Biosphäre
In diesem Kapitel beschreiben wir, wie wir auf die Biosphäre, insbesondere die Biodiversität, wirken und wie die Biodiversität uns wirkt. Dazu geben wir einen Einblick in Konzepte, Ziele, Maßnahmen und Kennzahlen zum Thema Biodiversität.
Viel Spaß beim Lesen!
Einleitung
Die Biosphäre bezeichnet die Gesamtheit aller mit Lebewesen besiedelten Schichten unserer Erde. Damit umfasst sie alle Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen bis hin zu kleinsten Mikroorganismen. Eine intakte Biosphäre führt zu überlebenswichtigen Prozessen: Luft und Wasser werden gereinigt, Krankheitserreger bekämpft, Pflanzen und Tiere vermehren sich. Menschliche Eingriffe durch beispielsweise Entwaldung bedrohen die Intaktheit der Biosphäre.
Diese Angaben beziehen sich auf ESRS SBM-3 und ESRS E4.SBM-3: Wesentliche Auswirkungen, Risiken und Chancen und ihr Zusammenspiel mit Strategie und Geschäftsmodell. Weitere Details sind im nichtfinanziellen Bericht 2024 enthalten.
Im Rahmen unserer Wesentlichkeitsanalyse haben wir für die wesentlichen Themen positive und negative Auswirkungen, die von uns auf das Thema Biodiversität wirken, sowie Risiken und Chancen, die sich durch die Biodiversität für uns ergeben, gesammelt. Zu diesen Auswirkungen, Risiken und Chancen geben wir im Folgenden einen Überblick.
Konzepte zum Umgang mit den Auswirkungen, Risiken und Chancen
Diese Angaben beziehen sich auf ESRS MDR-P und ESRS E4-2: Strategien im Zusammenhang mit biologischer Vielfalt und Ökosystemen. Weitere Details sind im nichtfinanziellen Bericht 2024 enthalten.
Es braucht Strategien und Konzepte, um negative Auswirkungen zu minimieren, positive Auswirkungen zu stärken, Risiken angemessen zu begegnen und Chancen zu nutzen. Einige unserer Konzepte stellen wir hier vor.
Ziele und Maßnahmen zum Umgang mit den Auswirkungen, Risiken und Chancen
Um insbesondere die negativen Auswirkungen und Risiken steuern zu können, setzen wir uns regelmäßig Nachhaltigkeitsziele. In der Zielsetzung orientieren wir uns an globalen planetaren Grenzen und sozialen Fundamenten. Um sicherzustellen, dass wir das Ziel erreichen können, führen wir verschiedene Maßnahmen durch. Im Folgenden sind die Ziele und Maßnahmen aus dem Jahr 2024 beschrieben.
Diese Angaben beziehen sich auf ESRS MDR-T, ESRS MDR-A, ESRS E4-3 und ESRS E4-4: Ziele und Maßnahmen im Zusammenhang mit biologischer Vielfalt und Ökosystemen. Weitere Details sind im nichtfinanziellen Bericht 2024 enthalten.
Planetare Grenzen und soziale Fundamente
Die Biodiversität ist in Gefahr: Etwa eine Millionen Arten sind laut dem globalen Biodiversitätsrat bereits in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht und fast die Hälfte der natürlichen Lebensräume ist bereits gestört. Wissenschaftler*innen verweisen mit großer Vehemenz darauf, dass kein Spielraum (Budget) für eine weitere Schädigung von Biodiversität und Ökosystemen vorhanden ist. So setzt sich das Kunming-Montreal Übereinkommen zur biologischen Vielfalt das Ziel, den Verlust bis 2030 auf Netto-Null zu reduzieren. Klar ist: Es muss sofort gehandelt werden und dabei alle Interessensgruppen mit einbezogen werden. Da nicht jede negative Auswirkung, die durch wirtschaftliche Aktivitäten entsteht, vermieden werden kann, müssen auch Anstrengungen zur Wiederherstellung von Ökosystemen unternommen werden.
