Unser Zukunftsbild Wohnen
Unser gesamtes Bankgeschäft beruht auf sozialen und ökologischen Kriterien, die unser Investitions-, Anlage- und Finanzierungsgeschäft prägen. Für unsere Firmenkund*innen gelten unsere Ausschluss- und Positivkriterien.
Für unsere sechs Branchen haben wir jeweils ein Zukunftsbild entwickelt. In diesen formulieren wir unseren gesellschaftlichen Gestaltungsanspruch. Jedes Zukunftsbild wird durch Kernmerkmale - Qualitäten - beschrieben. Diese Kernmerkmale sind mit Wirkindikatoren unterlegt, damit sie messbar sind.
Das Zukunftsbild für die Branche Wohnen lautet:
Mieter*innen und Eigentümer*innen kennen ihre (zukünftige) Immobilie und das Umfeld am besten. Deshalb muss ihr Wissen und ihre Meinung bei Bau oder Sanierung ebenso wie bei Miet- und Verwaltungsstrukturen einfließen, am besten vertraglich abgesichert. Ein besserer als der übliche Kündigungsschutz gibt Mieter*innen größere Sicherheit. Ebenso ein angemessenes Verhältnis zwischen Einkommen und Ausgaben für Miete oder Baufinanzierung. Das gelingt besonders gut in gemeinschaftlichen Wohnprojekten, wie wir aus über 45 Jahren Erfahrung wissen. Wo Jung und Alt, Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Einkommen, Wohnen und Arbeiten zusammengeht, lebt es sich besonders gut. Wenn dann beim Bauen, Sanieren und Wohnen noch auf umweltverträgliche Materialien, erneuerbare Energien, verträgliche Mobilität und ein gutes Miteinander mit der Nachbarschaft Wert gelegt wird, lebt es sich fast schon wie im Paradies.
In unserem Zukunftsbild Wohnen setzen sich vielfältige Aspekte vom Bauen bis hin zum Miteinander zu einem guten, zukunftsfähigen Wohnen zusammen.
Mit unseren Zukunftsbildern arbeiten wir seit einigen Jahren. Wir haben viele Daten zur sozial-ökologischen Wirkung unserer Kund*innen erfasst. Durch regelmäßige Auswertung und Feedback haben wir dazugelernt. Deshalb ist es an der Zeit, die Zukunftsbilder kritisch zu prüfen und – wo notwendig – zu aktualisieren. Unsere generalüberholten Zukunftsbilder werden wir bald veröffentlichen.
Herausforderungen und Schwerpunkte 2023
Die Haushaltssperre des Bundes hat dazu geführt, dass etliche Förderungen derzeit auf Eis liegen. Davon betroffen war zwischenzeitlich auch das KfW-Programm 134: die Förderung genossenschaftlichen Wohnens. [1]
Die GLS Bank hat daher zwischen Winter 2023 und Frühjahr 2024 Genossenschaftsmitgliedern Ersatz aus Eigenmitteln der Bank angeboten.Seit dem 20. Februar 2024 ist das KfW-Förderprogramm wieder aktiv.
Steigende Mieten führen in Stadtteilen zu einer Entmischung von Bevölkerungsschichten (Gentrifizierung):
Die Menschen im unteren Einkommensdrittel können sich die Mieten in Großstädten nicht mehr leisten, Menschen mit Migrationshintergrund werden auf dem Wohnungsmarkt diskriminiert. Kulturschaffende, die ein Quartier attraktiv gemacht haben, ziehen auf der Suche nach Vielfalt, Kreativität und bezahlbarem Wohnraum weiter. Insgesamt beobachten wir daher eine Verschiebung der Nachfrage. In einigen Städten und Regionen wandern ganze Bevölkerungsschichten ab, in anderen wächst die Nachfrage nach Wohnraum extrem. Investoren spekulieren auf hohe Renditen und treiben so die Immobilienpreise in die Höhe. Das führt zu einer Verknappung von günstigem Wohnraum und Mieten.
Fazit: Wohnen in der Stadt kann sich nicht mehr jede*r leisten.
