Rückzugsorte sind wichtig, um den Stress in der Therapie zu reduzieren und Konflikte vorzubeugen.

 

 

Zielgruppen- und bedarfsgerechte Bereitstellung von räumlichen Möglichkeiten und Ausstattungsmerkmalen zur Unterstützung der Behandlung, Pflege und Betreuung.

Zwei Frauen nutzen einen Lift, eine Frau sitzt auf einem Rollator.

Angebot biologischer und regionaler Lebensmittel bei 2023 finanzierten Einrichtungen (wenn relevant) (in Prozent)

Wie auch schon im Abschnitt der „Betreuungsqualität“ deutlich wurde, schätzen wir es, wenn unsere Kund*innen sozial-ökologische Themen bewegen. Ein gutes regionales und biologisches Essensangebot leistet dabei nicht nur einen nachhaltigen Beitrag, sondern trägt maßgeblich zum Wohlbefinden der Menschen bei [2]. Daher freut es uns sehr, dass 100 Prozent der Einrichtungen, die 2023 von uns finanziert wurden, ein Essensangebot aus biologischen und/oder regionalen Zutaten bereitstellen. Bei 68 Prozent werden biologische Lebensmittel in den Essensplan integriert. Bei 93 Prozent ist das Angebot regional. Durch regionale Lebensmittel sind die Lieferketten kürzer und oft transparenter und die lokale Landwirtschaft wird gestärkt. Im Vergleich zum Vorjahr gab es einen Zuwachs an Einrichtungen, die ein biologisches und regionales Essensangebot haben. Im Vorjahr waren es 41 Prozent, nun bieten 61 Prozent regionales Bio-Essen an.

[2] landeszentrum-bw.de/,Lde/Startseite/wissen/genuss-gemeinschaft-gesunderhaltung-essen-in-eenioreneinrichtungen

Um die Qualität einer Immobilie insgesamt zu bewerten, ziehen wir das Ergebnis des nWert Gutachtens heran.

Die Erstellung des nWert Gutachtens für Immobilien erfolgt durch unsere Tochter GLS ImmoWert. nWert ist ein Bewertungssystem, das nachhaltige Qualitäten eines Gebäudes transparent, messbar und vergleichbar macht. Es überträgt das grundlegende Verständnis der GLS Bank von Nachhaltigkeit auf Immobilien. Unter der Berücksichtigung von baulichen, sozialen und ökologischen Aspekten können Stärken und Schwächen der Immobilie adressiert werden. Es ist damit ein zentrales Werkzeug für die nachhaltige Entwicklung von Immobilien.
Das Ergebnis des nWert Gutachtens lag 2023 bei 10 von 45 Finanzierungen vor. Das durchschnittliche Bewertungsergebnis, welches aus den vorhandenen Gutachten gezogen werden konnte, ist mit 64,5/100 als „Gut“ einzustufen. Die vorliegenden Ergebnisse entsprechen in etwa dem Niveau des Vorjahres (62,6). Bei diesem Ergebnis gilt es zu beachten, dass wir vornehmlich die Sanierung/Modernisierung von Bestandsimmobilien finanziert haben. Das Ergebnis zum nWert ist tendenziell eher besser bei Neubau, weil hier u.a. moderne Standards und Raumgestaltung sowie eine höhere Energieeffizienz realisierbar sind. Die Sanierung von Bestandsobjekten gegenüber Neubauten ist aus ökologischer Perspektive zu präferieren.

Verteilung nWert Gutachten bei 2023 finanzierten Einrichtungen nach Qualitäten (wenn vorhanden) (in Prozent)

Innerhalb des nWert Gutachtens gibt es wiederum verschiedene Kategorien. Dabei entspricht die Kategorie „Nutzerkomfort“ weitestgehend unserem Verständnis von Umgebungsqualität. Deshalb nutzen wir dieses Teilergebnis für die Bewertung der Umgebungsqualität, wenn vorhanden. Fehlt das nWert, erfolgt die Bewertung durch unsere Kreditberater*innen.

So wurde die Umgebungsqualität der von uns 2023 finanzierten Einrichtungen zu 92 Prozent als „gut“ oder sogar „hervorragend“ bewertet. Die durchschnittliche Bewertung entspricht dabei „gut“.

 

Zusammenfassend können wir anhand der Daten nicht genau bestimmen, wie gut die von uns finanzierten Einrichtungen zielgruppen- und bedarfsgerechte räumliche sowie Ausstattungsmerkmale bereitstellen. Durchschnittlich wurde die Umgebungsqualität als „gut“ bewertet. 

Selbstbestimmung & Leben in Würde

Selbstbestimmung und Leben in Würde sind zentrale Werte unserer Gesellschaft.

Zentraler Grundsatz der UN-BRK (Art. 3, a) [3]:

»die Achtung der dem Menschen innewohnenden Würde, seiner individuellen Autonomie, einschließlich der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, sowie seiner Unabhängigkeit«

Doch wird dieser Grundsatz auch gewahrt für Menschen, die auf Assistenz angewiesen sind? Uns ist das sehr wichtig, weshalb ein entsprechendes Angebot bei uns Voraussetzung für eine Finanzierung ist. So bieten 100 Prozent der 2023 von uns finanzierten Einrichtungen Maßnahmen für Selbstbestimmung und ein Leben in Würde an.