Dazu gehören auch das globale Budget zu Landnutzungsänderungen, welches eine maximale Landfläche definiert, die in Ackerland umgewandelt werden darf, und die Belastungsgrenze der Stickstoff- und Phosphorkreisläufen. Übermäßiger Einsatz von Düngemitteln führt zu Boden- und Gewässerbelastung und letztendlich zum Verlust von Artenvielfalt.
Neben den ökologischen Schwellenwerten gibt es auch soziale Fundamente, die mit der Biosphäre zusammenhängen. Eine gesunde Umwelt ist die Voraussetzung für eine sichere, nahrhafte und nachhaltige Ernährung. Eine nachhaltige Landnutzung sichert außerdem Raum für nachhaltigen Wohnraum ohne Zerstörung von Natur.
Ziel: Analyse der Biodiversitätswirkung des Kerngeschäfts der GLS Bank bzgl. des Ziels eines netto-null Biodiversitätsverlustes
Das Ziel zu Analyse der Biodiversitätswirkung des Kerngeschäfts der GLS Bank bzgl. des Ziels eines netto-null Biodiversitätsverlustes stellt im Kontext der beschriebenen Konzepte in der Geschäfts- und Risikostrategie ein erstes Etappenziel dar. Die Erreichung dieses Ziels bedingt die weitere Ableitung von notwendigen Maßnahmen zur Erreichung eines netto-null Biodiversitätsverlusts durch Auswirkungen der Geschäftstätigkeit der GLS Bank. Um wirksame Steuerungsinstrumente zu entwickeln und zu implementieren, müssen zunächst die Biodiversitätswirkungen genauer verstanden werden.
Das Ziel fokussiert sich auf die Biodiversitätswirkungen der Kreditvergabe der GLS Bank.
Das Ziel gilt für 2024 bis 2025.
Der Hintergrund des Ziels ist, die Biodiversitätswirkung der GLS Bank in einen globalen Kontext der Biodiversität zu setzen. Hierbei wurde auf wissenschaftliche Erkenntnisse, insbesondere des Weltbiodiversitätsrats, zurückgegriffen. Dieser stellt fest, dass die Belastungsgrenzen für Biodiversität nahezu erreicht sind. Es gibt damit kein verbleibendes Budget für negative Biodiversitätswirkungen. Die Biodiversitätswirkung der GLS Bank muss daher auf einen netto-null Biodiversitätsverlust ausgerichtet werden.
Da das Ziel bis Ende 2025 gilt, können wir an dieser Stelle noch keinen Zielerreichungswert berichten.
Die Zielsetzung beruht nicht explizit auf dem Globalen Biodiversitätsabkommen von Kunming-Montreal oder anderen internationalen Abkommen zu Biodiversität. Hinter dem Ziel steht das Bestreben, die Auswirkungen auf die Biodiversität verstehen und quantifizieren zu können.
Zur Erreichung des Ziels haben wir in 2024 verschiedene Maßnahmen umgesetzt:
Ziel: Finanzierung von Unternehmen/ Betrieben in der Branche Ernährung, von denen 30 % hervorragende sozial-ökologische Maßnahmen in Biodiversität, Umwelt und Soziales vorweisen
Durch das Ziel „Finanzierung von Unternehmen/ Betrieben in der Branche Ernährung, von denen 30 % hervorragende sozial-ökologische Maßnahmen in Biodiversität, Umwelt und Soziales vorweisen“ wird der Anspruch und die Vision der GLS Bank an besondere Nachhaltigkeitsleistungen in der Wertschöpfungskette Ernährung (über Bio-Zertifizierung hinaus) konkretisiert und mit einem für das Konzept relevanten Wert bemessen – hierzu gehören neben relevanten Leistungen und Berücksichtigung der Auswirkungen auf Biodiversität auch andere Umweltfaktoren sowie soziale Aspekte. Der Zielwert beträgt 30 % und ist ein relativer Wert, der den Anteil der Betriebe, die entsprechende Maßnahmen umsetzen, an den insgesamt im laufenden Jahr finanzierten Betrieben bemisst. Das Zielniveau wird jährlich evaluiert.
