Unser Zukunftsbild Ernährung

Unser gesamtes Bankgeschäft beruht auf sozialen und ökologischen Kriterien, die unser Investitions-, Anlage- und Finanzierungsgeschäft prägen. Für unsere Firmenkund*innen gelten unsere Ausschluss- und Positivkriterien.

Für unsere sechs Branchen haben wir jeweils ein Zukunftsbild entwickelt. In diesen formulieren wir unseren gesellschaftlichen Gestaltungsanspruch. Jedes Zukunftsbild wird durch Kernmerkmale - Qualitäten - beschrieben. Diese Kernmerkmale sind mit Wirkindikatoren unterlegt, damit sie messbar sind.

Das Zukunftsbild für die Branche Ernährung

100 Prozent ökologische Landwirtschaft heißt: Keine Massentierhaltung, kein Mineraldünger, keine chemisch-synthetischen Pestizide, keine Gentechnik in der Landwirtschaft und keine künstlichen Zusatz- und Konservierungsstoffe in der Lebensmittelverarbeitung. Je mehr Nahrungsmittel ökologisch und dezentral angebaut und in einem überschaubaren Umkreis verarbeitet und verkauft werden, umso mehr profitiert die Region. Nicht nur wirtschaftlich. Regionalität begünstigt gleichberechtigte, stabile Partnerschaften zwischen Land- und Lebensmittelwirtschaft. Verbraucher*innen haben Vertrauen in die gekauften Waren, weil sie wissen, wo sie herkommen. In diesem nachhaltigen „Klima“ gedeiht Kreativität und wächst die Lust, sich in immer neuen Konstellationen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und die Erhaltung der ökologischen Vielfalt einzusetzen.
Ob Biohof, verarbeitender Betrieb, Bioladen, Gastronomie, solidarische Landwirtschaft, Konsument*in – jede*r kann den eigenen Weg der Nachhaltigkeit gehen. Wir wollen eine Ernährungswende, die auf einem respekt- und maßvollen Umgang mit Natur, Tieren, Menschen und Lebensmitteln fußt.

Mit unseren Zukunftsbildern arbeiten wir seit einigen Jahren. Wir haben viele Daten zur sozial-ökologischen Wirkung unserer Kund*innen erfasst. Durch regelmäßige Auswertung und Feedback haben wir dazugelernt. Deshalb ist es an der Zeit, die Zukunftsbilder kritisch zu prüfen und – wo notwendig – zu aktualisieren. Unsere generalüberholten Zukunftsbilder werden wir bald veröffentlichen.

Hintergründe zur Branche

In der Branche Ernährung unterscheiden wir zwischen zwei Teilbereichen: Ökologische Landwirtschaft und Naturkost. Zu Naturkost gehören verarbeitende Unternehmen (etwa ein Hersteller von Bio-Säften), der Großhandel und der Einzelhandel. Zum Einzelhandel zählen wir den kleinen Bioladen um die Ecke, genauso wie Bioläden mit mehreren Filialen und Bio-Kisten. Im Bereich ökologische Landwirtschaft unterstützen wir biozertifizierte Landwirtschaft und Betriebe, die sich auf den Weg der Transformation hin zu biozertifizierter Landwirtschaft machen. Auch die Wald- und Forstwirtschaft gehört dazu.

Herausforderungen und Schwerpunkte 2023

Das Jahr 2023 war herausfordernd für die Biobranche. Die Folgen des Ukrainekrieges, die Inflation, der Nachfragerückgang sowie steigende Kosten für Betriebe selbst belasten die Lebensmittelbranche und damit unsere Kund*innen.

Die Inflationsrate lag 2023 bei 5,9 Prozent. [1] Für Nahrungsmittel verzeichnet das Statistische Bundesamt einen wesentlich höheren Preisanstieg von durchschnittlich 12,4 Prozent. [2] Der Preisanstieg konventionell produzierter Lebensmittel war stärker als bei Bio-Lebensmitteln. [3] Diese Differenz macht die eigentlichen Kosten der Lebensmittelproduktion im Sinne des True Cost Gedanken sichtbar – konventionell erzeugte Lebensmittel sind langfristig teurer als Bio-Lebensmittel.

