Böden
In diesem Kapitel beschreiben wir, wie wir auf Böden wirken.
Viel Spaß beim Lesen!
Einleitung
Böden stellen komplexe Ökosysteme dar, welche u.a. durch landwirtschaftliche Nutzung, Verschmutzung, Ressourcenausbeutung, Bebauung und Versiegelung stark beeinflusst werden. Bei nachhaltiger Bewirtschaftung tragen Böden zu einer Vielzahl von Ökosystemleistungen bei (z.B. Speicherung von CO2, Nährstoffversorgung, Schutz vor Bodenerosion, Wasserqualität und -verfügbarkeit). Im ungünstigen Fall verlieren sie nicht nur die positiven Eigenschaften, sondern emittieren zusätzliche Treibhausgasemissionen. Damit Böden ihre positiven Leistungen verwirklichen können, müssen sie gesund sein. Ein Indikator für die Gesundheit der Böden ist insbesondere die Bodenfruchtbarkeit.
Fruchtbare Böden sind die Grundlage jeglichen Lebens an Land. Böden als Ökosysteme verwandeln durch ein komplexes Zusammenspiel von Würmern, Insekten, Pilzen und Mikroorganismen organische Reststoffe, unter anderem in Ton-Humuskomplexe und bewahren dadurch unter anderem Nährstoffe vor Auswaschung. Pflanzen schließen sich aktiv die Nährstoffe auf und bilden dadurch die Grundlage der Landwirtschaft. Durch die intensive konventionelle Landwirtschaft, die meist einher geht mit Landumbruch durch Pflügen und das übermäßige Ausbringen von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden, ist die Bodenfruchtbarkeit bedroht. Jedes Jahr gehen weltweit 10 Millionen Hektar Ackerboden verloren, das entspricht ungefähr einem Drittel der Fläche von Deutschland. Durch den Klimawandel und die steigenden Temperaturen schreiten Dürre und Austrocknung weiter voran. Schon heute ist ein Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen Flächen so weit degradiert, dass ein Anbau von Lebensmitteln kaum mehr möglich ist.
Gesunde Böden sind von Wurzelwerk durchzogen und sind bewachsen. Dies dient auch als Schutz vor Erosion – also dem Abtragen von Bodenschichten durch Wasser oder Wind. So wird Fläche erhalten, Nährstoffe im Boden werden geschützt und landwirtschaftliche Äcker gepflegt.
Nicht zu unterschätzen ist die klimaregulierende Wirkung von gesunden Böden. Böden speichern durch auf ihnen wachsende Pflanzen im Endergebnis viel CO2. Da die ökologische Landwirtschaft gezielt den Humusaufbau fördert, sind ökologisch bewirtschaftete Flächen besonders fruchtbar und somit CO2-aufnahmefähig. Im Gegensatz führt eine Schädigung von Böden sogar zu CO2-Emissionen.
Zwei Faktoren stehen hier im Vordergrund: Am Humusgehalt lässt sich – grob – die Bodenfruchtbarkeit ablesen. Diese variiert stark je nach Bodenart. Daher ist es kaum möglich, einen isolierten klaren Richtwert zur Orientierung festzulegen. Feststellbar ist jedoch, dass eine ökologische Bodenbewirtschaftung vergleichbar positive Effekte auf den Humusgehalt aufweist. Umgekehrt verhält es sich mit dem Faktor Stickstoffüberschuss. Übermäßige Düngung pumpt Stickstoff in die natürlichen Kreisläufe, welche dadurch überbeansprucht werden. Demnach gilt es, den Überschuss möglichst gering zu halten. Der deutschlandweite Durchschnitt liegt gemäß dem Umweltbundesamt derzeit bei 87 kg Stickstoffüberschuss pro Hektar im Jahr. Die ökologische Landwirtschaft schneidet mit 30 kg Stickstoffüberschuss pro Hektar deutlich besser ab.
Der Verlust von fruchtbarem Boden ist nur sehr langsam und in sehr langen Zeiträumen ersetzbar: Es dauert häufig viele Jahre, bis wenige Prozentpunkte Humus wieder aufgebaut werden können.
Unser Anspruch ist, das Bodenfruchtbarkeits-Budget ausgeglichen zu halten und bestenfalls ins Positive zu wenden. In vielen Fällen schaffen wir dies bereits, sehen uns aber trotzdem in einigen Situationen mit Herausforderungen und Zielkonflikten konfrontiert, diesem Anspruch gerecht zu werden. Daher berichten wir auch transparent darüber, wo wir noch besser werden können.