Das Ziel gilt für das Firmenkundenkreditgeschäft der GLS Bank, insb. die Branche Ernährung. Es wird das jeweilige Berichtsjahr bewertet und kein gesondertes Basisjahr festgelegt. Das Ziel gilt für das Jahr 2024. Es gibt keine Zwischen- oder Etappenziele.
Die Datenquelle zur Berechnung der Zielerreichung ist das Wirkungstransparenzportal. Auf Basis unterschiedlicher Studien zur Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen wurden die entsprechenden
Maßnahmen für die Befragung ausgewählt. Die durch dieses Ziel forcierten Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität zahlen auf die Einhaltung planetarer Grenzen gemäß der Donut-Ökonomie ein. Externe Stakeholder wurden nicht in die Zielsetzung einbezogen. Das Ziel wurde im Berichtsjahr nicht angepasst.
In 2024 haben 64,0 % der Unternehmen und Betriebe hervorragende sozial-ökologische Maßnahmen in den Bereichen Biodiversität, Umwelt und Soziales umgesetzt.
Die Überwachung erfolgt durch ein quartalsbasiertes Reporting, das den zuständigen Abteilungsleitenden zur Verfügung gestellt wird. Gespräche zur Zielerreichung finden zwischen der Abteilungsleitung und dem Team statt, insbesondere sofern Handlungsbedarf zur Zielerreichung besteht.
Zur Zielerreichung wurde unter anderem folgende Maßnahme durchgeführt:
Kennzahlen und weitere Informationen
Biodiversität im Bankbetrieb
Durch unsere tägliche Bankarbeit haben wir keine starken Auswirkungen auf die Biodiversität: Unsere Arbeitsstätten befinden sich ausschließlich in städtischen Ballungsgebieten, sodass für unsere Büroräume keine freien Flächen versiegelt oder Lebensräume zerstört werden mussten. Unser Verwaltungsgebäude in Bochum haben wir 2005 als Altbestand gekauft und unter Berücksichtigung hoher ökologischer Standards aufwändig saniert. Ein geteerter Parkplatz im Innenhof mit einer Größe von über 400 m² wurde entfernt. Die Fläche haben wir stattdessen entsiegelt und eine Gartenanlage mit Rasen und Teichanlage geschaffen.
Die Standorte der GLS Bank befinden sich nicht in Schutzgebieten oder Gebieten mit hohem Biodiversitätswert.
Der größte Hebel einer Bank liegt aber nicht im Bankbetrieb selbst, sondern darin welche Unternehmen finanziert werden.
Für den Verlust der Biodiversität sind verschiedene Haupttreiber entscheidend. Dies sind Landnutzungsänderungen, die direkte Ausbeute von Ressourcen durch z. B. Fischerei, der Klimawandel, die Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser sowie das Einbringen von invasiven gebietsfremden Arten. Für den GLS Konzern sind davon vor allem der Klimawandel, Landnutzungsänderungen und Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser relevant. Jedoch können im Portfolio Auswirkungen wie der Ausstoß von CO2 auftreten und dadurch der Klimawandel verstärkt werden. Durch die Anlage- und Finanzierungsgrundsätze werden starke negative Auswirkungen auf die Haupttreiber der Biodiversität jedoch ausgeschlossen.
Diese Angaben beziehen sich auf ESRS E4-5: Auswirkungsparameter im Zusammenhang mit biologischer Vielfalt und Ökosystemveränderungen. Weitere Details zu E4-5 sind im nichtfinanziellen Bericht 2024 enthalten.
