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Wasser

In diesem Kapitel beschreiben wir, wie wir auf Wasser wirken.

Viel Spaß beim Lesen!

Einleitung

Die Grundlage Wasser beinhaltet den gesamten Wasserkreislauf aus Flüssen, Meeren, Grundwasser und Niederschlägen. Wasser dient als elementares Grundnahrungsmittel. Das Vorkommen von sauberem Wasser ist Grundvoraussetzung für das Überleben der Menschheit. Nur wenn wir unser Trinkwasser schützen, können wir Hunger bekämpfen und eine nachhaltige Entwicklung vorantreiben. Zusätzlich ist Wasser für weitere Ökosystemleistungen verantwortlich: Oberflächengewässer und Meere wirken als natürliche CO2-Speicher. Durch menschliche Einflüsse wie die konventionelle Landwirtschaft, Klimawandel, Industrieabwässer und Mikroplastik verschlechtert sich die Qualität des Wassers stetig.

Die Qualität und Verfügbarkeit von sauberem Wasser sind für uns Menschen überlebenswichtig. Ebenso sind unzählige Tier- und Pflanzenarten in ihren jeweiligen Lebensräumen auf die Versorgung mit Wasser angewiesen. Neben der Funktion als Lebensgrundlage bedeutet Wasser auch Erholung, Entspannung und Urlaub in der Natur. Doch die Süßwasserreserven sind zunehmend durch landwirtschaftlichen Stickstoff oder durch Pestizide verunreinigt, unsere Meere sind mit Plastik verseucht und mit chemischen Verunreinigungen belastet, z.B. durch Medikamentenrückstände in unserem Abwasser. Der Mensch verschlechtert die Wasserqualität, von der er so elementar abhängig ist, immer weiter.

Wasser dient als hervorragender CO2-Speicher und reguliert somit indirekt unser Klima. Meere speichern rund ein Drittel der CO2-Menge, die durch den Menschen verursacht wird. Damit sind unsere Ozeane größere Speicher für Treibhausgase als die Regenwälder. Dafür sind zwei Mechanismen verantwortlich. Zum einen binden Phytoplankton, Seegras usw. Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Zum anderen wird mit CO2 gesättigtes, kaltes Oberflächenwasser durch Strömungen bis in die Tiefen der Meere gezogen. Meere sind im Kampf gegen den Klimawandel wichtig.

Gleichzeitig ist das ökologische Gleichgewicht durch den Klimawandel bedroht, da der Anstieg an CO2 in Luft und Wasser zu Versauerung führt. Zudem reduziert sich die Bildung von Biomasse auch unter Wasser. Verschlimmert wird dieser Effekt durch riesige Algenteppiche, welche das gesamte Sonnenlicht bereits an der Oberfläche abblocken. Durch die Zirkulation von Wasser zwischen Gewässern, Böden und der Atmosphäre werden Grundwasser- und Oberflächenwasserreservoirs aufgefüllt. Dieser Kreislauf des Wassers beeinflusst durch Kondensation auch die Luftfeuchtigkeit - von feucht bis sehr trocken - und charakterisiert einzigartige Lebensräume.

Um die Verfügbarkeit von sauberem Wasser zu erhalten, dürfen bestimmte Grenzwerte der Entnahme von Süßwasser nicht überschritten werden. Außerdem muss die Qualität des verfügbaren Wassers sichergestellt werden. Als Bank haben wir zwei Formen von Wasserverbrauch zu verantworten: einerseits den Wasserverbrauch, der an unseren Standorten anfällt und den wir unmittelbar beeinflussen können – andererseits den Wasserverbrauch unserer Kreditnehmer*innen, den wir mit Finanzierungen ermöglichen.

Um uns diesem Thema zu nähern, erläutern wir unseren eigenen Wasserverbrauch am Hauptstandort in Bochum, auch wenn dieser im Vergleich zu unserem finanzierten Wasserverbrauch einen kleineren Hebel darstellt.

Dazu verwenden wir eine Berechnungsmethode von UNRISD (United Nations Research Institute for Social Development). Dieses Modell besagt, dass der Netto-Wasserverbrauch die einrichtungsspezifischen fairen und verhältnismäßigen Zuteilungen der lokal verfügbaren erneuerbaren Ressourcen nicht überschreiten darf.

Wir speisen all das Wasser, das wir dem Netz entnehmen, wieder zurück ins Netz. Trotzdem hat die Nutzung des Wassers einen Einfluss auf die Wasserkreisläufe.
Anhand von Satellitenbildern, nationalen Statistiken und Daten über Wasserentnahme und -verbrauch misst der Indikator das verfügbare Wasser und das Wasser, das uns für eine nachhaltige Nutzung in verschiedenen geografischen Maßstäben zur Verfügung steht. Wir haben als Einzugsgebiet einen 50 km Radius verwendet.