Zwar erlebte die Bio-Branche einen Zuwachs um 11 Prozent, jedoch bei ähnlich steigenden Kosten, wodurch sich die Gewinne nicht positiv entwickeln konnten. [4] Im Bio-Fachhandel wurden im Jahr 2023 steigende Umsätze verzeichnet, nachdem 2022 die massive Inflation zu rückläufigen Umsatzzahlen geführt hatte. [5]

Unsere Betriebe stehen nicht nur vor finanziellen Herausforderungen. Die voranschreitenden Entwicklungen der Klimakrise zeigen sich immer deutlicher. Extremwetterereignisse wie Starkregen und Überschwemmungen sorgen für Ernteausfälle und ansteigende Kosten durch Sachbeschädigungen. [6]

In Summe führte dies 2023 vermehrt zu Rückstellungen bei Investitionen. Einige Vorhaben wurden durch unsere Kund*innen neu überdacht oder gar gänzlich gestrichen.

Dennoch hat 2023 sowohl die Bio-Fläche in Deutschland (+4,3 Prozent) als auch der Anteil der Bio-Höfe weiter zugenommen (bei -3,0 Prozent Gesamtzahl landwirtschaftlicher Betriebe). [7] Stand 2023 waren 14,3 Prozent der Höfe in Deutschland und 11,8 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen bio-zertifiziert. 64 Prozent aller Bio-Flächen in Deutschland erfüllen die Richtlinie der Öko-Verbände.

Finanzielle Branchenkennzahlen 2023

⦁    In 2023 wurden in der Branche Ernährung neue Kredite in Höhe von 53,7 Mio. EUR vergeben.
⦁    Das Neukreditvolumen der Branche Ernährung ist im Vergleich zum Vorjahr um 72,5 Prozent gesunken (Erläuterung im nächsten Absatz).
⦁    Die Branche Ernährung macht einen Anteil von 4,6 Prozent am gesamten Neukreditvolumen im Jahr 2023 aus.

Katrin Heuzard la Couture, Branchenkoordinatorin Ernährung
Katrin Heuzard la Couture, Branchenkoordinatorin Ernährung

Interview mit Katrin Heuzard la Couture

[1] Statistisches Bundesamt www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/01/PD24_020_611.html
[2] de.statista.com/statistik/daten/studie/170527/umfrage/entwicklung-der-preise-fuer-nahrungsmittel/
[3] BÖLW (2024): Branchenreport 2024. Online verfügbar unter www.boelw.de/service/mediathek/broschuere/die-bio-branche-2024/.
[4] BÖLW (2024)
[5] BÖLW (2024), S.18
[6] BÖLW (2024), S.14
[7] BÖLW (2024)

Ergebnisse der Wirkungstransparenz

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen aus den Kompetenzcentern gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten zu relevanten Finanzierungen. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen.

Im Jahr 2023 konnten wir für branchenübergreifend 71,6 Prozent der relevanten Neufinanzierungen eine Wirkdaten-Erhebung durchführen. Die Auswertung auf dieser Seite basiert auf den Daten zur Branche Ernährung.

 

100 Prozent Bio

Wir brauchen eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Eine Landwirtschaft, die im Einklang mit ihrer Mitwelt und der Natur handelt, die Böden erhält und die Artenvielfalt fördert. Die Konventionelle Landwirtschaft entzieht sich ihrer eigenen Grundlage. Dem setzen wir unsere Vision von 100 Prozent ökologischer Landwirtschaft entgegen. In der ökologischen Landwirtschaft wird der negative Einfluss auf die Ökosysteme verringert. Durch Kreislaufwirtschaft und regionale Futtermittel wird CO2 eingespart. Durch Vermeidung von Monokulturen, Vielfalt an Saatgut, Fruchtfolgen, Hecken und naturbelassenen Streifen leisten Bio-Bauern einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Düngemittel schützt Böden und Gewässer.