Insbesondere in unserer Kantine verzichten wir vollständig auf Fleisch aus konventioneller und industrieller Produktion. Vielmehr bieten wir biologische, saisonale und regionale, bzw. fair produzierte Lebensmittel für die Verpflegung und Bewirtung an. Kantinen sind aufgrund ihrer großen Anzahl an Essensausgaben ein großer und wichtiger Hebel in der Agrarwende. Auf diese Weise unterstützen wir auch im internen Bankbetrieb die ökologische Landwirtschaft. Ökologische Landwirtschaft verzichtet auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel, die für eine zunehmende Bodenunfruchtbarkeit verantwortlich sind.
Gleichzeitig achten wir auch auf die kleinen Dinge: Wir verwenden feste Seife, wassersparende Sanitäreinrichtungen und achten bei der Büroausstattung auf Nachhaltigkeitszertifikate.
Flächenversiegelung durch GLS Gruppe und Bankbetrieb
Trotz aller Bemühungen, die Ökosystemleistung "Bodenfruchtbarkeit" zu erhalten und zu stärken, kommen auch wir nicht um einen gewissen negativen Einfluss herum. An unserem Hauptstandort in Bochum konnten wir zwar einen ehemaligen Parkplatz renaturieren, dennoch nutzen wir einen weiteren Parkplatz für unsere Mitarbeitenden. Auch unsere Gebäude entsprechen zwar strengen ökologischen Standards, dennoch versiegeln sie Flächen, die auch innerstädtische Biotope sein könnten.
Deshalb ist es wichtig, unsere Wirkung auf Faktoren wie Bodenfruchtbarkeit kritisch zu hinterfragen und zu optimieren. Dies gilt auch für die Kredite, die wir vergeben. Auch wenn wir durch unsere sozial-ökologische Ausrichtung erheblich geringere negative Auswirkungen auf die Natur haben, können wir uns nicht davon freisprechen. So geht bspw. der Bau von neuen Wohnungen, Kindergärten, Pflegeheimen und anderen sozialen Einrichtungen mit Flächenversiegelungen einher. Diese Zielkonflikte sind spannend. Gleicht der soziale Mehrwert der neuen Kita die negativen Auswirkungen auf die Natur aus?
Ressourcenverbrauch
Der GLS Konzern produziert keinen gefährlichen Abfall. Vor allem im Büro nutzen wir Ressourcen wie Strom und Papier. 2024 verbrauchten wir 118,5 Tonnen Papier. 77,1% sind Recyclingpapier und mit dem Blauen Engel zertifiziert. Damit nehmen wir weniger Naturfläche in Anspruch, als würde unser Papier aus Holzfrischfasern hergestellt werden.
In der Tabelle* listen wir unseren Papierverbrauch sowie unsere Abfälle auf.
| Abfallvolumen 2024 nach Arten und Entsorgungsweg | ||||
|---|---|---|---|---|
| Arten | in kg | in % | Entsorgungsweg | in kg |
| Papier | 27.763,3 | 59,1 | Recycling | 30.236,6 |
| Elektroschrott | 471,0 | 1,0 | ||
| Styropor | 0,0 | 0,0 | ||
| Leuchtstoffröhren | 0,0 | 0,0 | ||
| Glas | 2.002,3 | 4,3 | ||
| Wertstoffe | 6.280,3 | 13,4 | Verwertung | 6.280,3 |
| Speisereste | 1.516,4 | 3,2 | Biogaserzeugung | 1.516,4 |
| Restmüll | 8.956,0 | 19,1 | Beseitigung | 8.956,0 |
| Summe | 46.989,3 | 100,0 | Summe | 46.989,3 |
* Der Entsorgungsweg „Verwertung“ steht für Sammlung und Verwertung aus den Wertstofftonnen nach den Regeln des dualen Entsorgungssystems. Dies geschieht überwiegend durch Rückführung der Wertstoffe in die Stoffkreisläufe und zu geringeren Anteilen in eine Verbrennung oder die Herstellung von Ersatzbrennstoffen.