Jegliche wirtschaftliche Aktivität hat negative Auswirkungen auf die Natur. In seinem Drang, die Natur nutzbar zu machen, stört bzw. zerstört der Mensch die natürlichen Ökosysteme. Wenn wir im Folgenden von destabilisierenden Einflüssen sprechen, beschreiben wir, durch welche Faktoren die Aktivitäten wesentliche negative Auswirkungen auf die Natur haben. Als stabilisierend bewerten wir solche Maßnahmen, die die negativen Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten verringern.
Ein Beispiel aus der Landwirtschaft: Ein ursprüngliches Feuchtgebiet wird entwässert und für die konventionelle Landwirtschaft umgenutzt. Damit einher geht der lokale Verlust von Biodiversität sowie degradierte Böden, damit erhöhte CO2-Emissionen und ein gestörter Wasserkreislauf. All das sind destabilisierende Einflüsse. Nun entscheidet sich ein*e Landwirt*in, die zuvor konventionell bewirtschaftete Fläche zukünftig biodynamisch zu pflegen. Noch immer ist die Fläche damit wirtschaftlich genutzt, hat also nach wie vor negative Auswirkungen. Allerdings reduziert sich der lokale Verlust von Biodiversität, die Bodenqualität nimmt zu, es wird weniger Lachgas emittiert und obendrein weniger Grundwasser entnommen. Außerdem werden keine chemisch-synthetischen Düngemittel und Pestizide mehr eingesetzt. Diese Maßnahme bewerten wir somit als stabilisierend, weil sie zu der Vision zum Leben im Einklang mit der Natur beiträgt.
Unterstützung ökologischer Landwirtschaft im internen Bankbetrieb
Insbesondere in unserer Kantine verzichten wir vollständig auf Fleisch aus konventioneller und industrieller Produktion. Vielmehr bieten wir biologische, saisonale und regionale, bzw. fair produzierte Lebensmittel für die Verpflegung und Bewirtung an. Kantinen sind aufgrund ihrer großen Anzahl an Essensausgaben ein großer und wichtiger Hebel in der Agrarwende. Auf diese Weise unterstützen wir auch im internen Bankbetrieb die ökologische Landwirtschaft. Ökologische Landwirtschaft verzichtet auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel, die für eine zunehmende Bodenunfruchtbarkeit verantwortlich sind.
Stärkung der Bodenfruchtbarkeit durch unser Kerngeschäft
Welchen Einfluss haben die ausgegebenen Finanzierungen der GLS Bank auf die Bodenfruchtbarkeit?
Da die Landwirtschaft den größten Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit hat, steht bei dieser Frage unsere Branche Ernährung mit den Krediten an Öko-Landwirt*innen im Fokus. In einer Gesamtkostenanalyse hat die GLS Bank gemeinsam mit Soil & More im Jahr 2017 drei konventionell wirtschaftende und drei ökologisch wirtschaftende Betriebe miteinander verglichen. Neben den klassischen wirtschaftlichen Kennzahlen wurden auch Daten und Wirkungen auf CO2-Emissionen, CO2-Bindung, Wasserverbrauch und -verschmutzung, Erosion, Bodenaufbau, Biodiversität, Energieverbräuche, Transport der Waren zu Verbraucher*innen, Bildungsarbeit und Gesundheit erfasst und eingepreist.
Im Ergebnis erwirtschaften die Biobetriebe durchschnittlich einen positiven Nettonutzen in Höhe von rund 720 Euro pro Hektar, wohingegen die konventionellen Vergleichsbetriebe auf Nettokosten in Höhe von durchschnittlich 3.670 Euro pro Hektar kommen. In der Studie wurde der konkrete Nutzen durch die Leistung von Bodenaufbau der ökologischen Landwirte auf etwa 2.000 Euro pro Hektar geschätzt.
