Unser Zukunftsbild Bildung und Kultur

Unser gesamtes Bankgeschäft beruht auf sozialen und ökologischen Kriterien, die unser Investitions-, Anlage- und Finanzierungsgeschäft prägen. Für unsere Firmenkund*innen gelten unsere Ausschluss- und Positivkriterien.

Für unsere sechs Branchen haben wir jeweils ein Zukunftsbild entwickelt. In diesen formulieren wir unseren gesellschaftlichen Gestaltungsanspruch. Jedes Zukunftsbild wird durch Kernmerkmale - Qualitäten - beschrieben. Diese Kernmerkmale sind mit Wirkindikatoren unterlegt, damit sie messbar sind.

Das Zukunftsbild für die Branche „Bildung & Kultur“ lautet: Bildung und Kultur prägen die Erfahrung und die Wahrnehmung der Menschen. In diesem Wissen entwickelt die GLS Gemeinschaft Wege des gesellschaftlichen Wandels.

Pädagogische Vielfalt & Bildungssouveränität sowie eine gute Betreuung ermöglichen, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre geistigen, seelischen und sozialen Fähigkeiten und Interessen bestmöglich entwickeln können. So lernen sie ihr Leben selbstbestimmt in die Hand nehmen und Verantwortung zu übernehmen. Jede*r auf der Grundlage der eigenen Fähigkeiten. Wo nötig, werden sie gezielt unterstützt. Dazu tragen auch eine entsprechende Ausstattung und Gestaltung der Umgebung und nachhaltiges Bauen bei. Die beschäftigten Fachkräfte gehen partnerschaftlich und zugewandt mit den Menschen um, mit denen sie arbeiten. Gute Bildungseinrichtungen sollten allen Menschen zugänglich sein und Vielfalt fördern - kulturell, geistig, sozial. Freie Bildungseinrichtungen sind Treiber der pädagogischen Entwicklung. Sie sind Beispiel für andere und erkunden neue Wege.

Je mehr umso besser, gilt für Einrichtungen des Freien Geisteslebens. Unabhängig und mit gesellschaftlichem Auftrag sind sie unbequem und kritisch. Sie sind politische Akteure und erproben neue Wege der Partizipation. Verschiedene Kulturen und kulturelle Einrichtungen existieren friedlich neben- und miteinander. So schaffen sie eine vielfältige, friedliche und tolerante Gesellschaft.

Mit unseren Zukunftsbildern arbeiten wir seit einigen Jahren. Wir haben viele Daten zur sozial-ökologischen Wirkung unserer Kund*innen erfasst. Durch regelmäßige Auswertung und Feedback haben wir dazugelernt. Deshalb ist es an der Zeit, die Zukunftsbilder kritisch zu prüfen und – wo notwendig – zu aktualisieren. Unsere generalüberholten Zukunftsbilder werden wir bald veröffentlichen

Mit unseren Zukunftsbildern arbeiten wir seit einigen Jahren. Wir haben viele Daten zur sozial-ökologischen Wirkung unserer Kund*innen erfasst. Durch regelmäßige Auswertung und Feedback haben wir dazugelernt. Deshalb ist es an der Zeit, die Zukunftsbilder kritisch zu prüfen und – wo notwendig – zu aktualisieren. Unsere generalüberholten Zukunftsbilder werden wir bald veröffentlichen.

Mit unseren Zukunftsbildern arbeiten wir seit einigen Jahren. Wir haben viele Daten zur sozial-ökologischen Wirkung unserer Kund*innen erfasst. Durch regelmäßige Auswertung und Feedback haben wir dazugelernt. Deshalb ist es an der Zeit, die Zukunftsbilder kritisch zu prüfen und – wo notwendig – zu aktualisieren. Unsere generalüberholten Zukunftsbilder werden wir bald veröffentlichen.

