Unser Zukunftsbild Ernährung
Als GLS Bank nutzen wir Geld als soziales Gestaltungsmittel. Gemeinsam mit unseren Kund*innen wollen wir durch den bewussten, verwendungsorientierten Umgang mit Geld die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft sichern und fördern. Die Grundlage für unsere Arbeit und unser Verständnis einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft bilden unser Leitbild und die Anlage- und Finanzierungsgrundsätze. Darin halten wir fest, welche Geschäftsfelder und -aktivitäten wir grundsätzlich von einer Finanzierung ausschließen und welche Geschäftsfelder wir im Rahmen unserer Finanzierungsentscheidungen positiv bewerten, weil sie aus unserer Sicht zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft beitragen.
Daraus abgeleitet ergeben sich unsere sechs Branchen. Für diese haben wir jeweils in einem Zukunftsbild unsere Vision für die Branche festgehalten – sprich: Was ist für uns der Zielzustand einer nachhaltigen Gesellschaft in dieser Branche?
Für die Branche „Ernährung“ halten wir fest:
Wir wollen eine Ernährungswende: Umweltverträgliche und ressourcenschonende Erzeugung, Verarbeitung, Handel und Konsum von ökologischen Lebensmitteln, artgerechte Tierhaltung und gesundheitsfördernde, vielfältige Ernährungsweisen.
Je mehr Nahrungsmittel ökologisch und dezentral angebaut und in einem überschaubaren Umkreis verarbeitet und verkauft werden, umso mehr profitiert die Region - nicht nur wirtschaftlich. Über eine dezentrale, regionale Verarbeitung werden soziale Strukturen auf dem Land gestärkt und bewahrt. Eine zukunftsfähige Wertschöpfung begünstigt gleichberechtigte, stabile Partnerschaften zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft. Verbraucher*innen haben Vertrauen in die gekauften Waren, weil sie wissen, wo sie herkommen. Dabei entstehen Strukturen, in denen gemeinschaftlich Risiko und Verantwortung getragen und Solidarität und Wertschätzung zwischen allen Mitgliedern des Ernährungssystems gefördert werden. Der technologische Fortschritt und innovative Lösungsansätze im Einklang mit der Bewahrung und Rückbesinnung auf bewährte, nachhaltige Praktiken können die Ernährungswende sozial und ökologisch gerecht vorantreiben.
Ob Biohof, verarbeitender Betrieb, Bioladen, Gastronomie, solidarische Landwirtschaft, Konsument*in – jede*r kann den eigenen Weg der Nachhaltigkeit gehen. Wir wollen eine Ernährungswirtschaft, die auf einem respekt- und maßvollen Umgang mit Natur, Tieren, Menschen und Lebensmitteln fußt.
Hintergründe zur Branche
In der Branche Ernährung unterscheiden wir zwischen zwei Teilbereichen: Ökologische Landwirtschaft und Naturkost. Zu Naturkost gehören verarbeitende Unternehmen (etwa ein Hersteller von Bio-Säften), der Großhandel und der Einzelhandel. Zum Einzelhandel zählen wir den kleinen Bioladen um die Ecke, genauso wie Bioläden mit mehreren Filialen und Bio-Kisten.
Im Bereich ökologische Landwirtschaft unterstützen wir bio-zertifizierte Landwirtschaft und Betriebe, die sich auf den Weg der Transformation hin zu bio-zertifizierter Landwirtschaft machen. Auch die Wald- und Forstwirtschaft gehört dazu.
Herausforderungen und Schwerpunkte 2024
Das Jahr 2024 brachte für die Biobranche sowohl Herausforderungen als auch Lichtblicke. Die anhaltenden Auswirkungen des Ukrainekrieges, die Inflation, ein Rückgang der Nachfrage sowie steigende Betriebskosten belasteten die Lebensmittelbranche. Die Inflationsrate lag 2024 bei 2,2 % [1].
Für Nahrungsmittel verzeichnete das Statistische Bundesamt einen moderaten Preisanstieg von durchschnittlich 1,8 % [2].