Steigende Baukosten führen zudem zu einem Rückgang im Wohnungsbau. [2] Dies spannt die Lage auf dem Wohnungsmarkt zusätzlich an. Aktuell werden auf kommunaler Ebene erste Förderinstrumente für den sozialen und genossenschaftlichen Wohnraum sichtbar, wodurch deren Finanzierbarkeit wieder ansteigt.
Die Koalition für Holzbau ist eine Initiative für nachhaltiges Bauen mit Holz. Das Netzwerk aus unterschiedlichsten Akteuren - von Wissenschaft und Holzverarbeitung über Architektenverband und Projektentwicklung bis hin zur Planung und Bauherren-Beratung - bündelt seine Erfahrungen mit dem CO2-neutralen Baustoff Holz. Als erste sozial-ökologisch Bank ergänzen wir die Koalition nun auch mit unserer Sicht aus dem Finanzsektor.
Holzbau ist politisch. Mit den gebündelten Informationen spricht die Koalition die Immobilienbranche und die Politik an, klärt auf und zeigt Möglichkeiten sowie Lösungen von der Planung, dem Bau bis hin zur Wirtschaftlichkeit auf. Vor allem aber widmet sich die Koalition für Holzbau der politischen Akzeptanz und den baugesetzlichen Rahmenbedingungen. Sie veröffentlicht regelmäßig Faktenpapiere und ist Wissensgeber für den politischen Diskurs.
Mit Holzbau zur kreislaufeffektiven Bauwende. Die GLS Bank möchte nachhaltiges Bauen mit Holz weiter in den Fokus rücken. Neben der Finanzierung von Immobilien in Holzbauweise möchten wir uns gemeinsam mit der Koalition auch politisch einbringen, um Holzbau salonfähig sowie bezahlbar zu machen - denn Nachhaltigkeit ist für uns ökonomisch, ökologisch und sozial!
Ergebnisse der Wirkungstransparenz
Mitbestimmung
Die wichtigste Kennzahl im Bereich "Wohnen" ist die Anzahl der finanzierten Wohneinheiten. Unsere Finanzierungen wirken positiv auf das Zukunftsbild, wenn Wohnraum wächst. Im Jahr 2023 haben wir über 1.015 (re-)finanzierte Wohneinheiten in Wohnprojekten/-genossenschaften (Neubau & Sanierung) mit einer Wohnfläche von insgesamt 64.255 m² finanziert.
Die durchschnittliche Wohnfläche pro Einheit beträgt 63,3 m² und liegt damit ca. ein Drittel unter dem deutschen Durchschnittswert von 92,2 m². [3] In diesen durchschnittlich 63,3 m2 sind Gemeinschaftsflächen bereits einberechnet. Wir fördern gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen, da es aus ökologischen und sozialen Aspekten sinnvoll ist. Gemeinschaftliche genutzte Flächen sparen Energie beim Heizen und fördern das soziale Miteinander.
Für die gezielte Förderung der Mitbestimmung durch die Menschen haben über 81 Prozent der 2023 (re-)finanzierten Wohneinheiten in Wohnprojekten/-genossenschaften demokratische Miet- und Verwaltungsstrukturen in der Satzung oder im Nutzungs- bzw. Generalmietvertrag. Das heißt, bei den entsprechenden Wohnprojekten und -genossenschaften ist Mitbestimmung nicht nur gewollt, sondern explizit verankert. Im Umkehrschluss heißt das nicht, dass für die verbleibenden 19 Prozent der Wohneinheiten keine Mitbestimmung möglich ist. Die Verbindlichkeit ist hier nur geringer.
In den Wohnprojekten und -genossenschaften ist Platz für bis zu 1.840 Mitglieder, was durchschnittlich 41,8 Mitgliedern pro Wohnprojekt/-genossenschaft entspricht. Mitglieder sind dabei die Grundvoraussetzung für genossenschaftliches Wohnen, wobei die Anzahl der Mitglieder und Bewohner*innen nicht identisch ist. Unsere Erfahrung zeigt, dass es oftmals sogar mehr Unterstützer als tatsächliche Nutzer pro Projekt gibt.
Die Anzahl der Bewohner*innen abzufragen ist nicht zielführend, da sich diese Anzahl mit der Zeit verändert. Dadurch können wir leider auch keine Aussage dazu treffen, wie viel Wohnraum wir pro Person/Bewohner*in finanzieren. Dabei wäre das eine interessante Kennzahl. Schließlich steigt der durchschnittliche Wohnraum pro Person in Deutschland permanent.