Hintergründe zur Branche

Herausforderungen und Schwerpunkte 2023

Die Vielfalt im Bildungswesen ist einer der Schwerpunkte der Branche. Hierzu gehören etwa Entwicklungen im Privatschulbereich jenseits von Waldorf und Montessori. Freie Schulen und weitere Privatschulen befassen sich ebenfalls mit pädagogischen Konzepten, die gemäß unserem Zukunftsbild nachhaltige Bildung ermöglichen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag 2023 in Konzepten zur Inklusion und Integration.

Unser letzter Schwerpunkt war die Verbindung von Pädagogik und Raumkonzept. Es bestehen Anpassungsbedarfe in der Raumgestaltung und Gebäudeplanung aufgrund sich verändernder pädagogischer Konzepte. Zukunftsfähige und lernfördernde Räume und Gebäude müssen an dem Lehrkonzept und den Bedarfen der Schüler*innen angepasst sein.

Die Herausforderung in der Verbindung von Pädagogik und Raumkonzepten liegt in veralteten Schulgebäuden im Bestand bei gleichzeitigem Anstieg der Baukosten. Zudem gibt es wenig Refinanzierungsoptionen. Die Fördermittel greifen aktuell nur für Neubauten und nicht für Sanierungen. Neubau ist ökologisch betrachtet oft nicht die nachhaltigste Option. Nachhaltige Baumaterialien, der Einsatz regenerativer Wärme- und Stromversorgung sowie eine hohe Energieeffizienz sind uns in Bezug auf Immobilien wichtig. Allerdings sind das weitere Faktoren, die die Baukosten in die Höhe treiben.

Als eine weitere Erschwernis kommt der Lehrer- bzw. Fachkräftemangel hinzu. Dies trägt dazu bei, dass es für die Betreiber immer herausfordernder wird, die erforderliche Betreuung an den tatsächlichen Bedarf anzupassen.

Die Vergrößerung der Schere zwischen bildungsfernen und -nahen Elternhäusern betrachten wir mit Sorge. Gerade, wenn die Eltern wenig Unterstützung in der Bildung ihrer Kinder bieten können, ist eine besondere Betreuung notwendig, um Chancengleichheit herzustellen.

Eine weitere Herausforderung ist das Thema Digitalisierung in den Schulen. Bislang fehlt ein lernfördernder und altersgerechter Umgang mit Digitalisierung. Gleichzeitig muss ein bewusster und verantwortungsvoller Konsum mit digitalen Medien & Angeboten geschult werden.

Finanzielle Branchenkennzahlen 2023

⦁    In 2023 wurden in der Branche Bildung und Kultur neue Kredite in Höhe von 130,6 Mio. EUR vergeben.
⦁    Das Neukreditvolumen der Branche Bildung und Kultur ist im Vergleich zum Vorjahr um 25,5 Prozent gestiegen.
⦁    Die Branche Bildung und Kultur macht einen Anteil von 11,2 Prozent am gesamten Neukreditvolumen im Jahr 2023 aus.

Marion Amelung, Branchenleiterin Bildung & Kultur
Marion Amelung, Branchenleiterin Bildung & Kultur

Interview mit Marion Amelung

Ergebnisse der Wirkungstransparenz

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen aus den Kompetenzcentern gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten zu relevanten Finanzierungen. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen.

Im Jahr 2023 konnten wir für branchenübergreifend 71,6 Prozent der relevanten Neufinanzierungen eine Wirkdaten-Erhebung durchführen. Die Auswertung auf dieser Seite basiert auf den Daten zur Branche Bildung und Kultur.

 

Pädagogische Vielfalt und Bildungssouveränität

Pädagogische Vielfalt und Bildungssouveränität bringen individuelle Interessen der Lernenden mit staatlich vorgegebenen Lernzielen in Einklang.