Ausschluss konventioneller Landwirtschaft aus der Kreditvergabe
Der Einsatz von chemisch-synthetischen Spritz- und Düngemittel ist die Hauptursache von Bodenunfruchtbarkeit. Pestizide töten nicht nur „Schädlinge“, sondern auch Nützlinge, wie Mikroben im Boden ab. Diese sind jedoch zwingend notwendig, damit der Boden Pflanzenreste verwerten und in Nährstoffe umwandeln kann. Düngemittel werden eingesetzt, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen. Gerade in sandigen Gebieten oder auch in sehr trocken Gebieten sind Düngemittel daher zwingend erforderlich, um überhaupt Landwirtschaft betreiben zu können.
Das Problem ist jedoch, dass Düngemittel im Durchschnitt in zu hohen Mengen ausgebracht werden. Das Düngemittel - in aller Regel Stickstoff - kann dann nicht mehr komplett von der Pflanze oder dem Boden aufgenommen werden und wird in klimaschädliches Lachgas oder Nitrat umgewandelt, was nicht nur den Boden schädigt, sondern auch das Grundwasser verunreinigt. Auch aus diesen Gründen schließen wir Investitionen in die konventionelle Landwirtschaft, die mit Pestiziden und künstlichen Düngemitteln arbeitet, durch unsere strengen Anlage- und Finanzierungsgrundsätze aus.
Wahre Kosten in der Landwirtschaft
Wir beteiligen uns seit September 2023 am 1000 Betriebe Projekt der Regionalwert Leistungen GmbH, Regionalwert Research gGmbH und dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL). Das Ziel ist eine Analyse der Nachhaltigkeitsleistungen landwirtschaftlicher Betriebe. Wir haben unsere Kund*innen aus der Landwirtschaft dazu eingeladen, am Projekt teilzunehmen und kostenlos die Regionalwert Leistungsrechnung zu nutzen.
Das Ziel des Projektes ist, eine Datengrundlage zur Weiterentwicklung nachhaltigkeitsbezogener Leistungskennzahlen zu schaffen. Diese soll als Grundlage zur Entwicklung von betriebswirtschaftlichen Standards und Benchmarks dienen, anhand derer zukünftig nachhaltiges, resilientes und regeneratives Wirtschaften in der Landwirtschaft gemessen werden kann. Außerdem liefern die Daten Erkenntnisse für eine standardisierte und skalierbare Datenbeschaffung aus bestehenden Betriebsdokumentationen. Zudem erhält jeder Projektbeteiligte wertvolle Erkenntnisse über den Nachhaltigkeitsgrad der mit ihnen assoziierten Betriebe.
Stand Juni 2024 haben 13 unserer Kund*innen das Tool genutzt und die Erhebung abgeschlossen.
Mit Blick auf die Ergebnisse aus dem Projekt insgesamt und die Analyse der Daten unserer Kund*innen sehen wir den Zwischenbericht trotz der kleinen Stichprobe positiv. In der Summe belaufen sich die Investitionen unserer Kund*innen in Nachhaltigkeit und Gemeinwohl auf 3.357.410€ bei einem durchschnittlichen Nachhaltigkeitsgrad von 73 Prozent. Damit liegen wir 6 Prozent über dem Durchschnitt aller bisher am Projekt beteiligten Betriebe.
Insbesondere in der Kategorie Ökologie und darunter Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität und Tierwohl wurden unsere Kund*innen als "stark nachhaltig" eingestuft.
Gerade im Bereich Soziales und den Unterkategorien Pädagogik, Ausbildung, Wissenstransfer (Betrieb in der Gesellschaft) sowie in der Kategorie Betriebsfläche weist der Bericht auf mögliche Handlungsbedarfe oder -potenziale hin. Hier deckt sich "unser" Ergebnis mit den Gesamtergebnissen des Projekts und zeigt dabei auch bestehende Schwierigkeiten bzgl. Erzeuger-Verbraucher-Beziehungen und der Nachfolgeregelung.
Unternehmerische Entscheidungen werden häufig unter rein finanziellen Aspekten getroffen. Dabei werden externe Kosten wie Umweltverschmutzung meist nicht berücksichtigt. Die Zahlen zeigen folglich nicht die ganze Wahrheit. Gäbe es ein System, das soziale und ökologische Kosten und Leistungen berücksichtigt, kämen Unternehmen zu anderen Geschäftsmodellen – und Banken zu anderen Kreditentscheidungen.
True Cost: Die Folgen der falschen Preise zahlen wir alle
Für eine Großzahl der Banken stellen die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung die wichtigsten Seiten im Rahmen eines Kreditantrags dar. Hier befindet sich das Geschäftsmodell des Unternehmens übersetzt in Zahlen wie Umsatzerlöse, Produktions- und Betriebsmittel und Personal. Nach dieser Grundlage werden Bonitäten bestimmt und Kreditwürdigkeiten berechnet.