Der Preisanstieg bei konventionell produzierten Lebensmitteln war dabei stärker als bei Bio-Lebensmitteln. Diese Differenz unterstreicht die tatsächlichen Kosten der Lebensmittelproduktion im Sinne des True-Cost-Gedankens – konventionell erzeugte Lebensmittel sind langfristig teurer als Bio-Lebensmittel.
Die Bio-Branche verzeichnete einen Zuwachs um 5,7 %, jedoch gingen die Gewinne aufgrund ähnlich steigender Kosten nicht entsprechend nach oben. Im Bio-Fachhandel wurden im Jahr 2024 steigende Umsätze beobachtet, nachdem 2023 die massive Inflation zu rückläufigen Umsatzzahlen geführt hatte.
Unsere Betriebe stehen nicht nur vor finanziellen Herausforderungen. Die voranschreitenden Entwicklungen der Klimakrise zeigen sich immer deutlicher. Extremwetterereignisse wie Dürreperioden und Hitzewellen führten zu Ernteausfällen und steigenden Kosten durch Sachschäden.
Insgesamt führte dies 2024 vermehrt zu Zurückhaltung bei Investitionen.
Finanzielle Branchenkennzahlen 2024
- 2024 wurden in der Branche Ernährung neue Kredite in Höhe von 55,6 Mio. Euro vergeben.
- Die Branche Ernährung macht einen Anteil von 5 % am gesamten Neukreditvolumen im Jahr 2024 aus.
- Die Kennzahlen und Kundenbeispiele, die im Folgenden vorgestellt werden, beziehen sich auf Finanzierungen des Kompetenzcenters Ernährung.
Interview mit Katrin Heuzard la Couture
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Ergebnisse der Wirkungstransparenz
Bio für alle
Die 100-prozentige Umstellung auf ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft ist unser Ziel.
Die ökologische Landwirtschaft hat einen deutlich geringeren negativen Einfluss auf die Ökosysteme. Durch Vermeidung von Monokulturen, eine Vielfalt an Saatgut, Fruchtfolgen, Hecken und naturbelassenen Streifen leisten Bio-Bauern einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Düngemittel schützt Böden und Gewässer.
Als GLS Bank finanzieren wir EU-Bio und verbandszertifizierte Betriebe und Unternehmen. Die Bio-Anbau-Verbände haben zum Teil strengere Richtlinien hinsichtlich Böden, Biodiversität sowie Tierwohl. Zudem bietet die Verbandsmitgliedschaft Vorzüge für die Landwirt*innen selbst. Unter anderem findet hier eine stärkere Vernetzung statt, was solidarische Ansätze innerhalb der Branche stärkt – beispielsweise durch regionale Kooperationen, gemeinschaftliche Vermarktungsstrategien und Wissensaustausch.
Im Bereich Verarbeitung und Handel betrug der Anteil des bio-zertifizierten Umsatzes der 2024 finanzierten Unternehmen 99,9 %. Dabei waren 66,2 % durch einen Bio-Anbauverband zertifiziert.
Die minimale Abweichung zu unserem 100 % Ziel resultiert aus den Lebensmitteln, für die es keine Bio-Zertifizierung gibt. Darunter: Waldhonig, Wildfleisch/ -wurst, Wildpflanzensammlungen und Wildfisch (vgl. Bioland Leitlinie 8.6.2). Zudem bedingen sich die Produktion bio-zertifizierter Lebensmittel und deren Verarbeitung und Handel. Aktuell werden in Deutschland 11,4 % der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet – sprich deutlich weniger als das 30 % Ziel der Bundesregierung und weit weniger als unsere Vision von 100 % Bio. Die Grundvoraussetzung für einen Anstieg der bio-bewirtschafteten Flächen ist ein gleichzeitiger Anstieg des Umsatzes im Handel: Für das ausgelobte Ziel von 30 % der Flächen, bräuchte es einen Umsatz von 17,3 % im Einzelhandel. Laut einer Prognose des IFH Köln erreicht der Umsatz 2030 allerdings lediglich 8,1 %.
Bio-Umsatzanteil nach Zertifizierung bei 2024 finanzierten Naturkost-Unternehmen (Verarbeitung & Handel) in Prozent
Die 100-prozentige Umstellung auf ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft ist das Ziel.