  • Angebot verschiedener pädagogischer Konzepte und Überzeugungen zur bedarfsgerechten Förderung von ganzheitlichen Kompetenzen und individueller Entwicklung
  • Ausrichtung von Lehrplänen und Bildungszielen an den individuellen Interessen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unter Erreichung der staatlich vorgegebenen Lernziele

Grundvoraussetzung, um pädagogische Vielfalt und Bildungssouveränität zu fördern, ist die Bereitstellung von Bildungsplätzen. Im Jahr 2023 finanzierte die GLS Bank bundesweit 8.993 Bildungsplätze. Davon wurden 7.502 im Bestand gesichert und 1.491 zusätzlich finanziert. Von diesen finanzierten Bildungsplätzen waren 2023 7.107 Schul-, Kindergarten- und Hortplätze belegt. Die meisten davon in Nordrhein-Westfalen und Bayern.

 

Das Diagramm zeigt neue und bestandsgesicherte Bildungsplätze durch GLS Finanzierungen im Jahr 2023 nach Bundesland.

Pädagogische Vielfalt und Bildungssouveränität bringen individuelle Interessen der Lernenden mit staatlich vorgegebenen Lernzielen in Einklang.
⦁    Angebot verschiedener pädagogischer Konzepte und Überzeugungen zur bedarfsgerechten Förderung von ganzheitlichen Kompetenzen und individueller Entwicklung
⦁    Ausrichtung von Lehrplänen und Bildungszielen an den individuellen Interessen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unter Erreichung der staatlich vorgegebenen Lernziele

Doch wie wird pädagogische Vielfalt an den von uns finanzierten Bildungseinrichtungen praktiziert?

Hierzu steigen wir mit einem Kundenbeispiel aus 2023 ein. Die Erasmus Offenbach gGmbH ist eine staatlich genehmigte Ersatzschule, die sich als international versteht und an der drei Sprachen gesprochen werden: Deutsch, Englisch, Spanisch. Dabei wird nach der Immersionsmethode („one person – one language“) gearbeitet, die sich als beste Sprachlernmethode für Kinder bewährt hat.

Auf spielerische Weise und im alltäglichen Kontakt mit deutsch, englisch und spanisch sprechenden Pädagog*innen aus aller Welt, lernen die Kinder bereits in der Krabbelstube die ihnen zunächst unbekannten Sprachen. Zu dem spielt das Fach „Theater“ eine große Rolle in der Grundschule. Als Pflichtfach in allen vier Jahrgangsstufen fördert es die Selbstwahrnehmung, die Fähigkeit, sich auszudrücken, Textverständnis und Teamgeist.

Bei der bereits etablierten Bildungseinrichtung kam der Wunsch auf, das bestehende Angebot (Kita und einzügige Grundschule) zu erweitern. Um einen weiteren Grundschulzug und eine weiterführende Schule ermöglichen zu können, wird ein Neubau benötigt. Hierfür entsteht in Offenbach mittels der Finanzierung durch die GLS Bank das Erasmus Bildungshaus mit Turnhalle und Räumen für die Ganztagsbetreuung.

 

Als erste sozial-ökologische Bank mit nun fünfzigjähriger Erfahrung begrüßen wir es, wenn die finanzierten Bildungseinrichtungen einen bewussten Umgang mit Natur und Mensch fördern. Unter dem Konzept "Bildung für nachhaltige Entwicklung" finden diese Inhalte in immer mehr Schulen Einzug in das Bildungsprogramm. So freut es uns, dass 98 Prozent der Schulen, Kindergärten und Horte Projekte im Bereich Umwelt und Ernährung anbieten bzw. dies planen. Ansätze und Ideen zu alternativer Wirtschaft vermitteln 92 Prozent der 2023 finanzierten Bildungseinrichtungen bzw. planen dies. Die kulturellen Einrichtungen, die 2023 von uns finanziert wurden, arbeiten insgesamt mit 83 Partnern anderer Konfessionen oder Weltanschauungen zusammen. Dadurch wird Toleranz und Vielfalt gefördert.