Unsere Vision für ökologische Landwirtschaft und Tierwohl haben wir u.a. in unseren Anlage- und Finanzierungsgrundsätzen festgehalten. Für die Branche Ernährung bedeutet das den Ausschluss des Handels und der Verarbeitung von Produkten, die durch den Einsatz von Bioziden oder Pestiziden, Gentechnik, aus Massentierhaltung, mit chlororganischen Massenprodukten, durch Verletzungen von Menschenrechten, kontroversen Umwelt- oder Wirtschaftspraktiken, sowie nicht mit dem Einsatz nachhaltiger Energieerzeugung hergestellt wurden.

Als GLS Bank finanzieren wir EU-Bio und verbandszertifizierte Betriebe. Verbände haben zum Teil strengere Richtlinien hinsichtlich Böden, Biodiversität sowie Tierwohl. Zudem bietet die Verbandsmitgliedschaft allgemein Vorzüge für die Landwirt*innen selbst. Deshalb sehen wir Vorteile bei verbandszertifizierten Betrieben.

Im Jahr 2023 wurden für 76 Prozent der Anbaufläche der finanzierten landwirtschaftlichen Betriebe die hochwertige ökologische Qualität durch Bioland (61 Prozent) oder Demeter (15 Prozent) zertifiziert. Im deutschen Durchschnitt sind 1/3 der Biohöfe durch diese beiden Verbände zertifiziert. [8] Die verbleibenden 24 Prozent Nutzfläche wurden durch andere Bioanbauverbände und EU-Bio zertifiziert. Weitere wichtige Verbände in unserem Portfolio sind Naturland, Gäa, Biokreis und Ecovin.

Der Bestand an ökologischer Fläche, den die von uns im Jahr 2023 finanzierten Betriebe haben, beläuft sich auf 10.473 Hektar. Interessant ist die Größenstruktur der finanzierten ökologischen Betriebe.

Insgesamt sind 46 Prozent der finanzierten Betriebe, bezogen auf die Fläche, deutlich kleiner als der durchschnittliche landwirtschaftliche Betrieb in Deutschland von ca. 60 Hektar. Nur zwei Betriebe, die von uns 2023 finanziert wurden, haben eine Größe von über 500 Hektar. Auch diese großen und sehr großen Betriebe werden benötigt, um die dringend benötigte Umstellung auf 100 Prozent ökologische Landwirtschaft in absehbarer Zeit zu schaffen.

Um unseren Anspruch 100 Prozent ökologische Landwirtschaft zu erreichen, benötigen wir noch viele zusätzliche Flächen und eine deutliche Steigerung beim Umstieg auf ökologische Anbauflächen. Den Anteil der ökologischen Landwirtschaft in den kommenden Jahren signifikant zu erhöhen, wird ohne größere Höfe und Projekte nicht gelingen. Die Größe des Betriebs sagt dabei nicht unmittelbar etwas über die Qualität aus. Unsere Erfahrung zeigt: Gute Betriebe gibt es in jeder Größe. Wenn wir die Agrarwende in der Breite schaffen wollen, braucht es neben vielen kleinen und mittleren Höfen auch größere Betriebe.

Dieses Diagramm zeigt die Anzahl der 2023 finanzierten landwirtschaftlichen Betriebe nach Größe der Nutzfläche in Hektar.

100-prozentige Umstellung auf ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft.

Dies umfasst die Erzeugung, Verarbeitung und den Handel von und mit landwirtschaftlichen Produkten gemäß den anerkannten Richtlinien der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft.

 

Wie zuvor beschrieben, ist auch die Umnutzung von aktuell oder in der Vergangenheit konventionell genutzten landwirtschaftlichen Flächen essenziell, um die sozio-ökologische Transformation des Ernährungssektors zu schaffen. Deshalb arbeiten wir mit Betrieben zusammen, die von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft umstellen. Im Jahr 2023 haben 13 Prozent der Betriebe ihre Finanzierung für eine solche Umstellung oder eine Re-Inbetriebnahme genutzt. Diese Landwirtschaftsbetriebe verwalten eine Fläche von insgesamt 5.858 Hektar. Das entspricht 56 Prozent der Fläche von allen Betrieben, die 2023 eine Finanzierung der GLS Bank erhalten haben. Im Vergleich wurden 2023 in ganz Deutschland 80.459 Hektar mehr Fläche für Bio-Anbau gewonnen. [10]

Mit 11,8 Prozent Bio-Anbaufläche in Deutschland sind wir weit von unserem Ziel entfernt. Laut Bundesregierung sollen bis 2030 mindesten 30 Prozent der Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. [11]

Welchen positiven Einfluss ökologische Landwirtschaft auf Biodiversität, Klima und Böden hat, lesen sie im Kapitel zu Biodiversität.