Auf dem Weg dahin wollen wir Landwirt*innen und Unternehmen in der Ernährungswirtschaft begleiten und unterstützen.
Im Bereich Urproduktion waren 100 % der von uns 2024 finanzierten Betriebe bio-zertifiziert. Hier finanzieren wir Betriebe, die ihre Flächen ökologisch bewirtschaften oder eine Umstellung des gesamten Betriebs vornehmen. 8,5 % der von uns 2024 finanzierten Betriebe waren Umsteller.
Insgesamt haben wir in der GLS Bank in 2024 13.842 Hektar landwirtschaftlicher Fläche im Bestand gesichert oder zusätzlich finanziert. Davon waren 522 Hektar (3,8 %) neu erworbene Flächen. Im Vergleich: Deutschlandweit sind die ökologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen 2024 um 1,89 Millionen Hektar gewachsen. Dabei ist die jährliche Wachstumsrate in den letzten Jahren seit 2016 stetig zurückgegangen. 2024 betrug diese im Vergleich zum Vorjahr gerade mal 0,4 %.
Viele Betriebe finden keine geeigneten Flächen. Das liegt in erster Linie an den steigenden Preisen bei zeitgleich steigenden Betriebskosten. Im Jahr 2023 betrug das durchschnittliche Pachtentgelt für landwirtschaftlich genutzte Flächen in Deutschland 357 Euro pro Hektar, was einem Anstieg von 9 % gegenüber 2020 entspricht. Regionale Unterschiede sind dabei deutlich erkennbar: In Nordrhein-Westfalen lag das durchschnittliche Pachtentgelt bei 560 Euro pro Hektar, während im Saarland lediglich 99 Euro pro Hektar veranschlagt wurden.
Im Durchschnitt bewirtschaften die von uns 2024 finanzierten Betriebe 271,3 Hektar, knapp ein Drittel davon zwischen 100 und 200 Hektar.
Tierwohl
Eine artgerechte Haltung berücksichtigt das natürliche Verhalten der Tiere. Sie erspart den Tieren Verletzungen, Schmerz, haltungsbedingte Beschwerden und Stress und achtet ihre Bedürfnisse.
61,7 % der 2024 von uns finanzierten Betriebe stellen pflanzliche Lebensmittel her. 90,1% der Betriebe halten Tiere. Davon werden von etwas unter einem Drittel Fleisch und Fleischerzeugnisse hergestellt, 42 % produzieren Nebenerzeugnisse wie Milch und Eier und 17,3 % halten Tiere auch oder ausschließlich zur Landschaftspflege o.Ä.
Grundsätzlich ist die Tierhaltung Bestandteil eines nachhaltigen, geschlossenen Kreislaufsystems in der Landwirtschaft. Beweidung und „natürliche Düngung“ fördern den Nährstoffkreislauf und Humusaufbau, haben eine regulierende Wirkung auf Unkraut und Schädlinge und insbesondere der Einsatz in der Landschaftspflege trägt zum Erhalt von Kulturlandschaften bei.
Diese Form der Tierhaltung, in der Tierwohl und artgerechte Haltung verankert sind und ein positiver Beitrag für Klima und Umwelt gewährleistet ist, unterstützen wir. Dies erfordert klare Standards und Vorgaben, wie sie durch die Bio-Zertifizierungen gegeben und geprüft sind. Dennoch bestehen Unterschiede zwischen den einzelnen Vorgaben.
Zu den Unterschieden in den Zertifizierungen haben wir uns im letzten Jahr umfassend auseinandergesetzt. Das betrifft die Geflügel- und Schweinehaltung, den Weinbau sowie den Anbau von Sonderkulturen wie Spargel oder Erdbeeren.
So sind im Bereich Tierhaltung im EU-Bio-Standard weder spezifische Tierwohlkontrollen verpflichtend geregelt, noch gibt es klare Vorgaben zur regelmäßigen Überprüfung durch unabhängige Dritte. Auch die Anforderungen an den Tiertransport bleiben allgemein – lediglich eine möglichst kurze Transportdauer wird empfohlen.