Insgesamt wurde das pädagogische Konzept der finanzierten Bildungseinrichtungen durch unsere Berater*innen zu 96 Prozent als gut (67 Prozent) oder hervorragend (29 Prozent) eingeschätzt. Fragen, die hier zur Orientierung helfen, umfassen u.a. „Ermöglicht das Konzept individuelle Lernwege?“, „Wird auf Leistungsdruck und Noten verzichtet?“, „Gibt es Möglichkeiten zur Teilhabe und Mitgestaltung durch Schüler*innen und Eltern?“

Ein fast gleich gutes Ergebnis erzielte die Einschätzung zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Hier erreichten 70 Prozent der Einrichtungen das Ergebnis "gut", 22 Prozent sogar "hervorragend“. Hierfür wurden der Lehrplan, Bildungsangebote und Projekte für die Bewertung herangezogen.

Zusammenfassend können wir feststellen, dass die von uns im Jahr 2023 finanzierten Bildungs- und Kultureinrichtungen insgesamt positiv auf die Qualität „Pädagogische Vielfalt & Bildungssouveränität“ einwirken. Beispiele wie die Erasmus Offenbach gGmbH zeigen, wie progressiv und vielfältig das Bildungsangebot sein kann. Als GLS Gemeinschaft tragen wir dazu bei, dass Menschen ihre individuelle Interessen, Persönlichkeiten und kreativen Fähigkeiten entfalten können. Damit fördern wir eine bunte Gesellschaft und eine funktionierende Demokratie.

Drei Schülerinnen der Freien Waldorfschule Wülfrath malen Bilder mit bunten Farben.

Betreuungsqualität

Wie zielgruppen- und bedarfsgerecht Maßnahmen umgesetzt werden können, ist auch abhängig von der Größe der Bildungseinrichtungen. Unsere Ergebnisse zeigen unterschiedliche Belegungsstärken der aktuell belegten Schul-, Kindergarten- und Hortplätze. Der Großteil der Einrichtungen bewegt sich im Bereich 100 – 500 belegte Plätze. Drei Einrichtungen hatten 2023 sogar über 500 belegte Plätze. Auf der anderen Seite sind in etwas weniger als die Hälfte der Einrichtungen jeweils bis zu 100 Plätze belegt. Bei zwölf Schulen, Kitas und Horten sind gar weniger als 50 Plätze belegt. Diese unterschiedlichen Größen bringen ihre eigenen Chancen und Herausforderungen für die Betreuung mit sich. Das erschwert uns wiederum eine einheitliche Bewertung. Deshalb begegnen wir unseren Kundinnen immer individuell und aufgeschlossen.

 

Zielgruppen- und bedarfsgerechte Umsetzung von strukturellen, fachlichen und zwischenmenschlichen Maßnahmen
⦁    zur Entfaltung, dem Erwerb, der Entwicklung und Befähigung der individuellen Persönlichkeit,
⦁    der geistigen, sozialen und seelischen Fähigkeiten
⦁    des verantwortungsbewussten Handelns sowie wesentlicher Kenntnisse & Kompetenzen.

Das Diagramm zeigt die Anzahl der  finanzierten Einrichtungen nach aktuell belegten Plätzen.

Die Bildungseinrichtungen können sich mit ihren alternativen Lehrkonzepten und Methoden ihr ganz eigenes Profil geben.  Die Vermutung liegt nahe, dass sich dies auch auf die berufliche Zufriedenheit der Lehrkräfte auswirkt. Die Fluktuation der Lehrkräfte im letzten Jahr lag durchschnittlich bei 4,1 Prozent und liegt damit unter der durchschnittlichen Fluktuation im Bereich Erziehung und Unterricht in Deutschland (26,1 Prozent). Hier muss jedoch auch ehrlich angemerkt werden, dass wir nur von weniger als der Hälfte der Einrichtungen Angaben zu diesem Indikator erhalten haben.