Das der durchschnittliche Wohnraum steigt, hat negative ökologische Auswirkungen (Energiebedarf, Einsatz Baumaterial, Flächenversiegelung). Eine Verringerung des Wohnraums wäre ökologisch sinnvoll und würde der Wohnungsnot in Städten entgegenwirken. In der Praxis ergibt sich bei den von uns finanzierten Wohnprojekten und -genossenschaften eine Reduzierung des Wohnraums zwangsläufig durch unsere hohen Anforderungen an nachhaltiges Bauen. Die hohen Qualitätsstandards verursachen höhere Baukosten, dadurch wird der Wohnraum faktisch begrenzt. Nur ein Teil der Baukosten können durch Förderprogramme aufgefangen werden.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass Mitbestimmung in Wohnprojekten und -genossenschaften gewollt ist und gelebt wird. Dabei sind wir fest davon überzeugt, dass demokratische Gestaltungsmittel der beste Weg sind, um den sozialen und ökologischen Herausforderungen auch im Wohnbereich zu begegnen. Wo sich Menschen einbringen, in den Diskurs treten und gemeinschaftlich nach Lösungen suchen, wird die individuelle Wirksamkeit erfahrbar.
[3] www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_297_31231.html
Bezahlbarer Wohnraum
Im Jahr 2023 liegen die IST-Mieten der (re-)finanzierten Wohneinheiten in Wohnprojekten/-genossenschaften zu 96 Prozent auf Marktniveau (+/- 10 Prozent) bzw. handelt es sich um Wohngenossenschaften oder die Wohneinheiten werden überwiegend von den Eigentümer*innen genutzt. Dieses Ergebnis basiert u.a. auf einer Auswertung der nWert Gutachten, die von der GLS ImmoWert erstellt werden. Leider lag das nWert Gutachten nicht für alle Finanzierungen zum Zeitpunkt der Auswertung bereit. Deshalb bezieht sich diese Aussage auf nur ungefähr 70 Prozent der Finanzierungen.
Das Ergebnis zur Wirkungsmessung wird zudem durch weitere Kennzahlen gestützt. Die durchschnittliche Nettokaltmiete bei 2023 finanzierten Wohnprojekten/-genossenschaften beträgt 10,42 EUR/m², was im Verhältnis zum durchschnittlichen Mietspiegel 9,4 Prozent und im Verhältnis zur durchschnittlichen Marktmiete 20,4 Prozent günstiger ist. Dabei variiert die Nettokaltmiete stark im Vergleich der einzelnen Bundesländer. Die höchste durchschnittliche Nettokaltmiete ist in Sachsen-Anhalt vorzufinden und ist über 35 Prozent teurer als der Durchschnitt. Allerdings wurde hier auch nur ein Projekt mit fünf Wohneinheiten finanziert. Die günstigste durchschnittliche Nettokaltmiete unserer finanzierten Wohneinheiten ist in Berlin und beträgt dort ca. 50 Prozent weniger im Vergleich zum Durchschnitt.
Anteil Wohneinheiten mit durchschnittlicher Miete günstiger als Mietspiegel in 2023 finanzierten Wohnprojekten/-genossenschaften
Insgesamt sind von den 2023 (re-)finanzierten Wohneinheiten 65 Prozent günstiger als der Mietspiegel vor Ort. Unsere Erfahrung zeigt zudem, dass die Mieten in genossenschaftlichen bzw. Gemeinschaftswohnprojekten in der Regel wesentlich moderater ansteigen als der Mietspiegel. Dadurch wird dauerhaft bezahlbarer Wohnraum gefördert. Bei Neubauten kann aufgrund der hohen Baukosten allerdings auch genossenschaftliches Wohnen meistens keine Miete unterhalb der Marktmiete darstellen.
Um auch einkommensschwächeren Haushalten bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen, haben 61 Prozent der 2023 finanzierten Wohnprojekte/-genossenschaften solidarische Angebote umgesetzt bzw. planen dies. Das heißt, hier bringen einzelne Parteien freiwillig mehr finanzielle Mittel ein, um anderen Menschen in der Gemeinschaft die Finanzierung des Wohnraums zu ermöglichen. Damit so etwas funktioniert, ist ein gemeinschaftliches Miteinander unabdingbar.