Eine artgerechte Haltung berücksichtigt das natürliche Verhalten und Ernährung der Tiere.
Sie erspart den Tieren Verletzungen, Schmerz, haltungsbedingte Beschwerden und Stress und achtet ihre Bedürfnisse nach Bewegung, Beschäftigung und Kontakt mit Artgenossen.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in der Besatzdichte: Bio-Anbauverbände wie Bioland oder Demeter legen hier strengere Obergrenzen für die Tieranzahl pro Fläche fest. Die Verbandsrichtlinien sehen zudem eine Begrenzung der Anzahl von Produktionseinheiten (für Geflügel) je Betrieb vor, was einer Form von Massentierhaltung entgegenwirkt. Der EU-Bio-Standard erlaubt hier deutlich größere Tierbestände, was nach unserem Verständnis für die Geflügel- und Schweinehaltung nicht mit einer artgerechten, nachhaltigen Tierhaltung vereinbar ist.
Vor diesem Hintergrund werten wir in den genannten Bereichen ausschließlich Zertifizierungen nach Bio-Verbandsstandards positiv. Mögliche Weiterentwicklungen werden wir auch in Zukunft beobachten und berücksichtigen.
Gleichzeitig gab es 2024 positive Entwicklungen auf politischer Seite: Dazu zählt die Einführung der neuen Bio-AHVV. Diese Verordnung schafft einen Rahmen für die Bio-Zertifizierung in der Außer-Haus-Verpflegung entlang der gesamten Wertschöpfungskette Die Bio-Zertifizierung nach der Bio-AHVV dient dazu, die Transparenz für Verbraucher*innen zu erhöhen und ihnen die Möglichkeit zu geben, Gerichte mit Bio-Zutaten zu identifizieren. Wir sehen darin eine Chance für die Bio-Branche im verstärkten Aufbau regionaler und langfristiger Lieferbeziehungen.
Mit Blick auf die steigende Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln und vegetarisch oder veganen Alternativen [3] haben wir 2024 beschlossen, den Fokus verstärkt auf den Gemüsebau und die Lebensmittelverarbeitung zu legen. Wir denken verschiedene Themen vernetzt und schaffen Synergien innerhalb der Branche Ernährung und darüber hinaus.
Gleichzeitig fördern wir konkrete Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität und Stärkung von Klimaschutz in der Landwirtschaft. Nachhaltige Anbaukonzepte und ressourcenschonende Verfahren sichern nicht nur den Erhalt der Artenvielfalt, sondern erhöhen auch die Resilienz der Betriebe. Die Sonderaktion zur Förderung von Blühstreifen in 2024 unterstreicht unser Engagement.
Eine weitere Chance sehen wir im Einsatz von Agri-PV. Die gleichzeitige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für den Anbau und die Gewinnung erneuerbarer Energien birgt großes Potential.
[1] destatis.de
[2] destatis.de
[3] BMEL Ernährungsreport 2024
Gesunde Böden & Biodiversität
Eine umweltverträgliche Ernährung und Landwirtschaft sorgt für den Erhalt und den Schutz der biologischen Vielfalt: von der Produktion bis zum Verzehr. Natürliche Ressourcen werden geschont.
Über den Boden werden Treibhausgase emittiert – bei ökologischer Bewirtschaftung weit weniger als in der konventionellen Landwirtschaft. Laut einer Studie der TU München aus dem Jahr 2022, bei der zwischen 2009 und 2021 die Umwelt- und Klimawirkungen von 40 ökologischen und 40 konventionellen Betrieben in verschiedenen Agrarregionen in Deutschland untersucht wurden, emittieren ökologische Flächen jedes Jahr 1.750 kg CO2e weniger pro Hektar. [5] Übertragen auf unsere Finanzierungen aus dem Jahr 2024, über die 13.837 Hektar ökologisch bewirtschafteter Fläche im Bestand gesichert oder zusätzlich erworben wurden, heißt das: es wurden damit einhergehend 24.215 Tonnen CO2e weniger emittiert. Das entspricht ungefähr den Emissionen von 2.306 Bundesbürger*innen pro Jahr.