* Die Zahlen sind nicht mit den Vorjahreswerten in vorherigen Nachhaltigkeitsberichten vergleichbar, da sich die Umrechnungsgewichte eines Entsorgungsunternehmens verändert haben. Aus diesem Grund weisen wir an dieser Stelle keinen Vorjahresvergleich aus.
Holzkarte ohne Plastikkern
Die weltweit erste Holzbankkarte ganz ohne Plastikkern wurde von uns eingeführt. Das Besondere: Sie besteht zu über 90 Prozent aus Holz und Papier. Sie ist mit einem Bio-Stoff verklebt. Übliche Holzkarten enthalten eine Zwischenlage aus Kunststoff. Antenne, Chip und Magnetstreifen müssen aus funktionalen Gründen in ihrer herkömmlichen Form verwendet werden. Das Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in der EU und der Schweiz. Die GLS Holzkarte besteht aus Ahorn. Künftig können auch andere heimische Holzarten genutzt werden. Angeboten wird die GLS Holzkarte in Zusammenarbeit mit DG Nexolution, Raiffeisen-Druckerei und COPECTO GmbH.
Wie unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze auf die Biodiversität wirken
Die Biodiversität begreifen wir als wesentlichen Parameter unseres sozial-ökologischen Ansatzes. Bei der Kreditvergabe, den Eigenanlagen und im Wertpapiergeschäft berücksichtigen wir unterschiedliche Aspekte zur Biodiversität in Form von Positiv- wie auch Ausschlusskriterien.
Dabei ist uns bewusst, dass wirtschaftliche Aktivitäten in den meisten Fällen mit einem Verlust dieser Vielfalt einhergehen.
Wir finanzieren in der Branche Ernährung ausschließlich ökologische Landwirtschaftsbetriebe, welche keine chemisch-synthetischen Pestizide oder künstlichen Düngemittel einsetzen. Zudem schließen wir generell Finanzierungen der Massentierhaltung aus. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl von Projekten, die das Ziel verfolgen, Lebensräume zu schützen oder wiederherzustellen.
Um die Auswirkungen unseres Kerngeschäfts, also der Kreditvergabe, besser verstehen zu können, haben wir unser Kreditportfolio qualitativ auf destabilisierende (schwächende) und stabilisierende (stärkende) Einflüsse hin untersucht. Bisher sind wir noch nicht dazu im Stande, eine quantitative Aussage zu unserer Wirkung auf die Biodiversität zu treffen. Es gibt jedoch spannende Ansätze mit denen wir uns näher beschäftigen. Die Analyse hat unter anderem ergeben, dass unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze bereits ein wirkungsvolles Werkzeug sind, um stabilisierend auf Biodiversität und Ökosysteme zu wirken.
Finanzierung ökologischer Landwirtschaft
Wir finanzieren seit unserer Gründung 1974 gezielt den Ausbau ökologischer Landwirtschaft. Denn wir sind der Meinung, dass es nur mit der ökologischen Landwirtschaft gelingen kann, unsere Lebensgrundlangen wie Boden und Wasser zu schützen.
In unserem Zukunftsbild für die Branche Ernährung haben wir daher definiert, nach welcher Vision wir mit unseren Finanzierungen streben: Unser Zukunftsbild für die Landwirtschaft besteht aus den Qualitäten regionale Wertschöpfung, faire Partnerschaften, gesunde Ernährung und Innovation – und natürlich einer Bio-Zertifizierung für alle landwirtschaftlichen Höfe und Lebensmittel. Mehr dazu ist in der Auswertung zu unserer Branche Ernährung nachzulesen.
Dennoch haben auch unsere Finanzierungen eine Auswirkung auf die Biodiversität, wie wir in den folgenden Abschnitten darstellen.
