Zwei Hände pflanzen Salat.

Böden

In diesem Kapitel beschreiben wir, wie wir auf Böden wirken.

Viel Spaß beim Lesen!

Einleitung

Böden stellen komplexe Ökosysteme dar, welche u.a. durch landwirtschaftliche Nutzung, Verschmutzung, Ressourcenausbeutung, Bebauung und Versiegelung stark beeinflusst werden. Bei nachhaltiger Bewirtschaftung tragen Böden zu einer Vielzahl von Ökosystemleistungen bei (z.B. Speicherung von CO2, Nährstoffversorgung, Schutz vor Bodenerosion, Wasserqualität und -verfügbarkeit). Im ungünstigen Fall verlieren sie nicht nur die positiven Eigenschaften, sondern emittieren zusätzliche Treibhausgasemissionen. Damit Böden ihre positiven Leistungen verwirklichen können, müssen sie gesund sein. Ein Indikator für die Gesundheit der Böden ist insbesondere die Bodenfruchtbarkeit.

Wie wir stabilisierend auf Böden wirken

Unterstützung ökologischer Landwirtschaft im internen Bankbetrieb

Insbesondere in unserer Kantine verzichten wir vollständig auf Fleisch aus konventioneller und industrieller Produktion. Vielmehr bieten wir biologische, saisonale und regionale, bzw. fair produzierte Lebensmittel für die Verpflegung und Bewirtung an. Kantinen sind aufgrund ihrer großen Anzahl an Essensausgaben ein großer und wichtiger Hebel in der Agrarwende. Auf diese Weise unterstützen wir auch im internen Bankbetrieb die ökologische Landwirtschaft. Ökologische Landwirtschaft verzichtet auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel, die für eine zunehmende Bodenunfruchtbarkeit verantwortlich sind.

Stärkung der Bodenfruchtbarkeit durch unser Kerngeschäft

Welchen Einfluss haben die ausgegebenen Finanzierungen der GLS Bank auf die Bodenfruchtbarkeit?

Da die Landwirtschaft den größten Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit hat, steht bei dieser Frage unsere Branche Ernährung mit den Krediten an Öko-Landwirt*innen im Fokus. In einer Gesamtkostenanalyse hat die GLS Bank gemeinsam mit Soil & More im Jahr 2017 drei konventionell wirtschaftende und drei ökologisch wirtschaftende Betriebe miteinander verglichen. Neben den klassischen wirtschaftlichen Kennzahlen wurden auch Daten und Wirkungen auf CO2-Emissionen, CO2-Bindung, Wasserverbrauch und -verschmutzung, Erosion, Bodenaufbau, Biodiversität, Energieverbräuche, Transport der Waren zu Verbraucher*innen, Bildungsarbeit und Gesundheit erfasst und eingepreist.

Im Ergebnis erwirtschaften die Biobetriebe durchschnittlich einen positiven Nettonutzen in Höhe von rund 720 Euro pro Hektar, wohingegen die konventionellen Vergleichsbetriebe auf Nettokosten in Höhe von durchschnittlich 3.670 Euro pro Hektar kommen. In der Studie wurde der konkrete Nutzen durch die Leistung von Bodenaufbau der ökologischen Landwirte auf etwa 2.000 Euro pro Hektar geschätzt.

Wir finanzieren seit unserer Gründung 1974 gezielt den Ausbau an ökologischer Landwirtschaft. Denn wir sind der Meinung, dass nur die ökologische Landwirtschaft unsere Lebensgrundlangen schützt und auf lange Sicht erhält.

In unserem Zukunftsbild für die Branche Ernährung haben wir daher definiert, nach welcher Vision wir mit unseren Finanzierungen streben: Unser Zukunftsbild für die Landwirtschaft besteht aus den Qualitäten regionale Wertschöpfung, faire Partnerschaften, gesunde Ernährung und Innovation – und natürlich einer Bio-Zertifizierung für alle landwirtschaftlichen Höfe und Lebensmittel.

Ausschluss konventioneller Landwirtschaft aus der Kreditvergabe

Der Einsatz von chemisch-synthetischen Spritz- und Düngemittel ist die Hauptursache von Bodenunfruchtbarkeit. Pestizide töten nicht nur „Schädlinge“, sondern auch Nützlinge, wie Mikroben im Boden ab. Diese sind jedoch zwingend notwendig, damit der Boden Pflanzenreste verwerten und in Nährstoffe umwandeln kann. Düngemittel werden eingesetzt, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen. Gerade in sandigen Gebieten oder auch in sehr trocken Gebieten sind Düngemittel daher zwingend erforderlich, um überhaupt Landwirtschaft betreiben zu können.

Das Problem ist jedoch, dass Düngemittel im Durchschnitt in zu hohen Mengen ausgebracht werden. Das Düngemittel - in aller Regel Stickstoff - kann dann nicht mehr komplett von der Pflanze oder dem Boden aufgenommen werden und wird in klimaschädliches Lachgas oder Nitrat umgewandelt, was nicht nur den Boden schädigt, sondern auch das Grundwasser verunreinigt. Auch aus diesen Gründen schließen wir Investitionen in die konventionelle Landwirtschaft, die mit Pestiziden und künstlichen Düngemitteln arbeitet, durch unsere strengen Anlage- und Finanzierungsgrundsätze aus.