Doch: Diese Zahlen zeigen nur die halbe Wahrheit des Geschäftsmodells und damit die Risiko- und Ertragslage des Unternehmens. Artensterben, Waldrodungen und Trinkwasserverschmutzung sind einige Folgen heutiger wirtschaftlicher Aktivitäten, die die Gesellschaft und damit auch Unternehmen bedrohen. Ein Beispiel: Landwirte, die zu viel düngen, gefährden sauberes Trinkwasser, für dessen Aufbereitung die Gesellschaft zahlt. Gleichzeitig gefährden sie jedoch auch die Bodenfruchtbarkeit in ihrem Betrieb.
Negative oder positive Effekte auf Umwelt, Mensch und Gesellschaft werden weder im Produktpreis noch im Unternehmenswert berücksichtigt, sodass die klassische Unternehmensrechnung ein unvollständiges Bild der finanziellen Situation abgibt.
Das setzt falsche Zeichen für Investor*innen und Bürger*innen und führt zu Marktverzerrungen. So müsste ein biologisch angebauter und fair gehandelter Apfel unter Berücksichtigung aller sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Folgekosten bspw. eigentlich günstiger sein als ein konventioneller Apfel.
Die Lösung? Werte für ein sozial-ökologisches Wirtschaftssystem
Eine neue Art der Wertebestimmung ist daher notwendig, um bessere ökonomische Entscheidungen treffen zu können, die sozial-ökologische Faktoren einbeziehen. Die Wertebestimmung muss sich zwingend an den Wirkungen auf und Abhängigkeiten von Umwelt und Gesellschaft beziehen.
Verschiedene Methoden, wie z.B. „Richtig Rechnen“ oder „True Cost Accounting“ (TCA) verfolgen genau diesen Ansatz und bemessen für landwirtschaftliche Produkte den „wahren Wert“.
Politische Forderung nach Abgabe auf Spritz- und Düngemittel
Die konventionelle Landwirtschaft führt zu einer massiven Verarmung der Lebensräume, der biologischen Vielfalt und der Bodenfruchtbarkeit.
Ohne gesundes Wasser, gesunde Nahrung und gesunde Böden gibt es kein gesundes Leben. Umweltschäden durch Spritz- und Düngemittel müssen deshalb so hoch bepreist werden, dass die entstehenden Schäden ausgeglichen werden können. Da die Schäden jedoch oft schwer zu beziffern sind, kann sich der Preis vorerst auch an den Kosten zur Wiederherstellung oder Aufbereitung belasteter Lebensräume orientieren.
Trotz aller Herausforderungen benötigen wir einen Systemwandel in der Landwirtschaft. Aus diesem Grund fordern wir eine konsequente Abgabe auf die Nutzung von Pestiziden und Stickstoffdünger. Dabei ist uns bewusst, dass landwirtschaftliche Betriebe auch an vielen anderen Stellen zu kämpfen haben. Die Abgabe auf Spritz- und Düngemittel muss deshalb eingebettet sein in eine Reform, die es landwirtschaftlichen Betrieben überall in Deutschland auch betriebswirtschaftlich ermöglicht, nachhaltig zu wirtschaften.
BioBoden Genossenschaft
Boden ist Leben. Ist er gesund versorgt er uns mit Lebensmitteln, sauberem Wasser und bindet mehr CO2 als der Regenwald. Trotzdem stößt die Zerstörung durch nicht nachhaltige Bodennutzung zugunsten von Einzelinteressen offenbar an keine Grenzen. Zeit sich die Frage zu stellen, wovon zukünftige Generationen leben sollen. Zeit etwas zu ändern. Fange wir vor der eigenen Haustür an!
Im internationalen Jahr des Bodens 2015 wurde deshalb mit maßgeblicher Unterstützung der GLS Bank und GLS Treuhand die BioBoden Genossenschaft gegründet. Ihr Ziel: So viel Boden wie möglich in ganz Deutschland zu sichern, dauerhaft dem Markt zu entziehen und einer nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. In einer wachsenden Gemeinschaft, wird so kollektiv Verantwortung für unsere Lebensgrundlage übernommen.