Wie unsere Branchen auf Biodiversität wirken
BioBoden Genossenschaft
Boden ist Leben. Ist er gesund versorgt er uns mit Lebensmitteln, sauberem Wasser und bindet mehr CO2 als der Regenwald. Trotzdem stößt die Zerstörung durch nicht nachhaltige Bodennutzung zugunsten von Einzelinteressen offenbar an keine Grenzen. Zeit sich die Frage zu stellen, wovon zukünftige Generationen leben sollen. Zeit etwas zu ändern. Fange wir vor der eigenen Haustür an!
Im internationalen Jahr des Bodens 2015 wurde deshalb mit maßgeblicher Unterstützung der GLS Bank und GLS Treuhand die BioBoden Genossenschaft gegründet. Ihr Ziel: So viel Boden wie möglich in ganz Deutschland zu sichern, dauerhaft dem Markt zu entziehen und einer nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. In einer wachsenden Gemeinschaft, wird so kollektiv Verantwortung für unsere Lebensgrundlage übernommen.
Agrarwende mitgestalten
BioBoden stellt für jeden Menschen die Möglichkeit dar, Geld über Genossenschaftsanteile wirksam für den Ausbau des Biolandbaus zur Verfügung zu stellen. Jeder gezeichnete Anteil führt dazu, dass mehr Boden gut gemacht wird. Das bedeutet, dass BioBoden Flächen und Höfe erwirbt, dauerhaft im Eigentum behält und ausschließlich der ökologischen Landwirtschaf zu fairen Konditionen zur Verfügung stellt.
Jeder Hof, der Eigentum der Genossenschaft bewirtschaftet, arbeitet nach den strengen Kriterien eines Bioanbauverbandes. Durch einen langfristigen Pachtvertrag erhalten Landwirt*innen eine sichere Basis für ihre Arbeit und die Möglichkeit, die Bodenfruchtbarkeit über Jahrzehnte hinweg zu steigern.
Nach zehn Jahren haben sich schon über 7.000 Menschen und Organisationen der BioBoden Genossenschaft angeschlossen. Über 90 Höfe in ganz Deutschland bewirtschaften mittlerweile 5.000 Hektar Boden der Genossenschaft.
Biodiversität aus Sicht des Risikomanagements
Im Rahmen des ESG-Risikomanagements der GLS Bank identifizieren wir als Ausgangspunkt in der Risikoinventur wesentliche ESG-Risikotreiber. Hier analysieren wir im Blick auf die Biodiversität unsere Betroffenheit von physischen Umweltrisiken (zunehmender Biodiversitätsverlust und damit Rückgang unterstützender, bereitstellender, kultureller und regulierender Biodiversitätsleistungen) sowie transitorischen Biodiversitätsrisiken (Senkungsnotwendigkeit negative Biodiversitätswirkungen, Entwaldungsverbot, Senkungsnotwendigkeit Wasserverbrauch, Schutzvorschriften für gesunde Ökosysteme, nachhaltige Landnutzung etc.). Grundlage hiervon sind qualitative Analysen der Geschäftsfelder mit einer positiven und/oder negativen Biodiversitätswirkung sowie der Abhängigkeit von Biodiversitätsleistungen. Der Klimawandel als ein Haupttreiber des Biodiversitätsverlusts wird ebenso in der Risikoinventur behandelt. Ergebnis der Risikoinventur sind wesentliche ESG-Risiken, die im fortlaufenden Risikomanagementprozess, darunter Stresstests und Sensitivitätsanalysen, behandelt werden.
Im Rahmen der ESG-Risiko Bewertung von risikorelevanten Kreditengagements erfassen wir systematisch biodiversitätsrelevante Informationen, beispielsweise hinsichtlich implementierter Biodiversitätsmaßnahmen, Daten zu gefährlichem Abfall oder Wasserverbrauch und -entnahme. Ab Krediten über 300.000 EUR erfassen wir Biodiversitätsdaten insbesondere in der Branche Landwirtschaft.