 

Mit der Betreuungsqualität als eine zentrale Grundlage zur gelingenden Umsetzung alternativer Lehr- und Lernkonzepte tragen wir zur Förderung einer reformpädagogischen Entwicklung im Bildungssystem bei. So haben wir es auch in den Positivkriterien unserer Anlage- und Finanzierungsgrundsätze festgelegt. Dennoch können wir dies nicht mit Wirkdaten untermauern. Hierfür sind wir auf der Suche nach weiteren geeigneten Kennzahlen, die der Vielfalt der Bildungseinrichtungen gerecht werden. Nur durch gute Referenzwerte können wir unsere Wirkung in der Betreuungsqualität messen und transparent machen.

Vor allem der Lehrer- und Fachkräftemangel erschwert die Arbeit unserer Kund*innen in Bezug auf die Betreuungsqualität.

Zugangsmöglichkeiten

Uns ist wichtig, dass für alle Teile der Gesellschaft gleiche Zugangsmöglichkeiten zu Bildungs- und Kulturangeboten bestehen. Die Teilhabe an gesellschaftlichen Angeboten trägt maßgeblich zur Zufriedenheit von Menschen bei. Diese sollte möglichst bedarfsgerecht gestaltet werden.
Für gleiche Chancen in der Bildung und gerechte Zugangsmöglichkeiten braucht es u.a. ein Inklusionskonzept bzw. Integrationsmaßnahmen. 83 Prozent der im Jahr 2023 finanzierten Bildungseinrichtungen besitzen Konzepte und/oder Angebote an Fördermaßnahmen bzw. planen diese.

 

 

Zur Förderung einer toleranten und friedlichen Gesellschaft braucht es Zugangsmöglichkeiten für alle Personengruppen.
⦁    Gewährleistung von Teilhabeangebote für benachteiligte Personengruppen
⦁    Sowie eine explizite Orientierung auf kulturelle, soziale, geistige, körperliche, sexuelle, sprachliche & religiöse Vielfalt.

Das Bild zeigt zwei Schülerinnen der Freien Waldorfschule Wüfrath. Eine Schülerin sitzt im Rolltstuhl.

Insgesamt waren 235 Bildungsplätze mit Begleitung durch Inklusions- und oder Integrationsmaßnahmen belegt. Dies entspricht 3,3 Prozent. Damit liegen die von uns finanzierten Einrichtungen für Inklusion und Integration gemeinsam 0,3 Prozentpunkte unterhalb des deutschen Durchschnitts für Inklusion.3 Mit Blick auf die Fragestellung kann es sein, dass einzelne Kundinnen die Frage ausschließlich auf „Inklusion“ bezogen haben. Gerade, weil wir an anderer Stelle explizit nach Inklusion und einem Angebot an Fördermaßnahmen fragen. Uns ist bewusst, dass diese Vermischung von Inklusion – also dem Zugang für Kinder und Schüler*innen mit Assistenzbedarf – und Integration – dem Zugang für Kinder und Schüler*innen mit Migrationsgeschichte – durchaus auch kritisch betrachtet werden kann. Beide Konzepte haben ihre eigenen Herausforderungen. Außerdem könnte diese Fragestellung eine Form des „Othering“ implizieren. Wir haben uns dennoch für diese Fragestellung entschieden, weil wir Zugangsmöglichkeiten ganzheitlich betrachten wollen. Gleichzeitig möchten wir unsere Kundinnen nicht mit zu vielen Fragen überhäufen, die dann wiederum methodische Schwierigkeiten mitbringen könnten. Was ist z.B. mit einem Bildungsplatz, der durch einen Schüler mit Assistenzbedarf und Migrationsgeschichte belegt ist?

Inklusionskonzept und/oder Angebot an Fördermaßnahmen bei 2023 finanzierten Bildungseinrichtungen

Bei der Bewertung des Anteils von belegten Bildungsplätzen mit Inklusions- bzw. Integrationsmaßnahmen gibt es weitere methodische Probleme zu betrachten. Einerseits fragen wir hier nach der Vergangenheit. Wird also derzeit ein Konzept ausgearbeitet und in Zukunft entsprechende Plätze angeboten, wird dies durch diese Kennzahl nicht ersichtlich.