Böden setzen unterschiedlich viele Treibhausgase frei, je nach landwirtschaftlicher Nutzungsform und Düngung. So emittieren die von uns 2023 finanzierten ökologischen Landwirtschaftsbetriebe in Summe schätzungsweise 18.328 Tonnen CO2e weniger pro Jahr im Vergleich zu konventionellen Flächen. Diese Einschätzung beruht auf einer Studie der TU München aus dem Jahr 2022, bei der zwischen 2009 und 2021 die Umwelt- und Klimawirkungen von 40 ökologischen und 40 konventionellen Betrieben in verschiedenen Agrarregionen in Deutschland untersucht wurden. [12] Demnach sparen ökologische Flächen 1.750 kg CO2e pro Hektar jedes Jahr ein. Die eingesparten Treibhausgas-Emissionen entsprechen ungefähr den durchschnittlichen CO2-Emissionen von 1.746 deutschen Bundesbürger*innen pro Jahr.

Darüber hinaus haben Biohöfe einen stabilisierenden Einfluss auf die Biodiversität. Wo konventionelle Landwirtschaftsflächen in Bezug auf die biologische Vielfalt wie eine Wüste wirken, leistet der ökologische Landbau nachweislich einen hohen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität aufgrund vielfältiger Fruchtfolgen und des Verzichts auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Stickstoffdünger. Neu geschaffene Biotope und Landschaftsstrukturen wie Hecken und Säume können auch von seltenen Arten gut besiedelt werden. Schon geringe Änderungen in den Bewirtschaftungsverfahren können eine hohe Wirkung entfalten.

Für von uns finanzierte Naturkost-Unternehmen, die Produkte produzieren und handeln, entfielen 98,6 Prozent des Umsatzes auf zertifizierte Bio-Produkte. Davon waren 75,1 Prozent durch Verbände und 23,5 Prozent durch EU-Bio zertifiziert.

Dabei ist die Bedeutung der Naturkost-Unternehmen für eine Umstellung auf 100 Prozent ökologische Landwirtschaft nicht zu unterschätzen. Schließlich kaufen wir als Konsument*innen selten direkt beim landwirtschaftlichen Betrieb. Wir backen in der Regel unser Brot nicht selbst oder lassen den Käse im Keller reifen. Wir leben in einer hoch arbeitsteiligen Gesellschaft. Naturkost-Unternehmen übernehmen dabei die Funktion, die Lebensmittel zu verarbeiten und zu verteilen.

11,8 Prozent Bio-Anbaufläche in Deutschland ist zu wenig und verfehlt die Ziele der Bundesregierung. Wir als GLS Bank leisten mit unseren Finanzierungen in ökologische Landwirtschaft und Naturkost-Unternehmen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und Ausbau von Bio-Landwirtschaft.

[8] BÖLW (2024), S. 8-9.
[9] BMEL (2022): Daten und Fakten 2020, S. 7f. Online verfügbar unter www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/daten-fakten-2022.pdf.
[10] BÖLW (2024), S. 8-9.
[11] BÖLW (2024)
[12] Kurt-Jürgen Hülsbergen (Hrsg.), Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus, in: Weihenstephaner Schriften (Band 16), 2022. Online verfügbar unter syncandshare.lrz.de/getlink/fiWMYsSjm7uGyBzrBFLGpH/Weihenstephaner%20Schriften_16_Studie.

Innovation

Im Jahr 2023 finanzierte Unternehmen in der Branche Ernährung engagieren sich in sozial-ökologischen Projekten auf vielseitige Art und Weise. Das Engagement ist am stärksten in Projekten zum Schutz der Biosphäre. Jeweils über 40 Prozent der Unternehmen leisten besondere Beiträge für das Wahren der Bodenfruchtbarkeit und eine schonende Landnutzung sowie das Wahren und Fördern der biologischen Vielfalt. Die Projekte umfassen Maßnahmen wie Moor-Wiedervernässung, Agroforst, regenerative Landwirtschaft, Streuobstwiesen, Anbau alter Sorten und Permakultur.