Der Großteil der (re-)finanzierten Wohneinheiten – 76 Prozent – entfällt auf Städte. 24 Prozent liegen in Gemeinden, die Kreisen zugeordnet sind. Grob gesagt befinden sich also ein Viertel der im Jahr 2023 (re-)finanzierten Wohneinheiten somit in Dörfern und kleinen Städten – also im eher ländlich geprägten Raum.
Auf Ebene der Bundesländer wurden die meisten (re-)finanzierten Wohneinheiten in Baden-Württemberg (24,5 Prozent) finanziert, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (16,5 Prozent) und Niedersachsen (13,0 Prozent).
Die von uns finanzierten Wohnprojekte sind überwiegend eher günstiger als der Mietspiegel sowie die Marktmiete vor Ort. Ist der Wohnraum damit auch bezahlbar?
Gerade bei Neubau sind die Kosten oftmals so hoch, dass die Miete für finanziell benachteiligte Haushalte oft nur schwer zu stemmen ist. Deshalb freut es uns, dass über die Hälfte der Wohnprojekte und -genossenschaften solidarische Angebote vorhalten.
Zudem beobachten wir, dass die Mieten bei genossenschaftlichem Wohnen eher konstant bleiben, mit der Zeit im Vergleich zum Mietspiegel wesentlich langsamer ansteigen.
Am Ende ist die Bezahlbarkeit des Wohnraums individuell zu betrachten. Das kann die Wirkungsmessung durch die GLS Bank nicht leisten. Hierfür muss der Austausch im Projekt selbst stattfinden. Kleine Wohnflächen und geförderter Wohnraum mit WBS tragen in vielen Projekten dazu bei, dass Wohnen für alle bezahlbar wird.
Nutzungsrechte
Im Jahr 2023 sind bei jeweils über 90 Prozent der finanzierten Wohnprojekte/-genossenschaften ökologische sowie soziale & ethische Aspekte, die über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehen, vorhanden. Dabei sind ökologische Aspekte zu 44 Prozent und soziale & ethische Aspekte zu 38 Prozent explizit in der Satzung verankert. Zusätzlich sind „lebenslange Nutzungsrechte“, also das Recht auf die Nutzung der Wohneinheiten, ohne selbst Eigentümer*in zu sein, sowie ein „expliziter Verzicht auf Gewinn durch Weiterverkauf“ zu jeweils ca. 25 Prozent in den Satzungen festgehalten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht immer alle Aspekte in der Satzung festgehalten werden müssen und faire Nutzungsrechte durch die flexible Mitbestimmung der Mieter*innen ebenso unterstützt werden.
Ein Beispiel, wie Nutzungsrechte innovativ gedacht werden können, um die soziale Wirksamkeit zu steigern, zeigt unsere Kundin GENIUS Wohnungsbau eG. GENIUS steht für „Genossenschaft für inklusives und soziales Wohnen". Vor dem Hintergrund der Wohnungsknappheit in Berlin haben sich ursprünglich 15 soziale Träger unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zusammengeschlossen und die Genossenschaft gegründet, um dringend benötigten und bezahlbaren Wohnraum für ihre sozialen Angebote selbst zu schaffen und zu akquirieren:
Die inzwischen 17 Träger decken ein breites Spektrum der sozialen Daseinsfürsorge ab, von der Jugendhilfe über die Unterstützung von körperlich, geistig und seelisch beeinträchtigten Menschen bis hin zur Seniorenbetreuung. Zentraler Gedanke ist die Entwicklung inklusiver Wohnzusammenhänge für Betreute und andere Nachfragegruppen und die Bereitstellung der dafür erforderlichen Flächen.
Sowohl unsere Wirkdaten als auch das Beispiel zeigen: Die von uns finanzierten Wohnprojekte und -genossenschaften sind zukunftsweisend. Auch in Bezug auf Nutzungsrechte.
Nachhaltiges Bauen
Die hohe Bedeutung von nachhaltigem Bauen ist in unserem Zukunftsbild festgeschrieben. Der Immobilienboom der letzten Jahre scheint sich nach der Zinswende der Europäischen Zentralbank zu beruhigen. Damit geht die Hoffnung auf geringeren Zuwachs der Flächenversiegelung einher.