Durch bestimmte Anbaupraktiken in der ökologischen Landwirtschaft werden der Schutz von Klima und Umwelt aktiv gefördert. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Düngemittel und Pestizide, eine ausgewogene Fruchtfolge, Gründüngung und Kompostierung stärken die Bodengesundheit und -struktur, fördern die Humusbildung und verbessern die Wasserhaltefähigkeit der Böden. So bleiben Böden langfristig fruchtbar und Nährstoffkreisläufe bleiben erhalten. Dadurch werden nicht nur gesunde Böden für eine langfristige Nahrungsmittelproduktion gesichert, sondern auch der Klimaschutz gestärkt, da unter anderem der Aufbau von Humus dazu beiträgt, dass der Boden mehr Kohlenstoff speichern kann – im Gegensatz zu ausgelaugten Böden, die tendenziell mehr Kohlenstoff freisetzen.
Auch der Schutz und die Förderung von Biodiversität sind zentrale Elemente der ökologischen Landwirtschaft. Dazu bestehen insbesondere in den Richtlinien der Bio-Anbauverbände wie Naturland oder Bioland konkrete Vorgaben. Darunter fallen Maßnahmen wie die Anlage von Blühstreifen, Hecken und mehrjährigen Kulturen, die als Lebensräume für Insekten und Vögel dienen. Auch der Verzicht auf Gentechnik und die Erhaltung von Wildkräutern auf den Feldern trägt zur Artenvielfalt bei. Durch diese Praktiken wird nicht nur die Biodiversität auf den Feldern erhalten, sondern auch die natürliche Schädlingsbekämpfung gefördert, was wiederum die Notwendigkeit, Pestizide einzusetzen, reduziert.
Eine umweltverträgliche Ernährung erhält und schützt die biologische Vielfalt: von der Produktion bis zum Verzehr. Natürliche Ressourcen werden dabei geschont.
Diese Vielfalt nachhaltiger Praktiken erleben wir täglich bei unseren Kund*innen. Mit Blick auf die 2024 finanzierten Betriebe haben z.B. 50 % durch verschiedene Maßnahmen einen positiven Einfluss auf den Erhalt der Artenvielfalt, bspw. durch Anbau und Züchtung alter Sorten und Rassen (s. auch unser Kundenbeispiel unter „Tierwohl“).
Diese täglichen Leistungen der ökologischen Landwirtschaft und unserer Kund*innen für Umwelt und Klima möchten wir anerkennen. In diesem Sinne haben wir im Rahmen einer Sonderaktion 2024 gemeinsam mit der Bingenheimer Saatgut AG zwei Saatgut-Mischungen für Blühstreifen zusammengestellt. Mit Auftakt zu unserer 50 Jahr Feier haben wir dann für jeden gezeichneten GLS Bank Anteil die Kosten für das Saatgut von Bingenheimer für 1m2 Blühstreifen übernommen. Unser Ziel: 250.000 m2. Unsere Kund*innen konnten sich dann über die Website dafür „bewerben“ und aus den beiden Mischungen auswählen. Im Januar 2025 wurde das Saatgut dann versandt.
Insgesamt haben 64 unserer Firmenkunden an der Aktion teilgenommen. Dabei konnten wir Saatgut für 330.500 m2 Blühstreifen spenden.
[5] Kurt-Jürgen Hülsbergen (Hrsg.), Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus, in: Weihenstephaner Schriften (Band 16), 2022.
Zukunftsfähige Wertschöpfung
Gerade die Bio-Anbauverbände spielen eine zentrale Rolle beim Aufbau langfristiger Partnerschaften, da sie verbindliche Standards setzen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Produktion, Verarbeitung und Handel fördern. Durch gemeinsame Werte, transparente Lieferketten und regelmäßigen Austausch entsteht ein stabiles Netzwerk, das sowohl wirtschaftliche Sicherheit als auch ökologische Nachhaltigkeit stärkt. Dies stärkt die Resilienz der Betriebe auf der einen Seite und die Transparenz und Glaubwürdigkeit gegenüber Verbraucher*innen auf der anderen Seite.
