Eine Person erntet Zwiebeln.

Biosphäre

In diesem Kapitel beschreiben wir, wie wir auf die Biosphäre wirken.

Viel Spaß beim Lesen!

Einleitung

Die Biosphäre bezeichnet die Gesamtheit aller mit Lebewesen besiedelten Schichten unserer Erde. Damit umfasst sie alle Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen bis hin zu kleinsten Mikroorganismen. Eine intakte Biosphäre führt zu überlebenswichtigen Prozessen: Luft und Wasser werden gereinigt, Krankheitserreger bekämpft, Pflanzen und Tiere vermehren sich. Menschliche Eingriffe durch beispielsweise Entwaldung bedrohen die Intaktheit der Biosphäre.

Wie wir stabilisierend auf die Biosphäre wirken

Biodiversität im Bankbetrieb

Durch unsere tägliche Bankarbeit haben wir keine starken Auswirkungen auf die Biodiversität: Unsere Arbeitsstätten befinden sich ausschließlich in städtischen Ballungsgebieten, sodass für unsere Büroräume keine freien Flächen versiegelt oder Lebensräume zerstört werden mussten. Unser Verwaltungsgebäude in Bochum haben wir 2005 als Altbestand gekauft und unter Berücksichtigung hoher ökologischer Standards aufwändig saniert. Ein geteerter Parkplatz im Innenhof mit einer Größe von über 400 m² wurde entfernt. Die Fläche haben wir stattdessen entsiegelt und eine Gartenanlage mit Rasen und Teichanlage geschaffen.

Die Standorte der GLS Bank befinden sich nicht in Schutzgebieten oder Gebieten mit hohem Biodiversitätswert.
Um die Auswirkungen der Gemeinschaftsverpflegung unserer Mitarbeitenden auf die Umwelt möglichst gering zu halten, verzichten wir seit jeher auf Fleisch aus konventioneller, industrieller Produktion und verwenden ausschließlich biologische und vorwiegend regionale und saisonale Lebensmittel.

Gleichzeitig achten wir auch auf die kleinen Dinge: Wir verwenden feste Seife, wassersparende Sanitäreinrichtungen und achten bei der Büroausstattung auf Nachhaltigkeitszertifikate.

Der größte Hebel einer Bank liegt aber nicht im Bankbetrieb selbst, sondern darin welche Unternehmen wir finanzieren.

Klimaschutz ist Artenschutz

Wer die Pariser Klimaziele ernst nimmt, trägt auch zum Schutz der von der Klimakrise gefährdeten Tiere und Pflanzen bei, die zurzeit unter den Folgen der Dürren, Hochwasser und der Hitzebelastung leiden und in rapidem Tempo aussterben. Alle unsere Maßnahmen, um die Klimakrise zu bekämpfen, tragen also in der Folge auch zum Schutz und Erhalt der Biodiversität bei.

Wie unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze auf die Biodiversität wirken

Die Biodiversität begreifen wir als wesentlichen Parameter unseres sozial-ökologischen Ansatzes. Bei der Kreditvergabe, den Eigenanlagen und im Wertpapiergeschäft berücksichtigen wir unterschiedliche Aspekte zur Biodiversität in Form von Positiv- wie auch Ausschlusskriterien.

Dabei ist uns bewusst, dass wirtschaftliche Aktivitäten in den meisten Fällen mit einem Verlust dieser Vielfalt einhergehen.

Wir finanzieren in der Branche Ernährung ausschließlich ökologische Landwirtschaftsbetriebe, welche keine chemisch-synthetischen Pestizide oder künstlichen Düngemittel einsetzen. Zudem schließen wir generell Finanzierungen der Massentierhaltung aus. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl von Projekten, die das Ziel verfolgen, Lebensräume zu schützen oder wiederherzustellen.

Um die Auswirkungen unseres Kerngeschäfts, also der Kreditvergabe, besser verstehen zu können, haben wir unser Kreditportfolio qualitativ auf destabilisierende (schwächende) und stabilisierende (stärkende) Einflüsse hin untersucht. Bisher sind wir noch nicht dazu im Stande, eine quantitative Aussage zu unserer Wirkung auf die Biodiversität zu treffen. Es gibt jedoch spannende Ansätze mit denen wir uns näher beschäftigen. Die Analyse hat unter anderem ergeben, dass unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze bereits ein wirkungsvolles Werkzeug sind, um stabilisierend auf Biodiversität und Ökosysteme zu wirken.

Und wie sieht es mit Kunststoffen aus?