Agrarwende mitgestalten
BioBoden stellt für jeden Menschen die Möglichkeit dar, Geld über Genossenschaftsanteile wirksam für den Ausbau des Biolandbaus zur Verfügung zu stellen. Jeder gezeichnete Anteil führt dazu, dass mehr Boden gut gemacht wird. Das bedeutet, dass BioBoden Flächen und Höfe erwirbt, dauerhaft im Eigentum behält und ausschließlich der ökologischen Landwirtschaf zu fairen Konditionen zur Verfügung stellt.
Jeder Hof, der Eigentum der Genossenschaft bewirtschaftet, arbeitet nach den strengen Kriterien eines Bioanbauverbandes. Durch einen langfristigen Pachtvertrag erhalten Landwirt*innen eine sichere Basis für ihre Arbeit und die Möglichkeit, die Bodenfruchtbarkeit über Jahrzehnte hinweg zu steigern.
Nach neun Jahren haben sich schon über 7.000 Menschen und Organisationen der BioBoden Genossenschaft angeschlossen. Über 85 Höfe in ganz Deutschland bewirtschaften mittlerweile 5.000 Hektar Boden der Genossenschaft.
Neue Höfe entstehen durch Kooperation auf gesichertem Boden: Die BioBoden Genossenschaft sichert auf Anfrage von Landwirt*innen Boden. Damit unterstützen die Genossenschaft auch Hofgründungen. Noch schöner ist es, wenn auf gesichertem Boden unserer Partnerhöfe neue Betriebe entstehen:
Maria Natt ist seit über zehn Jahren Gemüsegärtnerin und Obstbaumwärtin und hat bereits einige Jahre eine eigene Gärtnerei mit Direktvermarktung betrieben. Nun wagt sie den Sprung in einen ganz neuen Betrieb: Auf bis zu drei Hektar will sie zunächst Biogemüse anbauen, im ersten Schritt Spargel und Buschbohnen, später auch Knoblauch, Rote Bete, Endivien, Salanova, Kräuter und Porree. In einer zweiten Phase sollen Dauerkulturen, vor allem Steinobst dazukommen. Ihr Ziel: eine Anbaufläche von bis zu sieben Hektar plus zusätzliche Flächen zur Produktion von Biomasse, die als Mulch für Teile der Kulturen genutzt werden soll. Für die Vermarktung hat Natt den Berliner Frischmarkt im Blick, dazu soll es Abokisten geben und verarbeitete Produkte für Bio-Catering. Bei all dem stehen immer Maßnahmen zum Umwelt-, Ressourcen- und Artenschutz im Fokus. „Mein Ziel ist es, einen Beitrag zur Erhöhung der regionalen Biogemüseproduktion zu leisten und beim Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten mitzuwirken“, sagt Natt.
Für den Start ihres Unternehmens stellt Johann Gerdes vom Beerfelder Hof Flächen zur Verfügung, die er von der BioBoden Genossenschaft erhalten hat. So führt die Unterstützung eines Betriebes zur Gründung eines neuen und damit zu mehr Vielfalt auf gesichertem Boden!
Wie wir destabilisierend auf Böden wirken
Flächenversiegelung durch GLS Gruppe und Bankbetrieb
Trotz aller Bemühungen, die Ökosystemleistung "Bodenfruchtbarkeit" zu erhalten und zu stärken, kommen auch wir nicht um einen gewissen negativen Einfluss herum. An unserem Hauptstandort in Bochum konnten wir zwar einen ehemaligen Parkplatz renaturieren, dennoch nutzen wir einen weiteren Parkplatz für unsere Mitarbeitenden. Auch unsere Gebäude entsprechen zwar strengen ökologischen Standards, dennoch versiegeln sie Flächen, die auch innerstädtische Biotope sein könnten. Vollkommen ohne Umwelteinflüsse kann kein Unternehmen arbeiten.
Deshalb ist es wichtig, unsere Wirkung auf Faktoren wie Bodenfruchtbarkeit kritisch zu hinterfragen und zu optimieren. Dies gilt auch für die Kredite, die wir vergeben. Auch wenn wir durch unsere sozial-ökologische Ausrichtung erheblich geringere negative Auswirkungen auf die Natur haben, können wir uns nicht davon freisprechen. So geht bspw. der Bau von neuen Wohnungen, Kindergärten, Pflegeheimen und anderen sozialen Einrichtungen mit Flächenversiegelungen einher. Diese Zielkonflikte sind spannend. Gleicht der soziale Mehrwert der neuen Kita die negativen Auswirkungen auf die Natur aus?