18,4 % der von uns 2024 finanzierten Firmenkunden sind besonders zukunftsfähig aufgestellt, was ihr Energiemanagement und ökologisch nachhaltige Wirtschaftspraktiken angeht. Beispielsweise wurde eine Anlage finanziert, die Windkraft, PV und einen Speicher kombiniert, so dass die Energie nicht nur direkt vor Ort erzeugt, sondern auch gespeichert werden kann. Neben vorrangig PV-Anlagen wurde aber auch zusätzlich zu einem bestehenden noch ein weiteres Blockheizkraftwerk finanziert.
Der Auf- und Ausbau fairer, langfristiger Partnerschaften zwischen Urproduzent*innen, Lieferant*innen und Abnehmer*innen fördert Resilienz und Vertrauen. Sie sind eine wichtige Grundlage für eine nachhaltige Produktion zur Ernährungswende.
Wir treiben die Energiewende auch in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette voran. Gleichzeitig muss hier im Besonderen berücksichtigt werden, dass landwirtschaftliche Flächen für die Nahrungsmittelversorgung Vorrang haben. In diesem Kontext ist gerade das Thema Agri-PV von großem Interesse.
Gleichzeitig haben wir 2024 einen Kriterienkatalog erarbeitet, der in unserem Sinne die nachhaltige Ausgestaltung potenzieller Freiflächenanlagen definiert und einen Rahmen für Finanzierungsentscheidungen bieten soll – gerade vor dem Hintergrund des Zielkonflikts zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Sicherung landwirtschaftlicher Flächen für den Nahrungsmittelanbau. Mehr dazu im Kapitel Erneuerbare Energien.
Gemeinschaftlich & sozial gerecht
Wir brauchen Modelle und Strukturen, in denen gemeinschaftlich Risiko und Verantwortung getragen und Solidarität und Wertschätzung zwischen allen Mitgliedern des Ernährungssystems gefördert werden.
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze. Die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) ermöglicht es beispielsweise, dass Verbraucher*innen und Landwirt*innen gemeinsam (vorab) für die Produktionskosten aufkommen, wodurch landwirtschaftliche Betriebe Planungssicherheit gewinnen und Ernten fair verteilt werden. Auch Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaften fördern partnerschaftliche Modelle.
Bio-Anbauverbände stärken durch langfristige Vertragsbeziehungen und transparente Preisgestaltungen das Vertrauen entlang der Wertschöpfungskette. Diese Beispiele zeigen, dass die ökologische Landwirtschaft nicht nur eine Frage der Anbaumethoden ist, sondern auch der Zusammenarbeit und gegenseitigen Verantwortung.
Die Direktvermarktung trägt dazu bei, die regionale Wertschöpfung zu stärken und soziale Strukturen innerhalb des Ernährungssystems zu fördern. Durch den direkten Austausch zwischen Erzeugern und Verbraucher*innen entstehen transparente, vertrauensvolle Beziehungen, die die Wertschätzung für Lebensmittel und deren Herstellung steigern. Neben Modellen wie SoLaWis und Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaften gehören Wochenmärkte, Hofläden oder Gemüse-Abokisten zu regionaler Direktvermarktung. Gleichzeitig ist gerade der Verkauf über Wochenmärkte und Hofläden auch mit einem hohen Aufwand verbunden. Die Verbraucher*innen sind nicht immer bereit, teils weitere Strecken zurück zu legen und sich in ihrer Flexibilität einzuschränken. Daher braucht es individuelle oder regionale Lösungen. Bei den von uns 2024 finanzierten Kund*innen betrug der Umsatzanteil aus der Direktvermarktung 32,6 %.
Neben der Vernetzung zwischen den einzelnen Akteuren braucht es tragende Strukturen und wertschätzende Beziehungen innerhalb der Betriebe und Unternehmen. Hier wurden neun der von uns 2024 finanzierten Projekte besonders positiv von den Kreditberater*innen hervorgehoben.
Für die Gestaltung der Ernährungswende brauchen wir Modelle und Strukturen, in denen gemeinschaftlich Risiko und Verantwortung getragen und Solidarität und Wertschätzung zwischen allen Mitgliedern des Ernährungssystems gefördert werden.