Kunststoffe sind aus unserem Lebensalltag nicht mehr wegzudenken. Ob für medizinische Kanülen, Computer oder Kleidung, das Material ist allgegenwärtig. Vor allem synthetische Kunststoffe sind aus vielerlei Sicht problematisch. Die Basis ist in der Regel Erdöl, welches massive negative Einflüsse auf die Umwelt hat, sowohl bei der Förderung als auch Verbrennung bzw. Freisetzung in die Natur. Mikroplastik schadet Tieren und Pflanzen. Aber auch die oft enthaltenen chemischen Zusätze können bedenklich für die Umwelt und den menschlichen Körper sein. Als GLS Bank finanzieren wir deshalb in der Regel keine Unternehmen, die neue Kunststoffe auf Erdölbasis herstellen. Positiv für uns sind Unternehmen, die recycelten Kunststoff einsetzen, oder sinnvolle Alternativen entwickeln. So gibt es mittlerweile Kunststoffverbindungen auf Basis von pflanzlichen Reststoffen, die zudem gut abbaubar sind. Generell gilt: wir müssen den Kunststoffverbrauch reduzieren. Durch einen Ausbau des Recyclings kann zudem das ohnehin bereits vorhandene Kunststoff im Sinne seiner Langlebigkeit im Kreislauf weitergenutzt werden. 

Drei Männer sortieren Kartoffeln.

Gezielte Finanzierung ökologischer Landwirtschaft

Wir finanzieren seit unserer Gründung 1974 gezielt den Ausbau ökologischer Landwirtschaft. Denn wir sind der Meinung, dass es nur mit der ökologischen Landwirtschaft gelingen kann, unsere Lebensgrundlangen wie Boden und Wasser zu schützen.

In unserem Zukunftsbild für die Branche Ernährung haben wir daher definiert, nach welcher Vision wir mit unseren Finanzierungen streben: Unser Zukunftsbild für die Landwirtschaft besteht aus den Qualitäten regionale Wertschöpfung, faire Partnerschaften, gesunde Ernährung und Innovation – und natürlich einer Bio-Zertifizierung für alle landwirtschaftlichen Höfe und Lebensmittel.

Ausschluss konventioneller Landwirtschaft aus dem Kreditgeschäft

Wir finanzieren zu 0 Prozent konventionelle Landwirtschaft.

Der Einsatz von chemisch-synthetischen Spritz- und Düngemitteln ist die Hauptursache von Bodenunfruchtbarkeit und dem Artensterben im ländlichen Raum. Wir schließen Investitionen in die konventionelle Landwirtschaft, die mit Pestiziden und künstlichen Düngemitteln arbeitet, durch unsere strengen Anlage- und Finanzierungsgrundsätze aus.

Politischer Wandel

Die konventionelle Landwirtschaft führt zu einer massiven Verarmung der Lebensräume, der biologischen Vielfalt und der Bodenfruchtbarkeit. Umweltschäden durch Spritz- und Düngemittel müssen ihren Preis bekommen. Politisch setzt sich die GLS Bank seit 2017 für eine Abgabe auf Spritz- und Düngemittel ein. 2020 haben wir u.a. gemeinsam mit Greenpeace, dem WWF, der DUH und Bioland eine Machbarkeitsstudie für die Einführung einer Pestizidabgabe durchführen lassen. Diese untersucht auf Grundlage des bewährten dänischen Modells, wie eine Pestizidabgabe in Deutschland sinnvoll ausgestaltet werden könnte. Die Ergebnisse wurden Anfang 2021 vorgestellt und sollen Impulse für nationale und europäische Reformen geben.
Gleichzeitig wurde mit den Ergebnissen ein öffentliches Bewusstsein geschaffen, um eine Abgabe auf Spritz- und Düngemittel auf die politische Agenda zu bringen.

Man sieht eine Mappe, mit der Aufschrift "Ackergifte? Nein danke!". Im Zentrum des Aufklebers ist eine Cartoon-Biene zu sehen. Die Mappe wird von einer Person gehalten.

Weiterhin engagiert sich die GLS Bank aktiv an zivilgesellschaftlichen Protesten, die einen bewussten Umgang mit unserem Planeten fordern. Wir machen mobil und sind aktiv dabei auf den Klimastreiks von Fridays-For-Future und unterstützen die Demonstration „Wir haben es satt!“ in Berlin. Hier hat sich die GLS Bank immer wieder für eine Agrarwende starkgemacht: gegen das Bauernsterben in ländlichen Gebieten, gegen die Grundwasserverschmutzung, gegen das Artensterben und generell für gesunde, biologische Lebensmittel sowie eine nachhaltige, bodenschonende Landwirtschaft.

Die GLS Bank ist Mitglied in verschiedenen Initiativen für die Agrarwende. Mit dem Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft unterstützen wir die Kampagne „Ackergifte? Nein danke!“ und die empirische Forschung über die Verbreitung von Pestiziden. Hier hat die GLS Bank 2020 als Teil des Bündnisses für enkeltaugliche Landwirtschaft die erste Studie ihrer Art initiiert, den Pestizidgehalt mit Passivsammlern zu erfassen. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Es gibt nahezu keinen Ort in Deutschland, an dem keine Pestizide nachgewiesen werden konnten. Die Annahme, dass Pestizide nur lokal am Ausbringungsort wirken, ist somit hinfällig. Der Pestizidgehalt in Luft und Wasser ist deutlich höher als bislang angenommen.