Wahre Kosten in der Landwirtschaft

Wir beteiligen uns seit September 2023 am 1000 Betriebe Projekt der Regionalwert Leistungen GmbH, Regionalwert Research gGmbH und dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL). Das Ziel ist eine Analyse der Nachhaltigkeitsleistungen landwirtschaftlicher Betriebe. Wir haben unsere Kund*innen aus der Landwirtschaft dazu eingeladen, am Projekt teilzunehmen und kostenlos die Regionalwert Leistungsrechnung zu nutzen.

Das Ziel des Projektes ist, eine Datengrundlage zur Weiterentwicklung nachhaltigkeitsbezogener Leistungskennzahlen zu schaffen. Diese soll als Grundlage zur Entwicklung von betriebswirtschaftlichen Standards und Benchmarks dienen, anhand derer zukünftig nachhaltiges, resilientes und regeneratives Wirtschaften in der Landwirtschaft gemessen werden kann. Außerdem liefern die Daten Erkenntnisse für eine standardisierte und skalierbare Datenbeschaffung aus bestehenden Betriebsdokumentationen. Zudem erhält jeder Projektbeteiligte wertvolle Erkenntnisse über den Nachhaltigkeitsgrad der mit ihnen assoziierten Betriebe.

Stand Juni 2024 haben 13 unserer Kund*innen das Tool genutzt und die Erhebung abgeschlossen.

Mit Blick auf die Ergebnisse aus dem Projekt insgesamt und die Analyse der Daten unserer Kund*innen sehen wir den Zwischenbericht trotz der kleinen Stichprobe positiv. In der Summe belaufen sich die Investitionen unserer Kund*innen in Nachhaltigkeit und Gemeinwohl auf 3.357.410€ bei einem durchschnittlichen Nachhaltigkeitsgrad von 73 Prozent. Damit liegen wir 6 Prozent über dem Durchschnitt aller bisher am Projekt beteiligten Betriebe.

Insbesondere in der Kategorie Ökologie und darunter Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität und Tierwohl wurden unsere Kund*innen als "stark nachhaltig" eingestuft.

Gerade im Bereich Soziales und den Unterkategorien Pädagogik, Ausbildung, Wissenstransfer (Betrieb in der Gesellschaft) sowie in der Kategorie Betriebsfläche weist der Bericht auf mögliche Handlungsbedarfe oder -potenziale hin. Hier deckt sich "unser" Ergebnis mit den Gesamtergebnissen des Projekts und zeigt dabei auch bestehende Schwierigkeiten bzgl. Erzeuger-Verbraucher-Beziehungen und der Nachfolgeregelung.

Politische Forderung nach Abgabe auf Spritz- und Düngemittel

Die konventionelle Landwirtschaft führt zu einer massiven Verarmung der Lebensräume, der biologischen Vielfalt und der Bodenfruchtbarkeit.
Ohne gesundes Wasser, gesunde Nahrung und gesunde Böden gibt es kein gesundes Leben. Umweltschäden durch Spritz- und Düngemittel müssen deshalb so hoch bepreist werden, dass die entstehenden Schäden ausgeglichen werden können. Da die Schäden jedoch oft schwer zu beziffern sind, kann sich der Preis vorerst auch an den Kosten zur Wiederherstellung oder Aufbereitung belasteter Lebensräume orientieren.

Trotz aller Herausforderungen benötigen wir einen Systemwandel in der Landwirtschaft. Aus diesem Grund fordern wir eine konsequente Abgabe auf die Nutzung von Pestiziden und Stickstoffdünger. Dabei ist uns bewusst, dass landwirtschaftliche Betriebe auch an vielen anderen Stellen zu kämpfen haben. Die Abgabe auf Spritz- und Düngemittel muss deshalb eingebettet sein in eine Reform, die es landwirtschaftlichen Betrieben überall in Deutschland auch betriebswirtschaftlich ermöglicht, nachhaltig zu wirtschaften.

BioBoden Genossenschaft

Boden ist Leben. Ist er gesund versorgt er uns mit Lebensmitteln, sauberem Wasser und bindet mehr CO2 als der Regenwald. Trotzdem stößt die Zerstörung durch nicht nachhaltige Bodennutzung zugunsten von Einzelinteressen offenbar an keine Grenzen. Zeit sich die Frage zu stellen, wovon zukünftige Generationen leben sollen. Zeit etwas zu ändern. Fange wir vor der eigenen Haustür an!

Im internationalen Jahr des Bodens 2015 wurde deshalb mit maßgeblicher Unterstützung der GLS Bank und GLS Treuhand die BioBoden Genossenschaft gegründet. Ihr Ziel: So viel Boden wie möglich in ganz Deutschland zu sichern, dauerhaft dem Markt zu entziehen und einer nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. In einer wachsenden Gemeinschaft, wird so kollektiv Verantwortung für unsere Lebensgrundlage übernommen.