Auch besondere ökologische Wirtschaftspraktiken und Energieautarkie (26,7 Prozent) sind ein wichtiges Feld unserer Kund*innen im Jahr 2023. Dabei setzt sich zum Beispiel der Hof Engelhardt mit einem innovativem Kreislaufsystem für Wasser ein, um mit Wasserknappheit umzugehen und sich an den sich verstärkenden Klimawandel anzupassen. Auf dem Bioland-zertifizierten Hof wird das Regenwasser in einem Wasserspeicher gesammelt und für die Bewässerung der Felder genutzt. Weiteres können Sie im Sinnmacher und unserem Blog über diesen Kunden lesen. [13]

Für gute Arbeitsbedingungen & soziales Engagement (21,1 Prozent) werden z.B. Landwirt*innen langfristig gute und auskömmliche Einkommen gesichert oder beim Einkauf aller Rohstoffe auf anerkannte Sozialstandards geachtet. Hierfür ist der Hamfelder Hof ein exzellentes Kundenbeispiel. Die Molkerei wurde mit dem Ziel geschaffen, den Erzeuger*innen langfristig ein gutes und auskömmliches Einkommen zu sichern. Damit können diese höhere Tierschutzmaßnahmen umsetzen und somit das Tierwohl fördern.

Ein Mann lädt Kisten mit Salat in ein Transportfahrzeug der Tiny Farms Berlin.

Für die Gestaltung der sozial-ökologischen Transformation benötigen wir zudem Innovationen, die die Gesundheit der Menschen und Mitwelt im gleichen Maße berücksichtigen.
⦁    sozial-ökologische Transformation von Rahmenbedingungen, Routinen und Abläufen
⦁    durch innovative Maßnahmen, Ansätze und Ideen

Das Diagramm zeigt das Engagement der 2023 finanzierten Unternehmen im Rahmen von sozial-ökologischen Projekten in verschiedenen Kategorien.

Ein essenzieller Bestandteil der sozial-ökologischen Transformation ist die Reduktion unseres Ressourcenverbrauchs. Daher freuen wir uns, dass 41,7 Prozent der im Jahr 2023 finanzierten Naturkost-Unternehmen, also jene die in Verarbeitung und Handel tätig sind, die GLS-Finanzierung für die Reduktion ihres Ressourcenverbrauch nutzen. In diesen Fällen konnten Unternehmen den Einsatz wesentlicher, umweltrelevanter Ressourcen um durchschnittlich 26,5 Prozent reduzieren. Dies konnte vor allem durch die Einsparung von Energie, effizientere Wärmeschaukeln, die Installation von Photovoltaikanlagen, sowie weiteren Innovationen in Produktion und Verarbeitung erreicht werden.

Die Ergebnisse der Wirkungsmessung zeigen: Unsere Kund*innen nutzen Innovation, um den Herausforderungen in der Branche Ernährung gerecht zu werden.

Regionale Wertschöpfung

Regional verankerte Wertschöpfungsketten leisten einen positiven Beitrag. Abgesehen von kurzen Lieferwegen und damit Energieeinsparung, hat eine dezentrale, regionale Verarbeitung das Potenzial, soziale Strukturen auf dem Land zu bewahren und zu stärken.

Dennoch: Auch überregionale Zusammenarbeit ist wichtig, teils unumgänglich. Auch, wenn es erste Versuche gibt, Reis und Oliven nördlich der Alpen anzubauen, scheint es eher unwahrscheinlich, dass wir eines Tages den gesamten Bedarf regional abdecken können. Kakao- oder Kaffeepflanzen werden auch mit Klimawandel in Deutschland keine passenden Bedingungen finden.

Der globale Handel bietet für die Lebensmittelversorgung Vorteile, solange regionale Produktion und Versorgung – vor allem im globalen Süden – nicht systematisch zerstört werden. Im Vordergrund stehen für uns faire Partnerschaften.