Wie wir destabilisierend auf die Biosphäre wirken

Ressourcenverbrauch

Die GLS Gruppe produziert keinen gefährlichen Abfall. Vor allem im Büro nutzen wir Ressourcen wie Strom und Papier. 2023 verbrauchten wir 62,7 Tonnen Papier. 99,7% sind Recyclingpapier und mit dem Blauen Engel zertifiziert. Damit nehmen wir weniger Naturfläche in Anspruch, als würde unser Papier aus Holzfrischfasern hergestellt werden.

In den Tabellen* listen wir unseren Papierverbrauch sowie unsere Abfälle auf.

* Der Entsorgungsweg „Verwertung“ steht für Sammlung und Verwertung aus den Wertstofftonnen nach den Regeln des dualen Entsorgungssystems. Dies geschieht überwiegend durch Rückführung der Wertstoffe in die Stoffkreisläufe und zu geringeren Anteilen in eine Verbrennung oder die Herstellung von Ersatzbrennstoffen.

Erste Holzbankkarte ohne Plastikkern

Die weltweit erste Holzbankkarte ganz ohne Plastikkern wurde von uns eingeführt. Das Besondere: Sie besteht zu über 90 Prozent aus Holz und Papier. Sie ist mit einem Bio-Stoff verklebt. Übliche Holzkarten enthalten eine Zwischenlage aus Kunststoff. Antenne, Chip und Magnetstreifen müssen aus funktionalen Gründen in ihrer herkömmlichen Form verwendet werden. Das Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in der EU und der Schweiz. Die GLS Holzkarte besteht aus Ahorn. Künftig können auch andere heimische Holzarten genutzt werden. Angeboten wird die GLS Holzkarte in Zusammenarbeit mit DG Nexolution, Raiffeisen-Druckerei und COPECTO GmbH.

Das Bild zeigt die GLS Holzbankkarte auf ein Kartenlesegerät gehalten wird.

Einflüsse unserer Branchen auf die Biodiversität

Bedeutung der Biosphäre für uns als Bank

Finanzielle Risiken

Der zunehmende Biodiversitätsverlust bedroht unser Überleben und führt zu finanziellen Risiken.

Finanzielle Chancen

Der notwendige Wandel in Richtung von Biodiversitätsschutz birgt Chancen für die GLS Bank.

Biodiversität aus Sicht des Risikomanagements

Im Rahmen des ESG-Risikomanagements der GLS Bank identifizieren wir als Ausgangspunkt in der Risikoinventur wesentliche ESG-Risikotreiber. Hier analysieren wir im Blick auf die Biodiversität unsere Betroffenheit von physischen Umweltrisiken (zunehmender Biodiversitätsverlust und damit Rückgang unterstützender, bereitstellender, kultureller und regulierender Biodiversitätsleistungen) sowie transitorischen Biodiversitätsrisiken (Senkungsnotwendigkeit negative Biodiversitätswirkungen, Entwaldungsverbot, Senkungsnotwendigkeit Wasserverbrauch, Schutzvorschriften für gesunde Ökosysteme, nachhaltige Landnutzung etc.). Grundlage hiervon sind qualitative Analysen der Geschäftsfelder mit einer positiven und/oder negativen Biodiversitätswirkung sowie der Abhängigkeit von Biodiversitätsleistungen. Der Klimawandel als ein Haupttreiber des Biodiversitätsverlusts wird ebenso in der Risikoinventur behandelt. Ergebnis der Risikoinventur sind wesentliche ESG-Risiken, die im fortlaufenden Risikomanagementprozess, darunter Stresstests und Sensitivitätsanalysen, behandelt werden.

Im Rahmen der ESG-Risikobewertung von großen Kreditnehmer*innen erfassen wir systematisch biodiversitätsrelevante Informationen, beispielsweise hinsichtlich implementierter Biodiversitätsmaßnahmen, Daten zu gefährlichem Abfall oder Wasserverbrauch und -entnahme.

Als Hotspot bzgl. unserer Biodiversitätswirkung sehen wir die Versiegelung von Fläche durch den Bau von Immobilien. In der privaten Baufinanzierung haben wir hier als ersten Schritt eine detailliertere Datenerfassung bzgl. der Versiegelung/Entsiegelung von Fläche implementiert und koppeln hohe Nachhaltigkeitsleistungen von Immobilien (darunter auch die Flächenversiegelung) an die Kreditkonditionen, damit wir Nachhaltigkeitsanreize schaffen.

Durch unsere nachhaltigen Immobiliengutachten nWert der ImmoWert GmbH erfassen wir auch für nicht-private Immobilienfinanzierungen Biodiversitätsdaten. Das Ergebnis des Nachhaltigkeitsgutachtens haben wir an die Ermittlung des Sicherheitenwertes gekoppelt und schaffen hierüber auch eine Einbindung von Biodiversitätsleistungen in die Konditionen von Krediten.