Als wesentliche negative Wirkung sehen wir die Versiegelung von Fläche durch den Bau von Immobilien. Sowohl in der privaten als auch in der gewerblichen Immobilienfinanzierung erheben wir u.a. hierzu detaillierte Biodiversitätsdaten, wie bspw. zur Flächenversiegelung, Dachbegrünung und nahhaltigen Umgebungsgestaltung. Wir koppeln hohe Nachhaltigkeitsleistungen von Immobilien an die Kreditkonditionen, damit wir Nachhaltigkeitsanreize schaffen.
Mehr zu unserer Risikoinventur berichten wir hier.
Finance for Biodiversity Pledge
In 2024 haben wir die Finance for Biodiversity Pledge der Finance for Biodiversity Foundation unterzeichnet und uns damit zu folgenden Punkten verpflichtet:
| Verpflichtung | Berichterstattung für 2024 |
|---|---|
| 1. Wir werden jährlich über die signifikanten positiven und negativen Beiträge zu den globalen Biodiversitätszielen im Zusammenhang mit unseren Finanzierungstätigkeiten und Investitionen in unseren Portfolios berichten und transparent sein. | Wir berichten jährlich in unseren Nachhaltigkeitsberichten, und ab dem Berichtsjahr 2024 ebenso über die European Sustainability Reporting Standards über unsere Ziele, Strategien und Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität. |
| 2. Wir werden zusammenarbeiten und Wissen über Bewertungsmethoden, Biodiversitätskennzahlen, Ziele und Finanzierungsansätze für positive Auswirkungen austauschen. | Wir sind Mitglied und arbeiten in folgenden Netzwerken zum Thema Biodiversität zusammen:
Darüber hinaus setzen wir uns für einen politischen Wandel ein. Mehr dazu im Kapitel Transparenz. |
| 3. Wir werden Kriterien für die biologische Vielfalt in unsere ESG-Richtlinien aufnehmen und gleichzeitig mit Unternehmen zusammenarbeiten, um ihre negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu verringern und ihre positiven Auswirkungen zu erhöhen. | Die Treiber des Biodiversitätsverlustes werden unter Wie unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze auf Biodiversität wirken genannt. Unsere gesetzten Ziele beschreiben wir im Abschnitt Ziele und Maßnahmen zum Umgang mit den Auswirkungen, Risiken und Chancen auf dieser Seite. Hier beschreiben wir unsere für 2024 geltenden Ziele in Bezug auf die Biodiversität. Auch die Ziele in den Bereichen Klima und Wasser haben einen Einfluss auf die Biodiversität. Diese Ziele werden sich in den Folgejahren weiterentwickeln. |
| 4. Wir werden unsere Finanzierungsaktivitäten und Investitionen auf signifikante positive und negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt prüfen und die Ursachen für deren Verlust ermitteln. | Die Wirkung unserer finanzierten Brachen auf die Biodiversität beschreiben wir in den Kapiteln Wie unserer Brachen auf Biodiversität wirken und Biodiversität aus Sicht des Risikomanagements. Zu unserem Vorgehen zur Wesentlichkeitseinschätzung ist mehr in der Beschreibung unserer Wesentlichkeitsanalyse unter Unser Sinn zu finden. |
| 5. Wir werden auf der Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse Ziele festlegen und offenlegen, um die positiven Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu erhöhen und die negativen Auswirkungen zu verringern. | Siehe Abschnitt Ziele und Maßnahmen zum Umgang mit den Auswirkungen, Risiken und Chancen auf dieser Seite. Hier beschreiben wir unsere für 2024 geltenden Ziele in Bezug auf die Biodiversität. Auch die Ziele in den Bereichen Klima und Wasser haben einen Einfluss auf die Biodiversität. Diese Ziele werden sich in den Folgejahren weiterentwickeln. Das Ziel zur Analyse der Biodiversitätswirkung ist ein „Initiation target“ und das Ziel zu Unternehmen und Betrieben mit hervorragenden sozial-ökologischen Maßnahmen ist ein „Portfolio target“. |