90 Prozent aller relevanten Kund*innen, die 2023 eine Finanzierung in der Branche Ernährung erhalten haben, setzen Maßnahmen zur Stärkung der Regionalität um bzw. planen dies. Im Bereich Naturkost (Verarbeitung & Handel) haben schon über 80 Prozent Maßnahmen umgesetzt.

Die Maßnahmen hierfür können vielfältig sein. Von Netzwerkarbeit bis hin zur Unterstützung von Bio-Landbau in der Region. All das bedeutet zusätzlichen Aufwand. Auf der Seite der Verbraucher*innen gibt es indes auch durchaus Interesse an regionalen Produkten. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass 96 Prozent der 2023 finanzierten Naturkost-Unternehmen Maßnahmen zur Herkunftskennzeichnung ihrer Produkte vollständig (78 Prozent) oder teilweise (18 Prozent) umsetzen.

Das Engagement für Regionalität bei den Naturkost-Unternehmen zeigt sich auch im Einkauf. Relevante Kund*innen in Verarbeitung und Handel, die 2023 eine Finanzierung erhalten haben, bezogen zu über 80 Prozent ihren Einkauf aus einem Radius von max. 140 km (bezogen auf den Umsatz).

Lebensmittel legen häufig lange Wege zurück, bis sie auf den Teller kommen. Kurze Transportwege sind nicht nur gut fürs Klima, sondern fördern auch die regionale Wertschöpfung.
⦁    Stärkung dezentraler, regionaler Wertschöpfungsketten (regionale Anbau-, Verarbeitungs- und Handelsstrukturen)
⦁    Übernahme regionaler Verantwortung

Anteil regionaler Einkauf bei 2023 finanzierten Naturkost-Unternehmen (Verarbeitung & Handel) bezogen auf Umsatz

Auf der Verkaufsseite weisen unsere Daten ebenfalls auf eine regionale Wertschöpfung hin. Ungefähr ein Drittel des Gesamtumsatzes der 2023 finanzierten Unternehmen wurde durch regionale Vermarktung bzw. Direktvermarktung umgesetzt. In der Summe sind dies 540 Mio. Euro Umsatz mit regionaler Vermarktung bis 140 km durch Naturkost-Unternehmen und 20 Mio. Euro Umsatz durch Direktvertrieb durch Landwirtschaftsbetriebe.

Hierfür kooperierten im Jahr 2023 finanzierte Bio-Höfe mit insgesamt 340 Partner*innen in regionalen Wertschöpfungsketten.

Bei der Direktvermarktung haben die Menschen die Möglichkeit, genau zu wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen und wer sie für sie angebaut hat. So kann der Anonymität zwischen Produzierenden und Konsumierenden entgegengewirkt werden. Durch die entstehende Beziehung kann ein anderes Bewusstsein für die Lebensmittelproduktion und den tatsächlichen Wert der Lebensmittel aufgebaut werden. Gleichzeitig müssen die Landwirt*innen überprüfen, ob das gewählte Konzept eine angemessene Lösung für den jeweiligen Standort und die Menschen ist. Eine gute Zusammenarbeit mit Großhändlern, Lieferdiensten und Bioläden kann ebenfalls positiv auf die regionale Vermarktung einzahlen. Ein Ansatz sind sogenannte Food Hubs: Logistik- und Verteilzentren, in denen regionale Produkte zentral gesammelt werden können. So kann Direktvermarktung in der Region nicht nur an den Endkund*innen funktionieren, sondern auch an Großverbraucher wie Uni Mensen, Cateringunternehmen, Betriebskantinen, Krankenhäuser etc.

Faire Partnerschaften

Wie in allen Branchen ist es auch in der Branche Ernährung wichtig, dass faire Geschäftspartnerschaften geführt werden. Durch zuverlässige und langfristige Geschäftsbeziehungen können alle Beteiligten besser planen und wirtschaften. Neue bzw. kurze Geschäftsbeziehungen sind jedoch nicht per se negativ zu bewerten. Bei der Transformation eines Unternehmens zu einem nachhaltigen Unternehmen kann es z.B. dazu kommen, dass alte Geschäftsbeziehungen gekündigt und neue, nachhaltigere Partner gefunden wurden.