Man sieht Zwiebelpflanzen aus dem Boden wachsen.
Foto: BioBoden
Man sieht die Ähren einer Getreidepflanze, im Hintergrund das Feld.
Foto: BioBoden

Agrarwende mitgestalten

BioBoden stellt für jeden Menschen die Möglichkeit dar, Geld über Genossenschaftsanteile wirksam für den Ausbau des Biolandbaus zur Verfügung zu stellen. Jeder gezeichnete Anteil führt dazu, dass mehr Boden gut gemacht wird. Das bedeutet, dass BioBoden Flächen und Höfe erwirbt, dauerhaft im Eigentum behält und ausschließlich der ökologischen Landwirtschaf zu fairen Konditionen zur Verfügung stellt.

Jeder Hof, der Eigentum der Genossenschaft bewirtschaftet, arbeitet nach den strengen Kriterien eines Bioanbauverbandes. Durch einen langfristigen Pachtvertrag erhalten Landwirt*innen eine sichere Basis für ihre Arbeit und die Möglichkeit, die Bodenfruchtbarkeit über Jahrzehnte hinweg zu steigern.

 

Nach neun Jahren haben sich schon über 7.000 Menschen und Organisationen der BioBoden Genossenschaft angeschlossen. Über 85 Höfe in ganz Deutschland bewirtschaften mittlerweile 5.000 Hektar Boden der Genossenschaft.

Wie wir destabilisierend auf Böden wirken

Flächenversiegelung durch GLS Gruppe und Bankbetrieb

Trotz aller Bemühungen, die Ökosystemleistung "Bodenfruchtbarkeit" zu erhalten und zu stärken, kommen auch wir nicht um einen gewissen negativen Einfluss herum. An unserem Hauptstandort in Bochum konnten wir zwar einen ehemaligen Parkplatz renaturieren, dennoch nutzen wir einen weiteren Parkplatz für unsere Mitarbeitenden. Auch unsere Gebäude entsprechen zwar strengen ökologischen Standards, dennoch versiegeln sie Flächen, die auch innerstädtische Biotope sein könnten. Vollkommen ohne Umwelteinflüsse kann kein Unternehmen arbeiten.

Deshalb ist es wichtig, unsere Wirkung auf Faktoren wie Bodenfruchtbarkeit kritisch zu hinterfragen und zu optimieren. Dies gilt auch für die Kredite, die wir vergeben. Auch wenn wir durch unsere sozial-ökologische Ausrichtung erheblich geringere negative Auswirkungen auf die Natur haben, können wir uns nicht davon freisprechen. So geht bspw. der Bau von neuen Wohnungen, Kindergärten, Pflegeheimen und anderen sozialen Einrichtungen mit Flächenversiegelungen einher. Diese Zielkonflikte sind spannend. Gleicht der soziale Mehrwert der neuen Kita die negativen Auswirkungen auf die Natur aus?

Flächenversiegelung durch Kreditvergaben

Kreditvergaben an Unternehmen oder Privatpersonen, um Wohnraum und soziale Einrichtungen zu bauen, gehen mit Flächenversiegelungen einher, die negativ auf die Bodenfruchtbarkeit wirken. Hier kommt es zu Zielkonflikten: Wir benötigen Arbeitsplätze, nachhaltige Unternehmen und pädagogische Betreuungsstätten für unsere Kinder. Das alles braucht Platz, Gebäude und Ressourcen, was wiederum unserer Natur schaden kann. Wir müssen es schaffen, soziale und ökologische Faktoren noch besser zusammenzubringen, wirksame Ausgleichsflächen zu bilden und das Prinzip der Suffizienz und Genügsamkeit zu leben. Es braucht nicht immer einen Neubau - Leben und Arbeiten in bereits vorhandenen Immobilien ist eine echte Alternative.

Minderung der Bodenfruchtbarkeit durch unser Kerngeschäft

Gemäß unserer Ausschluss- und Positivkriterien in der Branche Ernährung investieren wir ausschließlich in eine ökologisch verträgliche Landwirtschaft, die frei von Bioziden und Pestiziden, Gentechnik und Massentierhaltung ist. Gänzlich negative Auswirkungen auf die Natur und auf die Bodenfruchtbarkeit können wir jedoch selbst mit unseren strengen Vorgaben nicht ausschließen. Die bloße Einteilung der Landwirtschaft in konventionell und ökologisch bzw. biologisch beschreibt kaum die tatsächliche Wirkung, die von ihr ausgeht. Daher sind negative Auswirkungen auch durch eine ökologische Bewirtschaftung nicht immer auszuschließen. Ganz klar ist sie jedoch weniger schädlich als konventionelle Bewirtschaftungsmethoden.

Bedeutung von Böden für uns als Bank

Finanzielle Risiken

Die zunehmende Bodenunfruchtbarkeit durch insbesondere die konventionelle Landwirtschaft unter intensiver Bodenbearbeitung, chemisch synthetischen Düngemitteln und Pestiziden stellt für uns als Bank ein Risiko dar.

Finanzielle Chancen

Der notwendige Wandel in Richtung von Bodenregeneration birgt Chancen für die GLS Bank.