Dafür wird unser Wasserverbrauch und unsere Wassernutzung ins Verhältnis zu der Anzahl an Mitarbeitenden der GLS Bank am Hauptstandort und unserer Nettowertschöpfung gesetzt.
Die Nutzung von Wasser in der mobilen Arbeit konnte allerdings in der Berechnung nicht einbezogen werden.

Erhält man in dieser Berechnung einen Wert von unter 1, gilt die Wassernutzung als nachhaltig.

Wir stehen mit unserer Wasserentnahme im Jahr 2023 basierend auf unserer Nettowertschöpfung bei einem Wert von 0,045. Damit ist unsere eigene Wassernutzung nachhaltig. [1]

Wir haben uns ab 2024 als Ziel gesetzt, den Indikator der nachhaltigen Wassernutzung bei unter 0,1 zu halten. Zwar gelten schon Werte unter 1 als nachhaltig, jedoch sind wir uns bewusst dass wir als Bank nur einen geringeren innerbetrieblichen Verbrauch haben, verglichen mit zum Beispiel produzierenden Unternehmen.

Unser Anspruch ist, dieses Budget bestmöglich zu schonen. In vielen Fällen schaffen wir dies bereits, sehen uns aber trotzdem in einigen Situationen mit Herausforderungen und Zielkonflikten konfrontiert diesem Anspruch gerecht zu werden. Daher berichten wir auch transparent darüber, wo wir noch besser werden können.

[1] United Nations Research Institute for Social Development (UNRISD). 2021. The Sustainable Development Performance Indicators (SDPI) Manual: Pilot-Testing Version for For-Profit Enterprises (FPEs). Geneva: UNRISD.

Jegliche wirtschaftliche Aktivität hat negative Auswirkungen auf die Natur. In seinem Drang, die Natur nutzbar zu machen, stört bzw. zerstört der Mensch die natürlichen Ökosysteme. Wenn wir im Folgenden von destabilisierenden Einflüssen sprechen, beschreiben wir, durch welche Faktoren die Aktivitäten wesentliche negative Auswirkungen auf die Natur haben. Als stabilisierend bewerten wir solche Maßnahmen, die die negativen Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten verringern.

Ein Beispiel aus der Landwirtschaft: Ein ursprüngliches Feuchtgebiet wird entwässert und für die konventionelle Landwirtschaft umgenutzt. Damit einher geht der lokale Verlust von Biodiversität sowie degradierte Böden, damit erhöhte CO2-Emissionen und ein gestörter Wasserkreislauf. All das sind destabilisierende Einflüsse. Nun entscheidet sich ein*e Landwirt*in, die zuvor konventionell bewirtschaftete Fläche zukünftig biodynamisch zu pflegen. Noch immer ist die Fläche damit wirtschaftlich genutzt, hat also nach wie vor negative Auswirkungen. Allerdings reduziert sich der lokale Verlust von Biodiversität, die Bodenqualität nimmt zu, es wird weniger Lachgas emittiert und obendrein weniger Grundwasser entnommen. Außerdem werden keine chemisch-synthetischen Düngemittel und Pestizide mehr eingesetzt. Diese Maßnahme bewerten wir somit als stabilisierend, weil sie zu der Vision zum Leben im Einklang mit der Natur beiträgt.

Wie wir stabilisierend auf Wasser wirken

Umgang mit Wasser in der Bank

Wie mit allen Ressourcen gehen wir auch mit Wasser sparsam um. In unserem Innenhof am Hauptsitz Bochum ist eine 11.000-Liter-Regenwasserzisterne vergraben. Aus ihr entnehmen wir das Wasser für Reinigungsarbeiten und Bewässerungen unseres Gartens.

Unser Hauptgebäude hat eine 13,5 Meter hohe Wasserwand im Treppenhaus, an der täglich 50 Liter Wasser verdunsten — eine natürliche Klimaanlage!

Umgang mit Wasser im Kerngeschäft

Eins unserer Ausschlusskriterien ist "Kontroverses Umweltverhalten". Einige der Ausslusskriterien beziehen sich auf den Umgang mit Wasser:

  • Illegale oder illegitime Entnahme von Wasser aus Gewässern oder Grundwasservorkommen, insbesondere in Trockengebieten
  • Entwässerung und Degradierung von Feuchtgebieten und Mooren
  • Bau und Betrieb von Staudämmen, welche starke Auswirkungen auf die Umwelt haben
  • Massive Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung: Beispielsweise die Ableitung toxischer Abwässer in Gewässer oder fehlende Filtersysteme für gefährliche Abgase
  • Bergbau/Konfliktmineralien: Bergbauaktivitäten können große Flächen von Lebensräumen und Ökosystemen zerstören, zur Erosion von Böden führen, die Wasserqualität in Flüssen und Seen sowie die Luftqualität in der Umgebung verschlechtern.

Unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze definieren neben den Ausschlusskriterien ebenfalls Positivkriterien, unter anderem zu einer umweltschonenden Betriebsführung. Darunter zählen wir die Verringerung des unternehmensspezifischen Verbrauchs natürlicher Ressourcen wie Wasser. Somit stellen wir sicher, dass die von uns finanzierten Unternehmen keinen unverhältnismäßig hohen Wasserverbrauch aufweisen. 

Politische Forderung nach einer Abgabe auf Spritz- und Düngemittel

Die konventionelle Landwirtschaft führt zu einer massiven Verarmung der Lebensräume, der biologischen Vielfalt und der Bodenfruchtbarkeit.

Ohne gesundes Wasser, gesunde Nahrung und gesunde Böden gibt es kein gesundes Leben. Umweltschäden durch Spritz- und Düngemittel müssen deshalb so hoch bepreist werden, dass die entstehenden Schäden ausgeglichen werden können. Da die Schäden jedoch oft schwer zu beziffern sind, kann sich der Preis vorerst auch an den Kosten zur Wiederherstellung oder Aufbereitung belasteter Lebensräume orientieren.

Trotz aller Herausforderungen benötigen wir einen Systemwandel in der Landwirtschaft. Aus diesem Grund fordern wir eine konsequente Abgabe auf die Nutzung von Pestiziden und Stickstoffdünger. Dabei ist uns bewusst, dass landwirtschaftliche Betriebe auch an vielen anderen Stellen zu kämpfen haben. Die Abgabe auf Spritz- und Düngemittel muss deshalb eingebettet sein in eine Reform, die es landwirtschaftlichen Betrieben überall in Deutschland auch betriebswirtschaftlich ermöglicht, nachhaltig zu wirtschaften

Wie wir destabilisierend auf Wasser wirken

Menge an verbrauchtem Wasser

2023 hat die GLS Bank 3.327 Kubikmeter Frischwasser ausschließlich von regionalen Versorgungsunternehmen verbraucht. Im Vorjahr waren dies 2.932 Kubikmeter.

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Kubikmeter Frischwasser

Bedeutung von Wasser für uns als Bank

Finanzielle Risiken

Der zunehmende Klimawandel und Biodiversitätsverlust bedrohen die Qualität und Menge an zur Verfügung stehenden Süßwassers für die Menschen.

Anhaltende Dürreperioden können die Wasserversorgung für landwirtschaftliche Betriebe und Industrien beeinträchtigen, was zu Ernteausfällen und Produktionsstopps führt und somit die Rückzahlung von Krediten gefährdet.

Engpässe in der Wasserversorgung können zu höheren Gebühren und Kosten für Wasserrechte führen, was die Betriebskosten von Unternehmen erhöht und deren Kreditwürdigkeit verringert.

Der Wettbewerb um begrenzte Wasserressourcen kann zu sozialen und politischen Spannungen führen, die die Stabilität von Investitionen in betroffenen Regionen beeinträchtigen.

Finanzielle Chancen

Der notwendige Wandel in Richtung von Wasserschutz birgt Chancen für die GLS Bank.

Die Finanzierung von Projekten und Technologien, die den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft und Industrie reduzieren, wie Tröpfchenbewässerung und Wasserrückgewinnungssysteme, sind Chancen für die GLS Bank.

Die steigende Aufmerksamkeit für das kostbare Gut Wasser kann zu einem Paradigmenwechsel hin zu ökologischen Produkten und Unternehmen sein, wodurch wir als Finanziererin dieser Vorhaben profitieren.

Die Finanzierung von landwirtschaftlichen Betrieben, die nachhaltige Bewässerungsmethoden anwenden, um die Wasserressourcen zu schonen und die Bodenqualität zu verbessern, birgt Chancen für die GLS Bank.

Die Nutzung von staatlichen Förderungen und Anreizen für Projekte zur Wassereinsparung und -aufbereitung, können die Rentabilität von Investitionen erhöhen. Durch die strenge sozial-ökologische Ausrichtung unserer Investitionen können unsere Kund*innen von nachhaltigkeitsorientierten Subventionen besonders profitieren und wir unsere Geschäftsbereiche ausbauen.