Die Planetaren Grenzen erfordern ein Umdenken in der Baubranche hin zu natürlichen und wiederverwendbaren Rohstoffen. Wir brauchen eine Architektur, die auf langfristige und flexible Nutzung sowie Energieeffizienz ausgerichtet ist. Idealerweise erzeugt die Immobilien Energie sogar selbst. Die Energiekrise hat sowohl Konsument*innen als auch die Regierung zu einem Umdenken bewegt: Förderungen für Sanierungen laufen weiter und sind weiterhin sehr gefragt. Auch der Einbau von Wärmepumpen bzw. der Bezug von Fernwärme wird nun gesetzlich geregelt. Aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen heraus wird zu oft noch auf konventionelle Bauweisen gesetzt, die mit einem hohen Rohstoff- und Energieaufwand einhergehen. Erst wenn externalisierte Kosten berücksichtigt werden, wird ökologisches Bauen günstiger.
Laut Umweltbundesamt sind 6,54 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands versiegelt. [4] Was zunächst nach wenig klingt, hat schwerwiegende Folgen. Wertvoller Boden und die damit verbundenen Ökosystemleistungen des Bodens sind dauerhaft wichtiger Funktionen beraubt. Es kommt zu einer Veränderung und Störung lokaler und regionaler Wasserkreisläufe. In Städten führt die flächendeckende Versiegelung zu Hitzeinseln. Der Temperaturunterschied kann im Sommer in Städten im Vergleich zum Umland sogar bis zu 10 Grad Celsius betragen. Hinzu kommt die massive Beeinträchtigung der Bodenfauna und damit ein dauerhafter Verlust der Bodenfruchtbarkeit. Eine Versiegelung des Bodens durch Beton, Asphalt oder Pflasterung kann nur sehr schwer – und meist nicht vollständig - rückgängig gemacht werden. Zwischen 1992 und 2018 hat laut Umweltbundesamt die Versiegelung des Bodens in Deutschland pro Jahr im Durchschnitt um 178 km2 zugenommen.1 In den Jahren 2020/2021 fiel die Flächenversiegelung mit 93 km2 zwar bereits deutlich geringer aus, lag damit aber immer noch bei 25 Hektar am Tag. Das entspricht 35 Fußballfeldern.
[4] www.helmholtz-klima.de/faq/macht-der-klimawandel-unsere-staedte-zu-hitzeinseln
Da es in Deutschland kaum Bevölkerungswachstum gibt, ist die Sanierung von bereits bestehendem Wohnraum oft die sinnvollste Methode, um Wohnraum zu verbessern und gleichzeitig den Energieverbrauch zu senken.
Im Jahr 2023 wurden Wohn- & Nutzfläche von 81.307 m2 durch die GLS Bank in Wohnprojekten/-genossenschaften und Gewerbeimmobilien finanziert. 98 Prozent der finanzierten Projekte setzen Maßnahmen zur Förderung des Klima- und Umweltschutzes durch nachhaltiges Bauen um bzw. planen dies. Darüber hinaus wird für 61 Prozent der 2023 (re-)finanzierten Wohnfläche in Wohnprojekten/-genossenschaften bereits Wärme ohne fossile Energieträger erzeugt.
Zudem setzen zwei Drittel der 2023 finanzierten Projekte Maßnahmen zur Reduzierung der Flächenversiegelung um bzw. planen dies. Das Maß des Flächenverbrauchs und der Flächenversiegelung ist ein wichtiger Aspekt der ökologischen Schadschöpfung von Immobilien.
Wie nachhaltiges Bauen und bezahlbarer Wohnraum gemeinsam gedacht werden können, zeigt unsere Kundin, die Wohnungsgenossenschaft wagnis eG. Die Wohnbaugenossenschaft wagnis eG aus München baut im genossenschaftlichen Verbund Häuser und Wohnungen, die sowohl ökologisch als auch bezahlbar sein müssen. Möglich macht dies die serielle Holzbauweise.
- Sozial sind die Gebäude, weil sie weniger kosten als Einzelanfertigungen. Das geht, weil Wände, Böden und Decken millimetergenau in der Fabrik zugeschnitten werden.