Inhaltlich betrachtet, wird das Thema unterschiedlich gelebt und umgesetzt. So waren beispielsweise bei den Bildungseinrichtungen mit max. 100 belegten Plätzen insgesamt nur zwei Bildungsplätze mit Begleitung durch Inklusions- und oder Integrationsmaßnahmen belegt. Mit Blick auf die Betreuungsqualität ist dies auch nachvollziehbar. Außerdem sind Menschen mit Migrationsgeschichte tendenziell eher in Städten als dem ländlichen Raum anzutreffen, weil es hier meistens eine bessere Infrastruktur und Chancen für gesellschaftliche Teilhabe gibt. Ausnahmen für hervorragende Integration auf dem Land gibt es aber natürlich auch. Genauso bekommen Kinder und Jugendliche mit Assistenzbedarf in Städten oftmals eine bessere Versorgung. Hinzu kommt, bei größeren Bildungseinrichtungen ist es eher denkbar, spezielle Fachkräfte einzustellen und Maßnahmen umzusetzen. Einige unserer Kundinnen haben sogar einen Fokus auf Inklusion oder Integration. So gibt es gerade im Bereich Bildung keine one fits all-Lösung, die zwanghaft alle Schulen, Kitas und Horte umsetzen sollten.

Eine reiche, vielfältige und tolerante Kultur prägt die Gesellschaft positiv. Die Förderung kultureller, körperlicher, sexueller, geistiger, sprachlicher und religiöser Vielfalt ist bei 100 Prozent der im Jahr 2023 finanzierten Einrichtungen fester Bestandteil des Konzeptes bzw. ist dies in Planung.

Nach Einschätzung unserer Kundenbetreuer*innen werden 80 Prozent der Einrichtungen beim Thema Integration und Inklusion mit „Gut“ (65 Prozent) oder „Hervorragend“ (15 Prozent) bewertet. Bei 4 Prozent der Einrichtungen reichte es nur für „Ausreichend“. Hierbei muss aber auch wieder u.a. die Größe der Bildungseinrichtung beachtet werden. Im Rahmen der Einschätzung werden unterschiedliche Aspekte betrachtet. Dabei spielen Angebote und Kommunikation zu Förderprogrammen sowie die Gestaltung der Beiträge eine Rolle.  Aber auch bauliche Maßnahmen zur Förderung/Berücksichtigung spezieller Bedarfe. Inklusionsmaßnahmen, wie bspw. gemeinsame Lehrplanbestandteile (einzelne Fächer mit bestimmter Ausrichtung), eine Sprachförderung bzw. Fremdsprachenunterricht und Angebote über den Unterricht hinaus sind weitere Aspekte.

 

Mit den von uns mitfinanzierten Bildungseinrichtungen verfolgen wir das Ziel, dass durch die unterschiedlichen Aspekte eine Teilhabe an gesellschaftlichen Angeboten ermöglicht werden kann. Aufgrund nicht passgenauer Indikatoren können wir das bisher nicht konkret mit Wirkdaten belegen. Jedoch zählen diese Aspekte explizit zu unseren Positivkriterien und fließen somit in unsere Finanzierungsentscheidungen ein. Die Tatsache, dass 83 Prozent der Bildungseinrichtungen ein Inklusionskonzept und/oder ein Angebot an Fördermaßnahmen besitzen bzw. so etwas planen, zeigt, wie wichtig das Thema auch unseren Kundinnen ist. Unterstützt wird diese Annahme von dem durchschnittlichen Ergebnis „Gut“ bei der Einschätzung zu Integration & Inklusion. Die Förderung kultureller, körperlicher, sexueller, geistiger, sprachlicher und religiöser Vielfalt ist gar zu 100 Prozent fester Bestandteil des Konzepts bzw. in Planung bei den Bildungs- und Kultureinrichtungen.