 

Bestmögliche Gewährleistung von unabhängigen und individuellen Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten in allen Lebensfragen aller Bewohner*innen/Nutzer*innen einer Einrichtung, auch dann, wenn ihre seelischen, körperlichen und kommunikativen Fähigkeiten eingeschränkt sind.

Des Weiteren freut es uns, wenn Einrichtungen das Ehrenamt ermöglichen. Hier zeigen unsere Daten: 87 Prozent der Einrichtungen im Bereich Leben im Alter und Leben mit Behinderungen kooperieren mit Trägern und Ehrenamt. Die Kooperation zielt dabei auf die Begleitung und Aktivierung der Bewohnenden ab.

Eine Frau steht lächelnd im Garten und hält ein Gartengerät fest.

Selbstbestimmung im Bereich Kinder- und Jugendhilfe kann z.B. dadurch erreicht werden, dass Kinder und Jugendliche in Planung, Zielsetzung und Durchführung mit einbezogen werden. So freut es uns sehr, dass alle fünf relevanten Einrichtungen entsprechende Maßnahmen anbieten. Kinder und Jugendliche fühlen sich dadurch ernst genommen und haben das Gefühl, ihre Lebenssituation aktiv mitgestalten zu können. Sie erleben, dass sie Teil von Entscheidungsprozessen sind.

So scheint es folgerichtig, dass unsere Kundenberater*innen den Einrichtungen die durchschnittliche Bestnote "Hervorragend" für die Einschätzung zu „Selbstbestimmung & Leben in Würde“ vergeben haben. Dafür wurde bewertet, wie gut unabhängige und individuelle Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten in allen Lebensfragen aller Bewohner*innen bzw. Nutzer*innen gewährleistet sind. Auch wenn ihre seelischen, körperlichen und kommunikativen Fähigkeiten eingeschränkt sind. Genauso zahlen Maßnahmen zur aktiven und selbstbestimmten Gestaltung des Tagesablaufs, die Kooperation mit Ehrenamtlichen und Beratungsangebote positiv auf diese Bewertung ein.

Abschließend lässt unsere Analyse den Rückschluss zu, dass die 2023 von uns finanzierten Einrichtungen allesamt positiv auf die Qualität „Selbstbestimmung & Leben in Würde“ einzahlen.

[3] www.behindertenbeauftragter.de/DE/AS/rechtliches/un-brk/un-brk-node.html

Abschluss & Ausblick

Das Jahr 2023 weist trotz großer Herausforderungen viele Erfolge auf. Als GLS Bank leisteten wir einen besonderen Beitrag in Form eines Sonderkontingents für Gemeinnützige, einer Initiative für die soziale Wende.

Die von uns finanzierten Einrichtungen erhielten von unseren Kundenbetreuer*innen hohe Bewertungen in allen Qualitäten des Zukunftsbildes der Branche „Soziales & Gesundheit“. Alle Qualitäten wurden von den Kundenbetreuer*innen durchschnittlich als „gut“ oder „hervorragend“ bewertet. Es ergibt sich ein Gesamtergebnis von im Durchschnitt 1,68 (hervorragend) in den bewerteten Einrichtungen. 

Durch die GLS Finanzierung konnten insgesamt 3.535 Betreuungsplätze gesichert oder neu geschaffen werden. Wir achten darauf, dass die Einrichtungen durch eine bestmögliche Betreuung den Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. In den Einrichtungen wird das Wohl der Nutzer*innen, der Mitarbeitenden als auch das Wohl der Angehörigen mit einbezogen.  Kinder und Jugendliche werden aktiv in Entscheidungsprozesse einbezogen und fühlen sich ernst genommen.

Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt Raum für Verbesserungen. Neben den methodischen Herausforderungen der Wirkungsmessung stehen politische Herausforderungen und Entwicklungen im Vordergrund. Um eine möglichst repräsentative Darstellung zu erhalten, müssen wir verschiedene Aspekte berücksichtigen. Dazu gehört die Vorgehensweise bei der Befragung, die Auswahl der Fragen zur bestmöglichen Erfassung unserer Wertvorstellungen, die Relevanz bestimmter Themen für unterschiedliche Einrichtungen, die Herausforderungen, mit denen unsere Kunden*innen konfrontiert sind und vieles mehr. Insbesondere die Corona-Pandemie hat das Thema Soziales & Gesundheit wieder verstärkt in die öffentliche und politische Diskussion gerückt. Pflegeproteste und Gesundheitsreformen verdeutlichen, dass Veränderungen im Gange sind, aber auch, dass noch erheblicher Handlungsbedarf besteht. Gute Rahmenbedingungen sind wichtig für unsere Kund*innen.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die GLS finanzierten Einrichtungen einen starken Fokus auf soziale, ethische und ökologische Aspekte haben und sich kontinuierlich für die Verbesserung der Betreuungsqualität einsetzen.