- Nachhaltig ist das Holz grundsätzlich, weil es ein nachwachsender Rohstoff ist und CO2 bindet. Außerdem lässt sich Holz, anders als konventionelle Baustoffe, einfach recyclen.
- Die wagnis eG nutzt zudem nur lokal produziertes Holz des Unternehmens b_solutions. Es gehört zur Holzfirma Binderholz, deren Nadelholz aus eigenen Wäldern in Österreich stammt. Das spart weite Transportwege.
[5] Vgl. Umweltbundesamt, Bodenversiegelung, 2022
Mehr als die Hälfte der 2023 finanzierten nachhaltigen Wohnprojekte/-genossenschaften und Gewerbeimmobilien haben eine herausragende oder sehr gute nWert-Bewertung in unseren Gutachten, mit einem durchschnittlichen Ergebnis von 71,7/100 (sehr gut).
Beim nWert werden sowohl ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Eine detaillierte Auswertung der nWert Gutachten für die Wirkungstransparenz ist derzeit leider prozessual nicht möglich.
Anteil von Förderungen von Klima- und Umweltschutz durch nachhaltiges Bauen bei 2023 finanzierten Projekten/Immobilien der Branche Wohnen (inkl. Gewerbeimmobilien)
Soziale Vielfalt
Die Stadt gehört allen. Soziale Vielfalt erlaubt Austausch, Kreativität, Offenheit, Mitbestimmung. Mit Gemeinschaftswohnprojekten wird einer gespaltenen Gesellschaft entgegengewirkt.
Die Verteilung von Wohnraum wird zunehmend zu einer der zentralen Gerechtigkeitsfragen. Die Lebensqualität ist oft dort am höchsten, wo ein buntes Miteinander gelebt wird. Gemeinschaftswohnprojekte stellen sich gegen den Trend zunehmender Gentrifizierung und Homogenisierung.
81 Prozent der im Jahr 2023 finanzierten Wohnprojekte/-genossenschaften und Gewerbeimmobilien setzen Maßnahmen zur demographischen & sozialen Vielfalt um (50 Prozent) bzw. planen dies (31 Prozent).
Anteil 2023 finanzierte Wohnprojekte/-genossenschaften und Gewerbeimmobilien mit Maßnahmen für demografische und soziale Vielfalt in Prozent (nur relevante)
Abschluss & Ausblick
Im Jahr 2023 haben wir über 1.015 Wohneinheiten (Neubau & Sanierung) mit einer Wohnfläche von insgesamt 64.255 m² finanziert. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Einheit beträgt dabei 63,3 m² und liegt damit ca. ein Drittel unter dem deutschen Durchschnittswert. Wir finanzieren somit vornehmlich kleinen, kompakten Wohnraum. Zur Förderung des Klima- und Umweltschutzes durch nachhaltiges Bauen setzen 98 Prozent der finanzierten Projekte entsprechende Maßnahmen um bzw. planen dies.
Die Miete in genossenschaftlichen bzw. Gemeinschaftswohnprojekten steigt in der Regel wesentlich moderater an als der Mietspiegel. Dadurch fördern wir dauerhaft bezahlbaren Wohnraum. Die durchschnittliche Nettokaltmiete bei 2023 finanzierten Wohnprojekten beträgt 10,42 EUR/m². Im Verhältnis zum durchschnittlichen Mietspiegel ist dies 9,4 Prozent günstiger, im Verhältnis zur durchschnittlichen Marktmiete sogar 20,4 Prozent günstiger.
In Wohnprojekten und -genossenschaften schaffen unsere Kund*innen gemeinsam genutzte Flächen. Das ist unter ökologischen und sozialen Aspekten sinnvoll. Teilhabe und Mitbestimmung zahlen sich aus: bei 81 Prozent der 2023 (re-)finanzierten Wohneinheiten sind demokratische Miet- und Verwaltungsstrukturen implementiert. Über 90 Prozent der finanzierten Wohnprojekte und -genossenschaften richten sich nach ökologischen, sozialen und ethischen Aspekten, die über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehen. Die Projekte unserer Kund*innen schaffen dauerhafte Lebensqualität.