Im Idealfall sollte es überall ausreichend Bildungsangebot mit Begleitung durch Inklusionskonzepte und/oder Fördermaßnahmen geben. Nur dann kann ein freier Zugang zu Bildung für alle Menschen gewährleistet werden. Mit Blick auf die Herausforderungen, die erfolgreiche Inklusion und Integration mit sich bringen, kann diese Verantwortung aber nicht immer von den Bildungseinrichtungen getragen werden. Ohne die entsprechende Betreuungsqualität wäre im schlimmsten Fall niemandem geholfen. Deshalb ist das eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, zu der der Großteil unserer Kundinnen im Bereich Bildung bereits etwas beiträgt.

Umgebungsqualität

Im Rahmen unserer Finanzierungsentscheidung betrachten wir auch die Raumgestaltung. So interessiert uns z.B. die Gestaltung der Räumlichkeiten und Außenflächen und inwiefern diese eine angenehme und inspirierende Lern- und Entwicklungsumgebung fördern. Genauso freut es uns, wenn naturnahe und ökologische Baustoffe verwendet werden. Bei den im Jahr 2023 finanzierten Bildungs- und Kultureinrichtungen haben 91 Prozent Maßnahmen zur Verbesserung der Raumgestaltung getroffen oder planen diese. Eine konkrete Nennung der Maßnahmen ist auf Grundlage unserer Datenerhebung an dieser Stelle jedoch nicht möglich.

 

Angebot biologischer und regionaler Lebensmittel bei 2023 finanzierten Einrichtungen (wenn relevant) (in Prozent)

Zielgruppen- und bedarfsgerechte Bereitstellung von räumlichen Möglichkeiten und Ausstattungsmerkmalen
⦁    zur Unterstützung der Entfaltung, dem Erwerb, der Entwicklung und Befähigung der individuellen Persönlichkeit.

Eine gute und gesunde Ernährung als Teil der Umgebungsqualität trägt zur körperlichen und geistigen Entwicklung positiv bei. Insgesamt 85 Prozent der Bildungseinrichtungen greifen auf ein Essensangebot mit biologischen oder biologisch-regionalen Lebensmitteln zurück.

Das nWert Gutachten für Immobilien erfolgt durch unsere Tochter GLS ImmoWert. nWert ist ein Bewertungssystem, das nachhaltige Qualitäten eines Gebäudes transparent, messbar und vergleichbar macht. Es überträgt das grundlegende Verständnis der GLS Bank von Nachhaltigkeit auf Immobilien. Unter der Berücksichtigung von baulichen, sozialen und ökologischen Aspekten können Stärken und Schwächen der Immobilie adressiert werden. Es ist damit ein zentrales Werkzeug für die nachhaltige Entwicklung von Immobilien.

Perspektivisch wünschen wir uns, dass wir die Daten aus den nWert Gutachten für unsere Auswertungen zur Wirkungstransparenz verwenden können. Aktuell ist dies leider noch nicht vollumfänglich möglich.

Nachhaltiges Bauen

Unser Zukunftsbild wäre nicht ganzheitlich, würden wir nicht die umweltrelevanten Aspekte von den Immobilien der Bildungs- und Kultureinrichtungen einbeziehen. Daher schauen wir gezielt auf die Qualität „Nachhaltiges Bauen“. Die Wahl ökologischer Baumaterialien, energiesparende Architektur sowie die Energie- und Stromversorgung aus regenerativen Quellen sind Faktoren, die wir bei der Finanzierungsentscheidung berücksichtigen. Dabei dient uns der nWert als Bewertungssystem, welches die nachhaltigen Qualitäten und Potentiale der Immobilie aufzeigt.

45 Prozent der 2023 finanzierten Bildungs- und Kultureinrichtungen erhielten ein nWert Ergebnis von „herausragend“ oder „sehr gut“. Durchschnittlich lag das Ergebnis bei 67,9 von 100 Punkten, was „gut“ entspricht. Keine der Immobilien fiel in die Kategorien „grundlegen“ oder „gering“.