Insgesamt ergreifen 94 Prozent der von uns im Jahr 2023 finanzierten Kund*innen in der Branche Ernährung Maßnahmen zur Etablierung fairer Partnerschaften (65 Prozent) bzw. planen dies (29 Prozent). So ist es möglich, dass dem Preisdruck in der Land- und Lebensmittelwirtschaft durch partnerschaftliche Qualitäten wie Vertrauen, Transparenz und Solidarität entgegengewirkt wird. Hinzu kommt: Unsere Kund*innen achten selbst darauf, dass die einzelnen Abhängigkeiten in ihren Lieferketten nicht zu groß werden.

Dazu passt auch, dass unsere Kundenbetreuer*innen die Fairness der Geschäftsbeziehungen unserer Kund*innen durchschnittlich als ‚Hervorragend‘ einschätzen. Darüber hinaus engagieren sich unsere Kund*innen – sowohl bei Naturkost als auch ökologischer Landwirtschaft – oftmals sozial. Beispiele für soziales Engagement aus unserer Datenerfassung im Jahr 2023 sind: Ein Unternehmen in Naturkost sorgt für die Beschäftigung von Menschen, die am Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Gleich drei im Jahr 2023 finanzierte Landwirtschaftsbetriebe sorgen für die Inklusion von Menschen mit Hilfsbedarf. Andere fördern Communities in Afrika oder soziale Projekte vor Ort.

Unsere Erfahrung in der Praxis zeigt: Das soziale Engagement unserer Kund*innen ist groß.

Wir möchten Unternehmen unterstützen, die faire Partnerschaften mit ihren Lieferant*innen haben und diese in Zukunft ausbauen wollen.
⦁    Durchsetzung von fairen, langfristigen Partnerschaften
⦁    Stärkung partnerschaftlicher Qualitäten wie Vertrauen, Transparenz und Solidarität

Anteil von 2023 finanzierten Unternehmen der Branche Ernährung mit Maßnahmen zur Stärkung fairer Partnerschaften

Gesunde Ernährung

75 Prozent der 2023 finanzierten Unternehmen in der Branche Ernährung setzen Maßnahmen zur Verbraucherbildung um oder planen dies. Darüber hinaus setzen 88 Prozent der 2023 finanzierten Unternehmen in der Branche Ernährung Maßnahmen zur Förderung gesunder Ernährung um bzw. planen dies. Klar ist, dass es keine einheitliche Definition zu „gesunder Ernährung“ gibt. Grundsätzlich ist aus unserer Sicht insbesondere die Transparenz zur Herstellung und die Gewährleistung nachhaltiger Standards relevant, welche über die Richtlinien der EU-Bio Verordnung und der Bio-Anbauverbände abgedeckt sind. Dadurch wird die Qualität der Produkte gesichert.

Förderung zukunftsweisender Ernährungs- und Konsumstile durch verbesserte Verbraucherbildung, Transparenz und das Angebot von Bildungs- und Erlebnismaßnahmen
⦁    Initiativen und Projekte zur Stärkung der Wahrnehmung und Verfügbarkeit ökologischer Landwirtschaft

Abschluss & Ausblick

Das Jahr 2023 verzeichnete einen starken Rückgang des Kreditvolumens der Branche Ernährung. Besondere und andauernde Herausforderung wie die Inflation, die Folgen des Ukrainekrieges, zunehmende Extremwetterereignisse und unbeständige Absatzzahlen bringen Unsicherheit.

Jedoch ließen sich zum Ende 2023 positive Entwicklungen des Umsatzes im Bio-Fachhandel verzeichnen [14], mit einer einhergehenden sinkenden Inflationsrate. Damit prognostiziert der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) eine sich stabilisierende Lage. [15]

Die ökologische Landwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag, unsere Ernährung innerhalb der Planetaren Grenzen zu ermöglichen. Deshalb begleiten und unterstützen wir unsere Kund*innen intensiv bei der Verwirklichung unseres geteilten Bilds der Zukunft.

[14] BÖLW (2024), S. 18
[15] BÖLW (2024), S. 20