Flächenversiegelung durch Kreditvergaben
Kreditvergaben an Unternehmen oder Privatpersonen, um Wohnraum und soziale Einrichtungen zu bauen, gehen mit Flächenversiegelungen einher, die negativ auf die Bodenfruchtbarkeit wirken. Hier kommt es zu Zielkonflikten: Wir benötigen Arbeitsplätze, nachhaltige Unternehmen und pädagogische Betreuungsstätten für unsere Kinder. Das alles braucht Platz, Gebäude und Ressourcen, was wiederum unserer Natur schaden kann. Wir müssen es schaffen, soziale und ökologische Faktoren noch besser zusammenzubringen, wirksame Ausgleichsflächen zu bilden und das Prinzip der Suffizienz und Genügsamkeit zu leben. Es braucht nicht immer einen Neubau - Leben und Arbeiten in bereits vorhandenen Immobilien ist eine echte Alternative.
Minderung der Bodenfruchtbarkeit durch unser Kerngeschäft
Gemäß unserer Ausschluss- und Positivkriterien in der Branche Ernährung investieren wir ausschließlich in eine ökologisch verträgliche Landwirtschaft, die frei von Bioziden und Pestiziden, Gentechnik und Massentierhaltung ist. Gänzlich negative Auswirkungen auf die Natur und auf die Bodenfruchtbarkeit können wir jedoch selbst mit unseren strengen Vorgaben nicht ausschließen. Die bloße Einteilung der Landwirtschaft in konventionell und ökologisch bzw. biologisch beschreibt kaum die tatsächliche Wirkung, die von ihr ausgeht. Daher sind negative Auswirkungen auch durch eine ökologische Bewirtschaftung nicht immer auszuschließen. Ganz klar ist sie jedoch weniger schädlich als konventionelle Bewirtschaftungsmethoden.
Bedeutung von Böden für uns als Bank
Finanzielle Risiken
Die zunehmende Bodenunfruchtbarkeit durch insbesondere die konventionelle Landwirtschaft unter intensiver Bodenbearbeitung, chemisch synthetischen Düngemitteln und Pestiziden stellt für uns als Bank ein Risiko dar.
Der Verlust der Bodenfruchtbarkeit kann zu geringeren Erträgen in der Landwirtschaft führen, was die Rückzahlungsfähigkeit von Agrarkrediten beeinträchtigt.
Landwirte müssen mehr in Düngemittel und Bodenverbesserungsmittel investieren, um die Fruchtbarkeit zu erhalten, was ihre Betriebskosten und somit das Ausfallrisiko ihrer Kredite erhöht. Durch langfristige Bodendegradation verlieren landwirtschaftliche Betriebe an wirtschaftlicher Stabilität und Kreditwürdigkeit.
Bodenerosion und -degradation verringern die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern und Nährstoffe zu liefern, was die gesamte landwirtschaftliche Produktion und die Kreditrückzahlung gefährdet. Durch internationale Lieferketten führt dies zu einer finanziellen Belastung jeglicher Wirtschaftszweige.
Degradierte Böden sind weniger widerstandsfähig gegen Dürren und Überschwemmungen, was das Risiko von Ernteausfällen erhöht.
Finanzielle Chancen
Der notwendige Wandel in Richtung von Bodenregeneration birgt Chancen für die GLS Bank.
Die Finanzierung von Projekten, die regenerative Praktiken anwenden, wie Fruchtwechsel, Gründüngung und Agroforstwirtschaft, helfen, um die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu verbessern. Die Bodenkrise muss unweigerlich zu einem Wandel in der Politik führen, dass die ökologische Landwirtschaft als umweltverträglichere Alternative stärker gefördert wird.
Durch die Fokussierung auf nachhaltige Landwirtschaft und Bodenfruchtbarkeit kann die GLS Bank ihr Image als umweltbewusstes und zukunftsorientiertes Finanzinstitut stärken und neue Kunden gewinnen.
Investitionen in Maßnahmen zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit machen landwirtschaftliche Betriebe widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen und Marktvolatilität, was die Rückzahlungsfähigkeit von Krediten verbessert.