Bei diesem Ergebnis gilt es einige Dinge zu beachten. Übergeordnet besteht die Herausforderung mit dem veralteten Bestand von Immobilien und der fehlenden Förderung für Sanierung in der Branche, wie eingangs erwähnt. Das nWert hat zwar einen Fokus auf nachhaltigem Bauen, bewertet die Immobilie aber ganzheitlich, bezieht also klassische Immobilienkriterien sowie soziale Aspekte mit ein. Außerdem lag das nWert nur für 18 der 65 Finanzierungen vor. Wirklich aussagekräftig ist dieses Ergebnis daher nicht.

Die Gesamtsumme der im Jahr 2023 finanzierten Raumnutzfläche aller Bildungs- und Kultureinrichtungen beträgt ungefähr 123.600 m². Davon wurden ungefähr 15.000 m² zusätzlich finanziert. Von diesen zusätzlichen Flächen haben 90 Prozent ein sehr gutes Ergebnis im nWert Gutachten.

Durch das Einbeziehen ökologischer Aspekte (z.B. der Einsatz von erneuerbaren Energien, ökologische Bau- und Dämmstoffe, insektenfreundliche Außenanlagen) sowie sozialer Aspekte (barrierefreie Zugänge zum Gebäude, Blindenführung, ergonomische Tische und Stühle) tragen wir zu einer sozial-ökologisch verträglichen Umgebung bei.

 

 

Die Qualität „Nachhaltiges Bauen“ sorgt dafür, dass die Angebote in einer sozial-ökologisch verträglichen Umgebung stattfinden. Ökologische Baustoffe sind nicht nur für die Umwelt besser, sondern zahlen auch auf die Umgebungsqualität ein.

Genau wie bei Umgebungsqualität, würde unsere Wirkungsmessung zu „Nachhaltiges Bauen“ von einer vollumfänglichen Auswertung des nWert Gutachtens profitieren.

Verteilung der Ergebnisse nWert Gutachten* der in 2023 zusätzlich finanzierter Raumnutzfläche bei Bildungs- und Kultureinrichtungen *wenn vorhanden

Abschluss & Ausblick

Bei Integration und Inklusion sehen wir eine gute Entwicklung hinsichtlich der Berücksichtigung spezieller Bedarfe oder Sprachförderungen. Weiterhin herausfordernd bleibt das Thema digitale Transformation. Zwar gibt es Angebote zu Förderprogrammen, was fehlt sind Inhalte und Formate zu Medienkompetenz. Der zunehmende Fachkräftemangel erschwert die Umsetzung verschiedener pädagogischer Konzepte für die individuelle Entwicklung.

Das Gesamtergebnis der Erhebungen im Jahr 2023 zeigt, dass 96 Prozent der Einrichtungen ein gutes bzw. hervorragendes Gesamtkonzept haben (mit einer durchschnittlichen Bewertung von 1,9). Dieses Ergebnis ergibt sich aus den Einzelbewertungen zum pädagogischen Konzept, Bildung für Nachhaltige Entwicklung sowie Integration & Inklusion. Unserem Leitbild entsprechend, arbeiten wir mit Bil­dungseinrichtungen zusammen, die auf der Basis eines freiheitlichen Grundverständnisses die Persönlichkeits­entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern. Bildungsträger mit Waldorf-, Montessori- oder anderen reformpädagogischen und zeitgemäßen Konzepten übernehmen eine Vorreiterrolle bei der Weiterentwick­lung der Bildungslandschaft.

Durch die Wirkdaten-Erhebung zeigen wir transparent, wo unsere Stärken und wo Herausforderungen liegen. Gleichzeitig offenbart sich an mehreren Stellen, dass es schwierig ist geeignete Indikatoren zu finden, die unserem qualitativen Verständnis des Zukunftsbilds entsprechen.